In Deutschland stehen viele der rund 80.000 Milchbauern vor dem Aus, weil der Milchpreis zuletzt drastisch von rund 40 Cent pro kg Rohmilch auf unter 30 Cent gesunken ist. Die Hauptgründe für den Preisverfall sind das anhaltende, russische Einfuhrverbot für europäische Agrarprodukte infolge der Ukraine-Krise, die gesunkene Nachfrage aus China sowie die im April ausgelaufene EU-Milchquote. Die Wiedereinführung der Quote steht nach Angaben der EU-Kommission nicht zur Debatte.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte zum Auftakt des Krisentreffens der EU-Agrarminister gefordert, dass die EU-Kommission eine Exportoffensive startet. Außerdem regte er eine stärkere finanzielle Förderung für die Einlagerung von Milchprodukten - etwa durch Molkereien - an.
Wie die Hilfen für die Landwirte genau aussehen sollen, ist nicht nur unter den EU-Staaten, sondern auch unter den einzelnen Bauernverbänden umstritten. Während der Deutsche Bauernverband (DBV) finanzielle Soforthilfen und eine europäische Exportoffensive fordert, spricht sich der europäische Milchbauernverband European Milk Board (EMB) für eine Mengenkürzung aus. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sprach sich für höhere Preise aus. "Milch ist gegenwärtig billiger als Wasser, das ist nicht in Ordnung." Ein Euro pro Liter im Handel sei dagegen ein Preis, mit dem auch die Landwirte leben könnten.
Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), kritisiert den Preisvorschlag des Ministers: „Die Kunden finden in den Geschäften ein breites Angebot vor. Es gebe Regionalmarken mit einer erhöhten Verkaufspreisstellung, bei denen die Mehrerlöse an die teilnehmenden Landwirte weitergegeben würden. Darüber hinaus böten einige Unternehmen Bio-Milch, Milch von Markenherstellern und Produkte von regionalen Molkereien an, die mehr als ein Euro pro Liter kosten, so Rausch: „Es gibt zahlreiche Kunden, die bereit sind, diese Preise zu zahlen. Das Angebot jedenfalls ist vorhanden.“ Bei der aktuellen Preisdiskussion dürfe man zudem nicht nur die Verbraucherpreise für Trinkmilch im Auge haben: „Die Preisbildung auf den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette Milch wird von vielen Faktoren beeinflusst. Die Erzeugerpreise hängen davon ab, zu welchen Preisen die Molkereien die Produkte, die sie aus der angelieferten Rohmilch herstellen, auf den Märkten verkaufen. Der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel ist nur einer davon.“ Knapp die Hälfte der in Deutschland hergestellten Milch- und Molkereiprodukte werde exportiert. Etwa 15 Prozent nehmen Nahrungsmittelhersteller zur Weiterverarbeitung und Großverbraucher ab. Circa 37 Prozent gehen an den heimischen LEH. Außerdem: Nur etwa 17 Prozent der angelieferten Rohmilchmenge werde zu Trinkmilch verarbeitet. Der Milchanteil, aus dem Käse hergestellt wird, sei mit 47 Prozent mehr als zweieinhalb Mal so hoch.
Milchmarkt EU-Kommission stellt 500 Mio. Euro bereit
Rund 500 Mio. Euro will die EU-Kommission wegen des drastischen Preisverfalls bei Milch und anderen Agrarprodukten wie etwa Schweinefleisch für Milcherzeuger und andere Landwirten bereitstellen. Das Geld könne u. a. für zinsgünstige Darlehen genutzt werden.
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