Karstadt Tiefe Einschnitte angekündigt

Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl (Foto) kündigt tiefe Einschnitte für das Filialnetz der angeschlagenen Warenhauskette an und stimmt die rund 17.000 Mitarbeiter auf harte Zeiten ein. Es gebe zwar noch keine konkreten Schließungsbeschlüsse, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, aber es bestünden berechtigte Sorgen um die Profitabilität von mehr als 20 Häusern. Bundesweit zählen noch 83 Karstadt-Häuser zum Bestand.

Dienstag, 15. Juli 2014 - Handel-Archiv
Lebensmittel Praxis
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„Es wird schmerzhafte Einschnitte geben müssen, um dem gesunden Kern eine Zukunft zu geben“, sagte er. Auch die Essener Hauptverwaltung und der Logistikbereich bleiben nicht verschont „Es ist klar, dass Karstadt in der derzeitigen Situation alles auf den Prüfstand stellen muss“, so Fanderl. Die Kraft der Karstadt-Filialen, zu hohe Zentral- und Logistikkosten zu tragen, sei genauso begrenzt wie die Fähigkeit, auf Dauer eine zu große Zahl unprofitabler Standort zu betreiben.

Das Management arbeite mit Hochdruck daran, dem Aufsichtsrat und den Arbeitnehmergremien „zeitnah“ ein umfassendes Sanierungskonzept vorzuschlagen. Mit allen Vertragspartnern des angeschlagenen Warenhausunternehmens sollen Gespräche geführt werden.

Mit dem Warenkreditversicherer des Unternehmens sei eine Verlängerung des Vertrages um ein Jahr erreicht worden. Damit ist das für das Unternehmen besonders wichtige Weihnachtsgeschäft gesichert. Karstadt habe auch genug Liquidität und sei handlungsfähig, versicherte Fanderl. Das Unternehmen verdiene aber „über die Ladenkasse noch immer kein Geld“.

Die als große Hoffnungsträgerin angetretene Konzernchefin Eva-Lotta Sjöstedt hatte in der vergangenen Woche nach weniger als fünf Monaten die Segel gestrichen, weil sie keine Basis für ihr Sanierungskonzept und keinen Rückhalt von Seiten des Karstadt-Eigners Nicolas Berggruen sah. Er steht vor allem wegen mangelnder Investitionsbereitschaft in der Kritik. Von einem rationalen Finanzinvestor finanzielle Unterstützung zu erwarten, wenn man ihm nicht zeigen könne, ob und wie sich diese rentiert, sei müßig und in der Regel erfolglos, argumentierte Fanderl in der „FAZ“. Die auf Immobiliengeschäfte spezialisierte Finanzgruppe Signa besitzt seit Herbst vergangenen Jahres 75 Prozent der Anteile an den Premium- und Sport-Warenhäusern von Karstadt – darunter das Berliner KaDeWe.

Arbeitnehmervertreter zeigten sich betroffen. Verdi forderte die Eigentümer auf, ihre Pläne auf den Tisch zu legen und zu investieren.