Insgesamt listet das Schreiben 97 Filialen zwischen Mülheim an der Ruhr und Frechen auf sowie fünf sogenannte Pipeline-Standorte – die geplant waren, aber noch nicht eröffnet wurden. Die komplette Liste finden Sie hier. Die angeschriebenen Handelsunternehmen können für sie interessante Filialen einfach ankreuzen. Das Verkaufsverfahren für die Geschäfte in Berlin und München soll ihm zufolge wahrscheinlich erst Anfang 2017 starten.
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In dem Brief an andere Handelsunternehmen heißt es, dass Tengelmann angesichts der unsicheren Prognose über die juristischen Verfahren zur Ministererlaubnis zu dem Entschluss gelangt sei, „Alternativoptionen für Kaiser's Tengelmann zu prüfen“. Dies geschehe in Absprache mit Edeka.
Haub will Edeka auch ein Vorkaufsrecht einräumen. „Wenn Edeka Märkte von Kaiser’s Tengelmann übernehmen will, die kartellrechtlich unproblematisch sind, dann hat Edeka für mich den Vorrang. Das gebietet allein der Anstand nach zwei Jahren Zusammenarbeit“, sagte der Manager dem „Handelsblatt“.
Tengelmann gehe davon aus, dass der Erwerber „mit allen Rechten und Pflichten in sämtliche filialbezogene vertragliche Beziehungen mit Dritten, insbesondere mit den jeweiligen Vermietern, Untermietern und Filialmitarbeitern“ eintrete, heißt es weiter in dem Brief. Gleichzeitig werden potenzielle Käufer aufgefordert, kartellrechtliche Einschränkungen selbst zu prüfen. Ausdrücklich kündigte das Unternehmen an, „großteilige Paketlösungen“ bevorzugt zu behandeln. Daniel Zimmer, ehemaliger Chef der Monopolkommission, schätzt, dass alle Bündelverkäufe, also Verkäufe, bei denen mehr als drei Filialen an einen Käufer übergehen, vom Bundeskartellamt genehmigt werden müssen, sagte er dem „Handelsblatt“.
Viele der Tengelmann-Filialen besonders in NRW gelten als unattraktiv. „Ich wäre froh, wenn wir für 30 bis 40 Filialen Supermarktbetreiber finden könnten“, sagte Haub kürzlich der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.
Nachdem es zu keiner Einigung zwischen den Handelskonzernen Tengelmann, Edeka und der gegen die Ministererlaubnis klagenden Unternehmen Rewe, Norma und Markant gekommen war, wovan sich Haub und Rewe-Chef Alain Caparros gegenseitig die Schuld geben, hatte Haub die Zerschlagung eingeleitet. Er zeigte sich aber weiter offen für eine Lösung, die Kaiser's Tengelmann mit mehr als 15.000 Beschäftigten als Ganzes erhält. Das „Zeitfenster“ schließe sich erst, wenn die erste Filiale verkauft sei.
Derweil hat sich auch erstmals Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Kaiser’s Tengelmann geäußert und auf einen Kompromiss gedrängt. Die beteiligten Unternehmen sollten nichts unversucht lassen, doch noch eine einvernehmliche Einigung herbeizuführen im Interesse der betroffenen Menschen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.