Vegetarisch-vegane Alternative Coole Umsatzchancen

Das vegetarisch-vegane Produktsortiment hat sich im Kühlregal fest etabliert. Weniger im Fokus steht das alternative Angebot in den Tiefkühlabteilungen. Zu Unrecht, meinen die Hersteller.

Mittwoch, 25. Oktober 2023 - Sortimente
Bettina Roettig
Artikelbild Coole Umsatzchancen
Bildquelle: Mirco Moskopp

Der alternative Block hat sich in der Frische etabliert: Wer vegetarische und vegane Varianten klassischer Fleisch-, Fisch-, Käse- oder Milchprodukte sucht, der findet diese heute in den Kühlregalen in jedem Supermarkt. Auf der Sinnsuche scheint das Angebot noch in der Tiefkühlabteilung. In vielen Märkten wandert der „Veggie“-Block weiter durch die Abteilung. Getestet wird, in welchem Umfeld die Produkte besser wahrgenommen werden und welche Produkte der Kunde hier erwartet.

51%

der Deutschen essen weniger/keine tierischen Produkte,

38%

sind Flexitarier,

10%

sind Vegetarier,

3%

sind Veganer.

Für Hersteller stellt sich darüber hinaus die Frage, welche Produkte aus der Plus- besser in die Minuskühlung wandern sollten. „Klassische Chicken Nuggets oder Fischstäbchen werden im Tiefkühlsortiment gekauft und erwartet. Warum sollen pflanzliche Alternativen dazu nicht besser hier platziert werden als in der Frische?“, fragt Inga Bruns, Head of Sales Operations beim Start-up Planty of Meat. Das Unternehmen hat mittlerweile seine veganen Nuggets, Schnitzel und Co. auf Tiefkühlprodukte umgestellt und läuft damit im österreichischen Handel offene Türen ein. Keine Probleme mit kurzen Restlaufzeiten und damit Abschriften sowie Vorteile in der Logistik sind für Bruns Argumente pro TK. Der deutsche Handel beharre jedoch auf Alternativen für die Pluskühlung, bedauert sie.

Nische mit Potenzial

In einer nicht repräsentativen Online-Studie mit mehr als 50.000 Teilnehmern hatten Globus und das Deutsche Tiefkühlinstitut (dti) im April 2021 Kunden zu vegetarischen und veganen Tiefkühlproduk - ten befragt. Diese Zahlen werden von der Industrie als Grundlage von Platzierungsempfehlungen herangezogen. Die Ergebnisse zeigen: Das Käuferpotenzial ist noch enorm. 83 Prozent der befragten Kunden kaufen TKProdukte, jedoch nur 25 Prozent greifen grundsätzlich zu Fleischersatzprodukten. Nur 22 Prozent der Kunden, die bereits vegetarische und vegane Lebensmittel kaufen, kaufen solche nach eigenen Angaben auch in der TK-Abteilung. Weitere 42 Prozent der befragten Kunden können sich vorstellen, dies zukünftig zu tun.
Um potenzielle Käufer für die Produkte zu gewinnen, gilt es jedoch, diesen eine Orientierung zu geben. 69 Prozent der befragten Kunden wünschen sich die Platzierung der veganen und vegetarischen Alternativen in einem eigenständigen Block.

Beyond Meat, nach eigenen Angaben mit 25 Prozent Umsatzanteil Marktführer im Segment der pflanzlichen Fleischalternativen in TK, wünscht sich ebenfalls ein Umdenken des deutschen Handels und verweist auf den englischen Markt. „Im UK hat das TK-Segment einen Anteil von 40 Prozent am Markt für pflanzliche Alternativen“, zeigt Ben van Looij, Sales Director EMEA bei Beyond Meat, das Potenzial auf. Nach Angaben des Deutschen Tiefkühlinstituts (dti) kamen hierzulande vegetarische und vegane Alternativen im Jahr 2020 insgesamt auf 31,9 Millionen Euro und damit auf rund 8,5 Prozent am Gesamtmarkt der Alternativprodukte (2020: 374,9 Millionen Euro). Damit dieser Anteil steigen kann, sind nach Ansicht von van Looij eine größere Sichtbarkeit der Marken und höherwertige Inszenierungen der TK-Produkte notwendig. Dazu gehörten nicht unbedingt Truhen, über die sich Kunden bücken müssten, meint er. In TKSchränken könnten Marken besser zur Geltung kommen. Beyond Meat baut sein TK-Sortiment weiter aus und schafft mit einem Verpackungsrelaunch in aufmerksamkeitsstarken Grüntönen mehr Sichtbarkeit und Wiedererkennbarkeit. Mit neuen Steak-Stücken (Beyond Steak) sorgt die Marke für Umami-Aromen auf der Zunge.

Die Nachfrage nach vegetarisch-veganen TK-Lebensmitteln steigt stetig an, das liegt vor allem an der Gesamtentwicklung“, sagt Max Hackauf, Marktleiter bei Edeka Meyer im Freesen- Center in Neumünster. Ein Grund für die positive Entwicklung sei auch, dass sich die Preise nach den „massiven“ Erhöhungen bei Fleisch angeglichen hätten. Seiner Erfahrung nach funktioniert eine Platzierung der Alternativen in TK am besten nach Verwendungszweck. „Regalschienen oder Icons helfen, die Ware sichtbarer zu machen“, ergänzt er.

„Aus meiner Erfahrung ist es immer optimaler, Produktgruppen gemeinsam zu platzieren, um eine Einfachheit für den Kunden beim Einkauf zu erzielen“, sagt auch André Becker, Marktleiter des Rewe-Centers in Bonn-Beuel. Auch er verzeichnet ein wachsendes Interesse der Kunden an Alternativprodukten, das sich auch auf das TK-Sortiment überträgt. Mit Ausnahme von veganem Eis, das bei den Bonner Kunden wenig ankommt. Im Rewe-Markt wurden die Produkte zunächst in einem vegan-vegetarischen Block in der TK-Abteilung präsentiert, mittlerweile jedoch in der Abteilung „Bewusste Ernährung“. Die Platzierung in der Fachabteilung danke der Kunde mit höheren Absätzen. Becker sieht die Produkte nicht mehr als Trendthema, sie seien fest im Speiseplan der Kunden verankert. „Wir haben sehr bewusste Kunden im Markt, welche zielgenau in diese Abteilung gehen und immer öfter spezielle Fragen stellen bezogen auf den Bereich bewusste Ernährung“, berichtet er.

Künftig mehr Veganer?

24%

der Bundesbürger, die sich omnivor ernähren, können sich vorstellen, Vegetarier zu werden.

14%

dieser Gruppe können sich mit der veganen Lebensweise anfreunden.

27%

der unter 40-jährigen Omnivoren können sich vorstellen, Veganer zu werden.

 Quelle: Online-Umfrage von YouGov Deutschland (16. bis 28.8.2023; 2.008 Personen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung von 18 bis 75 Jahren)

Trend zu veganen Snacks

„Blockbildung liefert den Menschen eine klare Orientierung und unterstützt, dass sich veganvegetarische Alternativen innerhalb des Tiefkühlkost- Bereichs weiter etablieren“, meint Sarah Bumann, Western Europe Marketing Cluster Lead Green Cuisine. Im Rahmen einer Shopper-Studie von Globus und dem Deutschen Tiefkühlinstitut wurde dies bestätigt. Dazu zählen die pflanzenbasierten Fertiggerichte sowie Fisch- oder Fleischalternativen. Innerhalb dieser Blockplatzierung wünschten sich Kunden zur besseren Auffindbarkeit Markenblöcke. Bei Pizza und Eiscreme hingegen ordnen Kunden Alternativen fest dem jeweiligen Segment zu, so ein Ergebnis der Kundenbefragung.

Potenzial sieht Iglo in der Kombination des Megatrends vegetarisch-vegan mit anderen Trends, beispielsweise Snackification und Länderküchen. So ergänzt seit Kurzem eine vegane Variante der Chicken Cheese Nuggets das Sortiment von Iglo Green Cuisine. Weitere spannende Produktneuheiten seien bereits in Planung. Außerdem lege das Unternehmen einen Schwerpunkt erneut auf den Veganuary. Eine Kampagne zum veganen Januar 2024 ist rund um den „Veganosaurus Greeny“ und die pflanzenbasierte Iglo-Produktwelt geplant.

Das Thema Länderküche in Vegan spielt auch Vepura mit authentischen indischen Gerichten. Geschäftsführer Andreas Siebert sieht auch innerhalb dieses Länderthemas Potenzial für Snack- Produkte und arbeitet aktuell an der Produktentwicklung in diesem Bereich. Zudem betrachtet er kurze Zutatenlisten als wichtiges Kriterium. „Der Fokus liegt unserer Einschätzung nach auf vegetarisch- veganen TK-Produkten, die ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker auskommen und damit dem Wunsch nach möglichst natürlichen Gerichten gerecht werden“, sagt Siebert. „Wir empfehlen dem LEH, unsere Currys, Snacks und Naan-Brote en bloc in TK-Truhe oder -Schrank zu positionieren. Die Produkte gehören zusammen und ergänzen sich.“

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