SweGreen Neustart für In-Store-Farming

Nachdem das Vertical-Farming-Konzept mit Kalera scheiterte, startet Edeka Stadler + Honner in Unterföhring als erster Händler in 
Deutschland mit dem schwedischen Hersteller SweGreen neu durch.

Freitag, 01. Dezember 2023 - Sortimente
Elke Häberle
Artikelbild  Neustart für In-Store-Farming
Bildquelle: Elke Häberle

Als die Edeka-Kaufleute Stadler + Honner im März 2021 ihren jüngsten 7.500 Quadratmeter großen Markt „Die Frisch-Nachbarn“ in Unterföhring bei München eröffnet hatten, war das In-Store-Farming von Anfang an ein Herzensprojekt des Geschäftsführers Daniel Honner. Damals sorgte der Grow Tower des Start-ups „&ever“ im Markt für Aufmerksamkeit. Hier wurden frische Salate und Kräuter in Töpfen pestizidfrei angebaut und erntefrisch verkauft. Doch die Erfolgsgeschichte endete mit der Insolvenz des Unternehmens Kalera, das „&ever“ zuvor übernommen hatte (siehe LP 13/2023).

Jetzt können sich die Kunden in Unterföhring wieder auf selbst gezogene Salate und Kräuter „inhouse“ freuen: Anfang November nahm Daniel Honner eine neue Anlage des schwedischen Anbieters SweGreen in Betrieb. „Vom ersten Kontakt über den Umbau bis zum ersten verkauften Salatkopf haben wir das Projekt in vier Monaten durchgezogen“, beschreibt Daniel Honner die problemlose Zusammenarbeit mit SweGreen.

Vier Wachstumsphasen
In dem gläsernen Tower werden auf einer Fläche von 10 Quadratmetern auf drei Ebenen aktuell Eichblatt- und Romanasalat sowie Basilikum und Minze gezogen – vor den Augen der Kunden. Dabei durchlaufen die Pflanzen in den durchgehenden Glasschränken nach und nach vier Bereiche: Im ersten Glasschrank, der „Kinderstube“, verweilen die Pflanzenballen mit dem Saatgut zwei bis drei Wochen, bevor die einzelnen Setzlinge auf ein neues Blech mit größeren Pflanzabständen umgesetzt werden. Sie kommen in die „Wachstumszone“. Wenn es den Pflanzen hier zu eng wird, werden sie erneut einzeln auf Bleche mit noch mehr Platz zur Entfaltung umgesetzt. Letzte Station ist schließlich „Erntefrisch“. Dort werden die ausgewachsenen Salatköpfe und Kräuter mit dem Pflanzenballen herausgenommen, in Beutel gestellt und kommen in den Verkauf.

Von der Aussaat bis zum Verkauf vergehen vier bis fünf Wochen. Zu Hause im Kühlschrank bleiben die Produkte durch die im Beutel feucht gehaltenen Ballen bis zu drei Wochen frisch.

Technik und Pflege
Wie ausgeklügelt das System der Schweden ist, zeigen beispielsweise folgende Details: In den Glasschränken werden die Bleche mit den Setzlingen viermal täglich bewässert. Das Restwasser läuft in einen Tank unter den Schränken, wird dort wieder frisch aufbereitet und mit organischen Nährstoffen angereichert. Die Luft in den Schränken wird ebenfalls entfeuchtet und spült täglich weitere 80 Liter Wasser in die Wassertanks. „Es wird kein Tropfen Wasser verschwen­det. Insgesamt beträgt die Wasserersparnis gegenüber konventionellem Anbau über 99 Prozent“, weiß Daniel Honner. Eine weitere Beson­derheit: Über einen Filter wird CO₂ aus der Luft im Markt entzogen und den Pflanzen zugeführt.

1,3

Liter Wasser werden für den Anbau 
von 1 Kilogramm 
Salat in der SweGreen-Anlage 
benötigt.

250

Liter Wasser sind für den Anbau
von 1 Kilogramm Salat im Freiland erforderlich.
Quelle: SweGreen

Etwa eineinhalb Stunden benötigt ein Mitarbeiter täglich für die Aufzucht der Pflanzen. Der Geschäftsführer rechnet aber damit, dass der Aufwand mit der Zeit, mit Übung und Routine auf eine Stunde schrumpft. Aber darum geht es dem Händler nicht: „Flächenfraß, Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit & Co. sind große Themen unserer Zeit. Vertical Farming kann hier einen kleinen Beitrag leisten“, so der Edekaner, und weiter: „In wichtigen Punkten wie Flächeneffektivität, Optimierung des Wassereinsatzes oder Logistik weist In-Store-Farming Topwerte auf. Es ist aber vor allem wichtig, dass wir den Verbrauchern Berührungsängste nehmen und Neugier wecken.“

Der Anfang ist gemacht
Täglich können 89 Salatköpfe und Kräuter geerntet werden. „Diese Menge können wir problemlos am Tag verkaufen“, sagt Daniel Honner. Um die Kunden nach der Vertical-Farming-Pause wieder an dieses Sortiment heranzu­führen, verkauft Stadler + Honner die Salate und Kräuter aktuell für 1,49 Euro, der Normalpreis liegt bei 2,49 Euro. „Für unsere Kunden gehören selbst gezogene Salate und Kräuter zum Sortiment. Besonders auf Nachhaltigkeit bedachte Käufer wollen darauf nicht mehr verzichten“, beschreibt der Händler die Nachfrage.

Die Zusammenarbeit mit SweGreen, das unabhängig von Investoren agiert, klappt laut Daniel Honner reibungslos: „Wir bekommen alles aus einer Hand: von den Pflanzenballen und Samen über den technischen Support und das Know-how, die Schulungen zu Pflege und Handling der Pflanzen bis hin zu den Beuteln, der Verwaltung und Steuerung über die Cloud. Dabei hat SweGreen immer eins im Fokus: die Wirtschaftlichkeit.“

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