Kaffee Fester Markt erwartet

Eigentlich gibt es im Kaffeesegment keine Verlierer: Selbst der gemahlene Röstkaffee, der in den letzten Jahren deutliche Verluste hinnehmen musste, stagnierte. Trotzdem rüsten sich die Röster für kleine Ernten und einen festen Markt.

Montag, 19. April 2021 - Sortimente
Elena Kuss
Artikelbild Fester Markt erwartet
Bildquelle: Martin Kämper

Ja, auch der gemahlene Röstkaffee profitierte von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. So das Ergebnis einer Erhebung des Marktforschungsinstituts IRI. Mehr Homeoffice, mehr Inhouse-Konsum durch geschlossene Gastronomie sowie Bevorratung: Verzichtet wird auf Kaffee nicht, im Gegenteil!

Besonders das Segment ganze Bohne hat stark an Bedeutung gewonnen. Die Absatzzahlen stiegen im zweistelligen Bereich, und jeder dritte Haushalt (33 Prozent) hat mittlerweile einen Kaffeevollautomaten. So das Ergebnis einer Nielsen-Studie. Die ganze Bohne hat erstmalig die 1-Milliarde-Euro-Umsatzschwelle geknackt und nähert sich in großen Schritten dem bisher noch größten Segment „Gemahlen“ weiter an.

Ein gutes Jahr
Susanne Wege, Geschäftsführerin Lavazza Deutschland und Österreich, bestätigt: „Ja, wir hatten ein erfolgreiches Jahr.“ Espresso sei das Wachstumssegment in der Kategorie und das Lavazza-Kerngeschäft. So konnte das Unternehmen den Umsatzmarktanteil im Bereich Espresso ganze Bohne und gemahlenen Espresso um 2,4 Prozent steigern auf gesamt 22 Prozent. Tatjana Rossberg, Marketing Director bei Krüger, kann nur zustimmen: „Auch unsere Krüger Kaffeespezialitäten haben an Absatz dazugewonnen, hauptsächlich getrieben durch neue Käufer, bei traditionell hoher Intensität.“ Und das in einem generell wachsenden Markt für lösliche Kaffeespezialitäten. Der Absatz stieg um 6,2 Prozent, der Umsatz um 4,8 Prozent.

Grosse Herausforderungen
Trotzdem stehen große Fragen im Raum: Wird der Konsument sein Verhalten nachhaltig verändern? Eigentlich kann die Antwort nur Ja lauten, denn der neugekaufte Kaffeevollautomat wird auch noch nach der Krise in vielen Küchen im Einsatz bleiben. Und auch Heimarbeit wird nicht auf das niedrige Niveau vor der Krise zurückgehen. Man stehe vor der Herausforderung, sagt ein Sprecher von Café Royal, Produkte wieder physisch spürbar zu machen.

Weitaus dramatischer ist die Lage in den kaffeeproduzierenden Ländern. Das reicht von der prekären Impfstoffversorgung bis zum Anstieg von Korruption und Kriminalität, beobachtet Café Royal. Trotzdem berichten die Unternehmen von einer guten Zusammenarbeit bezüglich der Ernte. Susanne Wege sagt: „Wir verfolgen die aktuelle Situation mit großer Aufmerksamkeit. Tatsächlich haben wir von unseren Partnern gehört, dass die Ernte gut läuft.“ Es sei schwierig, eine allgemeine Aussage zu treffen, da die Erntezeiten je Region unterschiedlich seien. Johannes Dengler, Mitglied der Geschäftsleitung von Dallmayr, bestätigt den positiven Eindruck: „Wir mussten mit der Möglichkeit rechnen, dass Kaffee in den Erzeugerländern entweder nicht geerntet oder verspätet verschifft werden würde. Darauf haben wir uns vorbereitet und sind mit einem hohen Investment für den Handel in Vorleistung gegangen.“ Eingetreten sei aber das genaue Gegenteil: „Wir haben noch nie so pünktlich unseren Kaffee geliefert bekommen wie letztes Jahr“, sagt Dengler.

Café Royal berichtet dagegen von leichten Verzögerungen. Doch trotz der Pandemie gebe es kaum Ausfälle bei der Belieferung. Die Erklärung: „Das System läuft auch in diesen Zeiten weiter, denn für viele Anbauländer sind der Kaffeeanbau, die Ernte und der Kaffeeexport eine wichtige Einnahmequelle. Die Länder haben ein großes Interesse, die Exportkapazitäten aufrechtzuerhalten“, so Café Royal. Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade, ergänzt: „Durch die fehlenden Leute und Transportmittel sind Kosten gestiegen. Nicht nur die Verarbeitung des Kaffees wurde teurer, sondern zum Beispiel auch Grundnahrungsmittel.“ Aktuell steige zwar der Kaffeepreis, was eine gute Nachricht für viele Kaffeebauern sei. Aber der Preis steige vor allem deshalb, weil in Brasilien Ernten wegbrechen, da die extreme Dürre die Kaffeepflanzen in der Blütezeit getroffen hat. „Es ist absurd, dass es eine Krise braucht, um aus dem Langzeittief der Preise zu kommen“, nimmt Brück Stellung.

Beschaffungspreise ziehen an
Dengler geht deshalb von einem festeren Markt aus, das heißt, die Beschaffungspreise ziehen an. Die kleine Ernte in Brasilien bedeute für alle Marktteilnehmer ein deutliches Defizit zwischen Nachfrage und Angebot für das kommende Kaffeejahr. Zudem gebe es in diversen weiteren Ursprungsländern und Regionen schwierige Rahmenbedingungen. In Asien sind die Frachtraten aufgrund von fehlenden Containerkapazitäten extrem gestiegen, und Äthiopien, das größte kaffeeproduzierende Land Afrikas, befindet sich im Bürgerkrieg mit offenem Ausgang. „Alles Indikatoren für einen festeren Markt, in dem einem in der Beschaffung der Wind entgegenweht“, fasst Dengler zusammen.

Der Spezialist für lösliche Kaffees Krüger sieht die größte Herausforderung eher in der nachhaltigen Verpackung des Kaffees. Das Unternehmen hat deshalb eine 400-g-Dose entwickelt, die zu 89 Prozent aus Papier besteht und über die Altpapiertonne entsorgt werden kann, um sie dem Recyclingkreislauf zuzuführen.

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