Warenverkaufskunde Sommerwein

Wenn die Temperaturen steigen, ist die Zeit der moderaten, spritzigen Sommerweine gekommen. Ein Überblick über die verschiedenen Alternativen zu Chianti und Co.

Freitag, 18. Juli 2014 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Sommerwein
Bildquelle: Shutterstock

„Strawberries, cherries and an angel’s kissing spring.“ Mit diesen Worten besang Nancy Sinatra 1967 ihren „Summer Wine“. In wieweit die Tochter des großen Frank Sinatra mit der Aromakunde bei Wein bekannt war, ist nicht überliefert, jedoch lag sie mit ihrer Beschreibung eines Sommerweins gar nicht so verkehrt: „Heimische und tropische Früchte (blumig würzig) statt rauchig und karamellisiert“, so beschreibt Alois Dietzen, Weinexperte und Marketingleiter von F. W. Langguth Erben, den Sommerwein-Charakter, und könnte sich mit dieser Definition sicherlich mit der US-amerikanischen Sängerin einigen.

Aber der Reihe nach: „Sommerwein“ ist, im Gegensatz zu vielen anderen unzähligen Begriffen aus der Weinwelt, weder ein gesetzlich geschützter Begriff noch ein Bestandteil des Weinetiketts. Es ist vielmehr eine Sammelbezeichnung für einen Wein, der im Frühjahr trinkfertig ist und im Hochsommer den Höhepunkt seiner Reife erreicht hat. „Wenn man über Sommerweine spricht, meint man Weine, die weiß oder rosé sind, trocken bis feinherb, manchmal auch feinfruchtig süß und eher moderat im Alkohol. Sie kommen spritzig daher, zeigen also CO2 und sind wenig adstringierend“, erklärt Dietzen. „Leicht“, „belebend“ und „bekömmlich“ sind weitere Attribute, mit denen Sommerweine umschrieben werden. Die Erzeugnisse sind maximal halbtrocken, am besten kaltvergoren und im Stahltank ohne Holzausbau gereift. Beliebte Sommerweine sind Riesling, Burgunder (Spätburgunder, Grauburgunder, Weißburgunder), Rivaner (Müller-Thurgau), Silvaner, Portugieser und Trollinger. Kühl getrunken, funktionieren auch „die Roten“ : Spätburgunder, Trollinger (Württemberg) oder junge Weine der Sorte Portugieser (Rheinhessen und Pfalz). Gute Sommerweine kann man in allen deutschen Weinbaugebieten erz eugen. Weiterhin sind bekannt: Österreich und Italien mit Pinot Grigio sowie Portugal mit Vinho Verde.

Der bekannteste Wein, der sich in die Kategorie „Sommerwein“ einordnen lässt, ist der Rosé, ein Wein aus roten Trauben, deren Most sofort von den Beerenhäuten getrennt wurde (daher rosé- oder lachsfarben). Rosé-Weine gehören zu den großen Trends im Wein- und Schaumweinmarkt. Die Erzeugnisse sind besonders beliebt zu Fisch- und Grillgerichten. Aber auch als Aperitif eignet sich der Wein. Die verschiedenen Rebsorten sorgen zudem für Abwechslung. Häufig verwendet werden Pinot Noir (Blauer Spätburgunder) und Dornfelder. Geht es um die Herstellung, kommen häufig auch gestandene Weinkenner in die Bredouille.

Ein Mythos hält sich bis heute standhaft: Rosé sei nichts weiter als eine Mischung aus Weiß- und Rotwein. Das stimmt, zumindest für europäische Erzeugnisse, nicht. Ganz allgemein ist ein Rosé ein hellfarbiger Wein aus dunklen (roten und blauen) Trauben, die wie bei der Weißweinerzeugung verarbeitet werden. Eine Herstellung aus weißen beziehungsweise grauen Trauben (Burgunder, Gewürztraminer) ist nicht möglich, beziehungsweise rechtlich nicht zulässig. Das bedeutet: Die roten Beeren werden nur leicht angequetscht, und die sogenannte Maische ruht zunächst ein wenig. Mit der Zeit lösen sich die Farbpigmente aus der Beerenhaut und gehen in den Saft über. Hat der Traubensaft die gewünschte Farbintensität erreicht, wird die Maische gepresst und der roséfarbene Most zu Wein vergoren. Der Trend hat sich auch auf Schaumweine wie Sekt und Champagner übertragen. Roséwein wird übrigens in Italien Rosato, in Spanien und Portugal Rosado genannt.

Sommer-Cocktails

Neben typischen Sommerweinen haben sich in den letzten Jahren auch weinhaltige Cocktails beim Verbraucher durchgesetzt. Allen voran der Hugo , eine Mischung aus Prosecco, Holunderblütensirup, frischer Minze und Mineral- bzw. Sodawasser. Wirklich neu ist dieser Drink allerdings nicht, wird doch in Österreich schon lange die Weißweinschorle („Gespritzter“) mit Holunderblütensirup getrunken.

Der Sprizz hat seinen Ursprung in Italien und besteht aus Weißwein, Mineralwasser und einem Bitter-Likör wie Aperol. Dieser Cocktail hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Zunächst in der Barkultur, später auch im Lebensmittel-Einzelhandel, beispielsweise durch Fertigmixe in der Dose oder Flasche. Der Sprizz kann auch mit Prosecco gemischt und einer Orangenscheibe serviert werden.


 

Der Weißherbst ist nach der rechtlichen Bestimmung ein inländischer Qualitäts- oder Prädikatswein, der aus einer einzigen roten Rebsorte und zu mindestens 95 Prozent aus hellgekeltertem Most hergestellt worden ist. Ansonsten ist bei anderen Roséweinen ein Verschnittanteil von 15 bis 25 Prozent inklusive der Süßreserve möglich. So kann ein Spätburgunder-Rosé einen entsprechenden Anteil einer anderen (blauen oder roten) Rebsorte haben. Die Rebsorte muss in Verbindung mit der Bezeichnung Weißherbst auf dem Etikett angegeben werden. Meist wird Weißherbst aus der Rebsorte Spätburgunder, gelegentlich auch aus Blauem Portugieser oder Schwarzriesling hergestellt. Weitere regionale roséfarbene Spezialitäten sind der Rotling aus Baden, bei dessen Herstellung Rotwein- und Weißweintrauben gemeinsam gekeltert werden und der Schillerwein , ein Rotling aus Württemberg. In Österreich finden sich für regionale Spezialitäten Namen wie Gleichgepresster oder Schilcher. In der Deutschschweiz heißt er der Süßdrucke.

Nach Empfehlung des Deutschen Weininstituts sollten Sommerweine kühl serviert werden. Weine erwärmen sich im Glas generell in kürzester Zeit um bis zu drei Grad Celsius. Beim Einschenken darf der Wein also durchaus etwas kälter sein. Für Weißweine und Seccos gilt an warmen Tagen: 6 – 8 Grad Celsius. Rosé hat bei ca. 10 Grad im Sommer die richtige Trinktemperatur. Ein kühler Trollinger darf um die 10 – 12 Grad haben. Eine Besonderheit gibt es auch bei der Lagerung zu beachten. Im Gegensatz zu schweren, tanninreichen Rotweinen, werden Sommerweine gerne jung und frisch getrunken, denn in den ersten Jahren kommen die Fruchtaromen am deutlichsten zur Geltung. Sie sind selten für die lange Lagerung von mehr als zwei bis drei Jahren gedacht. Eine Ausnahme stellt der Riesling beispielsweise von der Mosel dar. Er ist auch in leichter Ausprägung nach längerer Lagerung noch ein Genuss.

Zu welchem Essen passen Sommerweine am besten? „Sie sind hervorragende Begleiter zur leichten Küche, mit viel Gemüse, Salaten und wenig Kalorien“, erklärt Dietzen. Das Deutsche Weininstitut empfiehlt, zu sehr scharfen Gerichten grundsätzlich eher Weine mit geringeren Alkoholgehalten von etwa 10 – 12 Volumenprozent zu reichen, denn Alkohol verstärkt den Schärfeeindruck am Gaumen. Als halbtrocken ausgebauter Wein dämpft beispielsweise ein Riesling die pikante Schärfe von Gewürzen, und seine Fruchtsäure verleiht den Speisen eine angenehme Frische. Zu mild gewürztem Gemüse und Fisch aus dem Wok empfehlen sich leichte Weiß- oder Grauburgunder.

Wissenscheck

Wer diese Warenverkaufskunde aufmerksam gelesen hat, kann folgende Fragen leicht beantworten.

{tab=Fragen}

  1. Nenne mindestens drei typische Sommerweine!
  2. Rosé ist eine Mischung aus Weiß- und Rotwein. Richtig oder falsch?
  3. Wofür steht der Begriff „Adstringenz“, und was hat er mit dem Thema Sommerwein zu tun?

 {tab=Antworten}

  1. Rosé, Weißherbst, Schillerwein, Rotling
  2. Falsch
  3. Adstringenz beschreibt ein Mundgefühl, das häufig mit Bitterkeit gleichgesetzt wird. Sommerweine sind wenig adstringierend.

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