Auslistungen Markenverband kritisiert Edeka

Nach Streitereien um Lieferkonditionen mit unter anderem Eckes-Granini, L’Oréal und Melitta ist nach Medienberichten nun auch Pepsico von einer Auslistung bei Deutschlands größtem Händler Edeka bedroht. Der Markenverband kritisiert den „strategischen Druck in einer angespannten Situation“.

Freitag, 10. Dezember 2021 - Hersteller
Tobias Dünnebacke
Artikelbild  Markenverband kritisiert Edeka
Bildquelle: Pepsico

Edeka wollte Medienberichte zu der Auslistung von 14 Marken aus dem Sortiment von Pepsico in Deutschland nicht kommentieren. Pepsico wiederum bestätigte die Berichte indirekt. „Aus Respekt vor dem Handel wollen wir uns nicht dazu äußern. Wir sind aber jederzeit fähig, Edeka zu beliefern“, heißt es dazu auf Anfrage.

Dr. Andreas Gayk, Geschäftsführer Recht & Politik beim Markenverband, erklärt gegenüber der Lebensmittel Praxis: „Edeka ist bei vielen Herstellern der mit Abstand wichtigste Abnehmer. In den Verhandlungen nun Härte zu zeigen hat für Edeka zwei Vorteile: Einerseits bleiben die eigenen Kosten niedrig und man ist so für die Kunden  weiter attraktiv. Auf der anderen Seite werden die Hersteller faktisch gezwungen, die gestiegenen Kosten für Rohstoffe bei weniger marktmächtigen Händlern umso stärker durchzusetzen. Das erinnert an das bekannte kartellrechtliche Konzept des ‚raising rivals‘ costs‘.“

Seit einigen Monaten hat die neue Einkaufsallianz Epic auf europäischer Ebene ihre Arbeit aufgenommen. Sitz der Gesellschaft ist Genf. Neben Edeka gehören ihr Migros, Ica, Magnit, die Biedronka-Mutter Jerónimo Martins sowie der Lieferdienst Picnic an. Der Einkauf wird über das Gemeinschaftsunternehmen von Edeka und Picnic, Everest, in Amsterdam abgewickelt. Bei Epic scheint es eine Art „Bündnis-Klausel“ zu geben, glaubt Dr. Gayk. Würde bedeuten: Wenn ein Händler in seinem Land Probleme mit einem Lieferanten hat, erklären sich die Partner solidarisch und zeigen ebenfalls Härte gegenüber dem Hersteller. Beobachter vermuten dieses Szenario beim Fall Pepsico, galt dieser Edeka noch beim letzten Streit mit Coca-Cola als umworbene Alternative zu Coke.  

Dr. Gayk, der mit seinem Verband naturgemäß die Interessen der Industrie vertritt, vergleicht das Vorgehen mit einem „gemeinschaftlich beschlossenen Boykott“ und hofft auf Hilfe aus Brüssel. Hier werden gerade die Leitlinien zur horizontalen Wettbewerbsbeschränkung überarbeitet. „Allianzen, die mit der Warenbeschaffung nichts zu tun haben, werden dort als Kartelle auf Einkaufsseite diskutiert“, erläutert der Jurist, und das trifft auch auf Epic zu. Vor allem aber ist er frustriert: „Auch der Handel weiß um die angespannte Situation auf den Rohstoffmärkten. Anstatt gemeinsam das Geschäft zu stabilisieren und voranzubringen, lässt man hier lieber die Muskeln der Marktmacht spielen“

Die Vorstellung, dass sich Edeka, mit einem Nettoumsatz von 61 Milliarden Euro im Jahr 2020 der mit Abstand größte Händler in Deutschland, mit internationalen Herstellern auf Augenhöhe zanke, sei falsch. „Selbst die größten Konzerne haben für Edeka eine vernachlässigbare Umsatzbedeutung wohingegen Edeka für einige Hersteller eine Absatzbedeutung von bis zu 40 Prozent hat“, so Dr. Gayk über das Kräfteverhältnis.

 

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