Obst vom Bodensee Lauter trommeln für deutsche Äpfel

Als neuer Geschäftsführer der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft hat Tim Strübing (Foto) einiges vor. Der Handel kann sich auf einschneidende Veränderungen im Sortiment einstellen.

Dienstag, 05. September 2023 - Sortimente
Hedda Thielking
Artikelbild Lauter trommeln für deutsche Äpfel
Bildquelle: Obst vom Bodensee, VOG

Tim Strübing kennt sich mit der Beschaffung und Vermarktung von Obst und Gemüse bestens aus. Zuletzt verantwortete er diese Warengruppe als Geschäftsbereichsleiter bei der Globus Holding. Nun möchte er sich als Geschäftsführer der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft (OvB) für die Obstproduzenten in der Region starkmachen. „Das Angebot an Äpfeln unterschiedlichster Qualitäten auf dem deutschen Markt ist deutlich größer als die Nachfrage“, beschreibt er die Lage. Diese Entwicklung müsse seiner Meinung nach zwingend rückgängig gemacht werden. Für die OvB bedeutet das: „Wir sind im Sortenspektrum zu breit aufgestellt. Zum einen wird an alten Sorten festgehalten, zum anderen kommen jährlich zusätzliche Clubsorten auf den Markt. Die Folge: Der Markt wird mit zu vielen Sorten überflutet.“

Der Geschäftsführer möchte sich deshalb in Abstimmung mit den Erzeugerorganisationen und der Produktion auf die Top-Sorten konzentrieren, die der Handel imstande ist zu vermarkten. Heißt: „Wir werden unser Apfelsortiment perspektivisch deutlich ausdünnen. Wir müssen uns auf die Sorten konzentrieren, die gute Erträge bringen, resistent sind, eine hohe Qualität aufweisen, wenig Ausfall haben und im Geschmack überzeugen“, kündigt Tim Strübing an.Etablierte Standardsorten wie Elstar, Gala und Braeburn werden vorerst bleiben, zahlreiche Randsorten wie Idared, Golden Delicious und Rubinette werden weichen. Auch die Jonagold-Gruppe wird im Anbau sehr stark zurückgehen. Gleichzeitig sollen neue, attraktive Clubsorten des Apfel- und Birnensortiments, wie die Xenia®- Birne, für Impulse sorgen. „Bei der Sortimentsgestaltung werden wir darauf achten, dass wir dem LEH zwölf Monate im Jahr ein attraktives Sortiment aus deutscher Produktion bieten können, sowohl im oberen Qualitäts- wie auch im Preiseinstiegssegment. Ziel wird es sein, dem deutschen LEH zukünftig im Sommer keine Ware mehr aus Chile, Südafrika oder Neuseeland, sondern unsere heimische Produktion mit starken Sorten anzubieten“, betont er.

Clubäpfel und Exklusivsorten
Fest steht, dass die OvB den Clubapfel Cosmic Crisp® im Rahmen einer Testphase in enger Abstimmung mit den Dachverbänden Südtirols vermarkten wird. In den nächsten ein bis zwei Jahren werden zwei weitere attraktive Sorten hinzukommen. Welche Clubnamen dafür gewählt werden, steht derzeit noch nicht fest.

Großes Potenzial sieht die OvB auch in LEH-Exklusivsorten, die prominent am PoS platziert werden. Erfolgsgaranten seien aktuell bei Edeka der Magic Star®, bei Kaufland der Cameo® vom Bodensee und bei Aldi zukünftig die Deichperle, wobei die OvB lediglich Edeka und Kaufland mit diesen Exklusivsorten beliefert.

Was die Preisgestaltung betrifft, hat Tim Strübing klare Vorstellungen. „Niedrigpreise und das Überangebot – auch aus anderen Ländern – setzen den Markt dermaßen unter Druck, dass er dauerhaft nicht wettbewerbsfähig sein kann. Die Stimmung unter den Produzenten ist mehr als angespannt“, berichtet er. Aufgrund höherer Produktionskosten und strengerer Anbaukriterien gelten hierzulande gänzlich andere Voraussetzungen als in anderen Ländern. „Wir müssen unsere Partner aus dem deutschen Handel davon überzeugen, dass der Fokus ausschließlich auf gute, deutsche Produkte gelegt wird, dafür muss ein fairer und marktgerechter Preis bezahlt werden“, fordert Tim Strübing.

Appell an den Handel
„Warum kann die Banane aus Mittel- und Südamerika nicht spannenträchtiger mit 2,49 Euro pro Kilogramm und der hochwertige deutsche Apfel, unter Inkaufnahme einer geringeren Spanne, nicht preisattraktiver kalkuliert werden?“, fragt er. Nur so könne die deutsche Apfelvermarktung Erzeugerpreise erzielen und Tonnagen bewegen, die es den Produzenten erlauben, ihre Betriebe profitabel in die nächste Generation zu führen.

Gleichzeitig werde die OvB dazu beitragen, dass das Image des deutschen Apfels aufgebessert und dieser bei den Verbrauchern als geschmackvoll und heimisch in den Köpfen verankert werde. Dazu brauche es mehr Transparenz und eine Qualitätsoffensive. Tim Strübing: „Am Bodensee wird die OvB maßgeblich dazu beitragen, offenere Kommunikationswege zu Erzeugern, Handel wie Verbrauchern zu etablieren und den Absender Obst vom Bodensee in eine neue Ära zu navigieren.“

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Bild öffnen 16 Prozent des Umsatzanteils der OvB geht auf das Konto von Bio-Äpfeln und -Birnen.

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