Weinbau Top-Weinlagen verändern sich

Steigende Temperaturen machen den Weinbau an Orten möglich, an denen er vor Jahrzehnten noch undenkbar war. Mit dem Klimawandel treten aber auch neue Krankheiten auf.

Montag, 16. Oktober 2023 - Hersteller
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Die Temperaturen in Deutschland sind seit 1988 auf ein Niveau gestiegen, das es zuvor 300 Kilometer südlicher gegeben habe, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Damit sei Weinbau mittlerweile auch in Niedersachsen, aber auch auf den Inseln in Nord- und Ostsee möglich. Bislang kann dort allerdings nur ein Tropfen der Kategorie „Deutscher Wein“ produziert werden. „Das kann sich jedoch ändern“, sagt Christian Schwörer, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbands.

So konnte auch das größte Weingut Norddeutschlands unweit der Mecklenburgischen Seenplatten seine Rebfläche erweitern. In etwa zwei Jahren sollen es bereits 40 Hektar sein, wie Enrico Richter sagt, der Direktor des zum Weingut gehörenden Hotels.

Trotz der neuen Weinanbaugebiete in Norddeutschland wachse die Rebfläche insgesamt aber kaum. „Innerhalb der vergangenen zehn Jahre war sie praktisch stabil“, sagt Schwörer. Der Zuwachs habe bei 1,2 Prozent gelegen. Vereinzelt würden auch Lagen aufgegeben. Die Gründe hätten aber nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern hingen meist mit ökonomischen Aussichten, Arbeitswirtschaftlichkeit und Schwierigkeiten bei der Betriebsnachfolge.

Um den neuen Bedingungen gerecht zu werden, werden in Norddeutschland vorwiegend neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwi) angebaut. Diese Rebsorten sind weniger anfällig für Mehltau, der aufgrund des Klimawandels häufiger auftritt. Allerdings treten auch neue Krankheiten auf, darunter die Schwarzholzkrankheit, die durch eingewanderte Zikaden verursacht wird. „Die Triebe verholzen nicht und werden schwarz“, erläutert Büscher. „Die Trauben trocknen ein und werden bitter.“ Besorgniserregend sei auch die mögliche Ausbreitung der Goldgelben Vergilbungskrankheit, die in Frankreich schon verbreitet sei. „Dabei werden die Blätter gelb und welken frühzeitig“, sagt Büscher. „Außerdem schrumpfen - ähnlich der Schwarzholzkrankheit - die Beeren, die dann auch bitter werden.“

Wurden Weinberge an Nordhängen im größten deutschen Anbaugebiet Rheinhessen vor dem Jahr 2000 wegen der eingeschränkten Sonneneinstrahlung noch belächelt, sei es heute ein Vorteil, wie der Winzer Andreas Roll vom dynamischen Gustavshof im rheinhessischen Gau-Heppenheim erklärt. Ehemals berühmte Weinlagen seien nun zu heiß und leiden sicht- und schmeckbar unter Trockenheit und Hitze. Laut Roll werden damit die Top-Weinlagen von früher nicht mehr die Top-Weinlagen von morgen sein.

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