Zeit für Suppen Raus aus dem Schatten

Wenn im Herbst die Blätter fallen, beginnt die Suppenzeit. Die Suppe als Convenience-Produkt ist aus deutschen Haushalten nicht wegzudenken. Der Markt wächst. Doch es fehlt an Inszenierung im LEH.

Freitag, 10. November 2023 - Sortimente
Thomas Klaus
Artikelbild Raus aus dem Schatten
Bildquelle: Bürger

Von Dezember bis März laufen alle Jahre wieder die Suppentöpfe besonders heiß. Bei niedrigen Außentemperaturen steigt das Verlangen auf Suppen enorm an: Ungefähr die Hälfte der Jahresproduktion kommt während dieser Zeit auf den Essenstisch. Schließlich wärmen kräftige Suppen von innen, stärken Abwehrkräfte und das Immunsystem.

Aber auch im Sommer ist die Suppe nicht abgemeldet – in der Bundesrepublik schon gar nicht. Die industrielle Produktion von Suppen, Brühen und Soßen wächst hierzulande seit vielen Jahren kontinuierlich an: 2022 ist sie nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes bei annähernd 582.000 Tonnen angelangt, das sind rund 3,1 Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. 2021 wurden noch etwa 564.000 Tonnen hergestellt.

Hühnersuppe bleibt der Renner
Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung kauft ein Verbraucher im Durchschnitt sechsmal im Jahr eine fertige Suppe oder einen fertigen Eintopf.

Die Marktforscher von Nielsen haben für die Kategorie der Suppen und Eintöpfe einen Jahresumsatz von einer halben Milliarde Euro ermittelt. Bei den Trockensuppen sieht die Hitliste so aus: Die Hühnersuppe ist der Renner bei den Deutschen, gefolgt von der Frühlingssuppe, die fast gleichauf mit Spargelcremesuppe, Tomaten- und Zwiebelsuppe auf den Rängen in der Beliebtestenliste folgt. Bei den Suppen in Dosen ist die Reihenfolge eine andere, diese Suppen kommen schwerer daher: Die Gulaschsuppe macht in dieser Kategorie das Rennen vor der Bihunsuppe. Es folgen Erbsensuppe, Kartoffel- sowie Tomatensuppe.

Das klingt ganz nach deftiger und noch immer geschätzter deutscher Hausmannskost. Da stellt sich schon auch die Frage, ob es noch eine Suppe oder doch schon Eintopf ist. Die Grenze verläuft hier fließend und fast nicht wahrnehmbar. Bei Eintöpfen sind üblicherweise zwischen 30 bis über 50 Prozent feste Zutaten enthalten. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass der Mensch jeden Tag etwa die gleiche Menge an Lebensmitteln nach Gewicht oder Volumen zu sich nimmt. Wenn nun in der Ernährung das ein oder andere Süppchen einen Platz belegt, hat das den schönen Effekt, gesättigt zu sein, ohne sich dabei allzu große Mengen an Kalorien zuzuführen.

Suppen müssen ins Rampenlicht
Dr. Markus Weck ist Hauptgeschäftsführer des Vereins Kulinaria Deutschland, in dem 2009 unter anderem der Verband der Suppenindustrie aufgegangen ist. Er lenkt zudem das Deutsche Suppen-Institut in Bonn. Im LP-Gespräch merkt er an: „Die Nutzung des Potenzials von Suppen und übrigens auch von Eintöpfen lässt sich im LEH weiter optimieren. Denn die Suppe ist nach wie vor in der Bundesrepublik ein äußerst beliebtes Gericht, erhält im Supermarktregal aber häufig nicht die verdiente Bühne.“ Aus Sicht des Kulinaria-Managers bieten sich im LEH Aktionen an, die zum Beispiel den veganen Suppen mit Fleischalternativen – wie beispielsweise Chili sin Carne – werblichen Auftrieb verleihen könnten.

Cai Danckwerts, Marketing Director beim Marktführer GB Foods Deutschland mit Marken wie Erasco oder Lacroix, geht sogar noch einen Schritt weiter: Im Kontakt mit der LP regt er an, dass Handel und Hersteller „am besten mit gemeinsamer Vision und Kooperation“ von der Vorliebe für Suppen profitieren könnten. Erasco ist in dieser Hinsicht nach Darstellung von Danckwerts vorangesprintet, um mit einem neuen TV-Spot das gesamte Sortiment zu stärken. Während der besten Sendezeit greift der Markenhersteller das Thema Wärme und den emotionalen Nutzen des Produktes auf. Das Signal ist gesetzt: Die Suppenzeit hat begonnen.

Jeder Landstrich hat andere Vorlieben
Etliche Ansatzpunkte für besondere Aktionen liefert ebenfalls die Vielfalt der regionalen Suppen-Kultur. Jeder Landstrich in Deutschland macht mit speziellen Vorlieben auf sich aufmerksam. Zum Beispiel bevorzugen die Hamburger Aalsuppe, Ochsenschwanzsuppe, Fliederbeersuppe mit Apfel und Klüten oder die klare „Frische Suppe“ mit üppiger Gemüseeinlage.

In Berlin und Brandenburg stehen die „Berliner“ Kartoffelsuppe und die Brandenburgische Krebssuppe mit Spargelspitzen hoch im Kurs, in Mecklenburg-Vorpommern die mit Konfitüre von Schwarzen Johannisbeeren gewürzte Buttermilchsuppe oder einfache Milchsuppe mit Roggenklüten. Die Suppenfreunde in Nordrhein-Westfalen kennen und schätzen ihre Westfälische Bohnensuppe und die Fitzebohnensuppe, bestehend aus Rindfleischbrühe, Schnippelbohnen und Kartoffeln. In Schwaben erfreut sich die Flädlesuppe einer großen Fangemeinde. In Bayern werden unter anderem Biersuppe, Bayerische Brotsuppe, Schwammerlsuppe mit Steinpilzen, Maronen und Pfifferlingen oder Panadissuppe aus alten Semmeln, Fleischbrühe, saurer Sahne und Gewürzen serviert.

Mehlwurmsuppe muss nicht sein
Darüber hinaus können Lebensmitteleinzelhändler in Sachen möglicher Aktionen auch außerhalb der deutschen Grenzen erfolgreich ihre Fühler ausstrecken. Schließlich verzeichnet das internationale Küchen-Lexikon rund 1.500 Suppen-Variationen aus allen Teilen der Erde. Allerdings kommen nicht alle uneingeschränkt für eine Präsentation im LEH infrage, wenn man zum Beispiel an die Kartoffel-Mehlwurm-Suppe denkt. Deren Rezept stammt von dem bekannten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke. Der bestimmt mithilfe von Mehlwürmern zum Beispiel die Liegezeit von Mordopfern.

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