Trend Gegrillt wird immer

Das Grillen bleibt auch im Herbst in Deutschland eine beliebte Freizeitbeschäftigung, die dennoch von der Krise nicht verschont geblieben ist. Wir haben uns bei den Herstellern und im Handel umgehört.

Montag, 10. Oktober 2022 - Sortimente
Jens Hertling
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Bildquelle: Getty Images

Das Grillen erfreut sich hierzulande als soziales Event großer Beliebtheit. Drei von vier deutschen Haushalten grillen mindestens einmal im Jahr. Das ist das Kernergebnis einer Befragung des Informationsdienstleisters NielsenIQ mit rund 10.000 teilnehmenden Haushalten. Trotzdem sind auch hier die Auswirkungen der Inflation und der Post-Covid-Zeit zu spüren, wie GfK Consumer Panel Deutschland (GfK) in einer Studie ermittelte. „Die hohen Energie- und Benzinpreise sowie die starken Preiserhöhungen bei Lebensmitteln beeinflussen die Konsumenten zunehmend und ermöglichen weniger Spielraum für den Grillspaß“, wie Werner Lauß, Experte für Fleisch und Wurstwaren bei der GfK, die Ergebnisse der Studie kommentierte. Aktuell zeigt sich laut Studie im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Rückgang bei fleischhaltigen Grillprodukten (minus 15 Prozent) und bei Fisch (minus 22 Prozent). Vor allem betroffen ist höherpreisiges Rind- und Lammfleisch. Günstigere Alternativen wie Grillgeflügel und Bratwürste können sich besser behaupten. Besonders Fleischersatzprodukte konnten ihren Absatz trotz der Entwicklungen noch mal um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern.

Die Hersteller und die Krise
Doch wie sehen die Hersteller die aktuelle Situation? „Der Start in die diesjährige Grillsaison war sehr gut. Sicherlich gab es bei manchen Personen in diesem Jahr durch die Aufhebung der Corona-Beschränkungen eine Art ‚Nachholbedarf‘, sich mit Freunden zu treffen und gemeinsam zu Grillen. Hinzu kommt das ausgezeichnete und warme Wetter zum Start der Grillsaison“, sagt Dr. Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing der PHW-Gruppe, zu der auch der Hersteller Wiesenhof gehört. Ob das gemeinsame Grillen aus Kostengründen „weggespart“ werde, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgesehen werden, so Stryck. Die durch die aktuelle Situation branchenübergreifenden erforderlichen Preissteigerungen greifen laut Stryck erst jetzt zum Ende der Grillsaison und kommen gerade im Handel an. Aus diesem Grund sei es derzeit noch zu früh, um daraus Ergebnisse oder gar eine aussagekräftige Prognose abzuleiten, so der Marketingleiter. Christian Wolf, Inhaber der Wolf Firmengruppe, ergänzt: „Während die Nachfrage im ersten Corona-Jahr generell gestiegen ist, ist der Wurstverzehr im zweiten Corona-Jahr zurückgegangen und somit auch die Nachfrage nach Grillprodukten. Grund hierfür ist neben den aktuellen Preissteigerungen auch das sich wandelnde Ernährungsverhalten der Endverbraucher.“ Auch David Petrikat, Chief Marketing Officer (CMO) beim Start-up Grillido, hat einen signifikanten Rückgang bei Kauf von Grillgut ausgemacht: „Während es mit dem Pandemiebeginn noch einen regelrechten Grill-Boom gab, beobachten wir für dieses Jahr einen signifikanten Rückgang zu den Vorjahreszahlen. Der Verbraucher war dieses Jahr bei den Lebensmittelausgaben generell, aber auch beim Grillen zurückhaltender. Ferner führen die Inflation und die Preissteigerungen zu gehemmter Konsumlust, die sich auch auf dem Grill widerspiegelt.“ Laura Isabell Bünning, Pressesprecherin der Block Gruppe, hat ebenfalls ein Abflachen beim Kauf von Grillgut beobachtet. „Corona hat einen massiven Einfluss auf die Kaufentwicklung bei Grillprodukten genommen. Da der klassische Restaurantbesuch nicht mehr möglich war, wurden Burger stattdessen über den Handel oder online gekauft und zu Hause zubereitet.“ Aufgrund der aktuellen Preisentwicklungen könne laut Bünning pauschal gesagt werden, dass überall gespart wird. Die Mittelpreisprodukte verlieren Konsumenten, es findet eine Abwanderung zum Discount statt. „Die Block-House-Produkte sind von dieser Entwicklung unberührt. Im LEH steigen die Umsätze. Kunden sparen eher den teuren Restaurantbesuch ein und genießen Burger stattdessen mit ihren Gästen zu Hause.“

Einig sind sich die Hersteller, dass Herbst/Winter-Grillen kein neuer Trend ist. „Das Grillen im Herbst und im Winter ist kein neuer Trend, in deutschen Haushalten wird schon lange das ganze Jahr über gegrillt.

Kein neuer Trend
„Laut Mafowerk-Grillstudie 2021 grillen 94 Prozent der Menschen von Juni bis August, ab September können sich hingegen 16 Prozent für das Grillen begeistern“, sagt Christian Wolf. PHW-Marketingleiter Ingo Stryck ergänzt: „Grundsätzlich ist die Grill-Hauptsaison ganz klar im Frühjahr und Sommer, denn der entscheidende Faktor beim Grillen ist das Wetter.“ Dies würden auch die Daten aus der hauseigenen Wiesenhof-Grillstudie 2022 zeigen, so Stryck. Allerdings gebe es auch einen kleinen Anteil sogenannter „Ganzjahresgriller“ – sogar mit leicht steigender Tendenz, so Stryck. „Der Hauptgrund für das Wintergrillen ist dabei allerdings nicht das Wetter, sondern der ‚Event-Charakter‘, um etwas Besonderes wie beispielsweise Geburtstage oder Partys zu zelebrieren“, sagt Stryck. In diesem Winter bietet sich laut Stryck vor allem die Fußball-WM als Anlass zum Grillen an. Passend dazu hat Wiesenhof mit der Schenkel-3er-Kette Spicy Orient Style und den Tor-Hunger-Steaks Sweet Orient Style zwei Grill-Aktionsprodukte rund um die Fußball-WM auf den Markt gebracht.

Veggie liegt im Trend
Vegetarisches Grillgut wird ebenfalls trotz Krise im Sommer wie im Winter immer mehr nachgefragt, wie David Petrikat beobachtet hat: „Wir bei Grillido merken es an unserem eigenen vegetarischen Angebot, die Fleischersatzprodukte stehen den Fleischprodukten in nichts nach. Viele Verbraucher halten bereits gezielt im Wocheneinkauf nach vegetarischen und veganen Produktalternativen Ausschau. Hier gibt es auch eine große Offenheit für innovative Lebensmittel.“

Grillido bietet deshalb verschiedene Grillkäse-Sorten wie beispielsweise einen griechischen Grillkäse oder einen Crunchy-Grillkäse an, die gut abverkauft werden. „In den Herbst- und Wintermonaten funktionieren unsere Grillkäsesorten als Pfannen- oder Ofenkäse. Unsere aktuell neusten Produkte sind die vegetarischen Bratwürste, die sich jetzt auch im Herbst und Winter in Salate oder Nudelgerichte hervorragend einfügen lassen.“ Dafür arbeitet Grillido an neuen Produktideen und möchte vor allem sein vegetarisches Sortiment ausbauen. „Als Nächstes blicken wir in die Tiefkühltheke und werden darüber Grillfeeling für das ganze Jahr in die Märkte bringen“, sagt Petrikat.

Vegan ist auch ein Thema bei Hersteller Wolf: Für das Jahr 2023 sind ein bis zwei pflanzliche Bratwürste für die Grillsaison geplant. Hersteller Wiesenhof ist ebenfalls mit vier neuen und vollkommen pflanzlichen Grill-Produkten seiner neuen Marke Green Legend im Vegan-Grillgeschäft vertreten. Die Green Legend Fleisch Steaks gibt es in den zwei Sorten Smoky BBQ und Wild Pepper. Für Käufer, die Fisch auf dem Grill mögen, kommen mit den Lachs Filets Lemon & Herbs und den Fisch Filets in einer Garlic-&-Olive-Marinade ebenfalls zwei neue Produkte auf den Markt.

Laura Isabell Bünning hat dagegen einen starken Trend zu Burgern ausgemacht. „Pattys, Buns und Soßen sind sehr gefragt. Nach wie vor ist der American Burger von Marktführer Block House unser stärkster Artikel.“ Der Marktanteil bei den American Burgern konnte laut Bünning 2022 von 25 auf 25,6 Prozent erhöht werden.

Doch wie macht es der Handel? Bei Stefan Rottstegge, Abteilungsleiter und Metzgermeister für die Frischetheke im Edeka-Markt Sven Komp in Wesel, geht die Sommer-Grillsaison einfach in die Herbst-Grillsaison über. „Das Herbstgrillen hat sich in den vergangenen fünf Jahren etabliert. Der Kunde grillt gern an Silvester oder in seiner Freizeit – er will es sich einfach gut gehen lassen“, sagt Rottstegge.

Herbstgrillen hat sich etabliert
Der Abteilungsleiter und sein Team bieten deshalb das gleiche Programm wie im Sommer an, nur die Größe und die Anzahl der Fleischsorten wird etwas heruntergefahren. So gibt es laut Rottstegge im Sommer zwölf selbst hergestellte Bratwürste, während im Winter nur die Hälfte der Bratwürste die Kunden zum Kauf einladen.

Verkaufsschlager an der Theke sind laut Rottstegge Fisch, Hähnchen und Würstchen. „Zunehmend gefragt sind bei unseren Kunden aber auch hochwertige Rindfleischprodukte, wie etwa Flank-Steaks, Tomahawk, US-Entrecote und Dry Aged Beef“, sagt Rottstegge. Bei Kikok-Hähnchen und diversen Artikeln vom Ibérico-Schwein oder dem Secreto vom Schwein zeigt die Absatzkurve ebenfalls steil nach oben. Bekannt ist Edeka Komp zudem besonders wegen der Steakkompetenz, sagt Rottstegge. So gibt es eine Auswahl von 50 Sorten Steaks, die laut dem Metzgermeister immer gut abverkauft werden.

Die Grillspezialitäten „sollten im Block präsentiert und natürlich saisonal abgestimmt sein“, empfiehlt Rottstegge. Hochwertigstes Fleisch benötige außerdem eine entsprechende Präsentation, betont er ausdrücklich. Erstmals seit drei Jahren plant Stefan Rottstegge deswegen – auch derzeit als Kundenbindungsprogramm –, für seine Kunden wieder ein Seminar zum Thema „Wintergrillen“ anzubieten.

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