Rotkäppchen „Wir wollen Authentizität und kein weichgespültes Konzept“ - Seite 3

Christof Queisser, Vorsitzender der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm, sprach im Interview mit der LP über Innovationen, die Herausforderungen auf dem Sektmarkt sowie seine Sicht auf den deutschen LEH. 

Freitag, 04. September 2015 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild „Wir wollen Authentizität und kein weichgespültes Konzept“ - Seite 3
„Alle Produkte, die wir seit 2006 eingeführt haben, können Sie heute noch kaufen.“ Christof Queisser, Rotkäppchen-Mumm (Quellen: Mugrauer)

Seit 2009 gehört Blanchet zu Ihrem Portfolio. Welche Funktion erfüllt eine solche Weinmarke heute?

Wein funktioniert anders als der Sekt- oder Spirituosenmarkt. Die Kategorie ist sehr vielfältig und klassische Marken haben es schwerer. Bei den Verwendern von Markenweinen handelt es sich um sehr spezifische Käufer. Sie suchen vor dem 6 m langen Weinregal Orientierung. Ihr Anspruch ist ein unkomplizierter Wein mit einer ordentlichen Qualität. Region, Rebsorte oder Winzer sind diesem Käufer nicht so wichtig. Wir haben mit der Umstellung von Blanchet auf ausschließlich französische Weine den richtigen Schritt gemacht. Das zeigen die Zahlen: Mit einem Absatz von 10 Mio. Flaschen war 2014 das Jahr mit dem höchsten Absatz. Es hat fünf Jahre gedauert dieses Volumen aufzubauen, aber eine konsequente Markenführung und hohe Investitionen haben sich am Ende ausgezahlt.

Sie sind in der komfortablen Situation, mit Rotkäppchen-Mumm in Deutschland kaum noch wachsen zu können. Wie sieht Ihre Strategie für den Export aus?

Wir nennen es Internationalisierung und nicht Export. Die Zeiten, in denen man ein deutsches Produkt in die Welt verschicken kann, sind vorbei. Wir zielen auf eigenständige Produkte für die internationalen Märkte. Man kann Deutschland beispielsweise nicht mit dem asiatischen Markt vergleichen, auf denen die Funktion des Schaumweines als Frequenzbringer nicht ausgeprägt ist und das Ganze mehr ein Kompetenzthema ist.

Also neue Produkte für neue Märkte. Sollen diese dann auch den im Ausland schwer verständlichen Namen Rotkäppchen tragen?

Ja, denn eine Marke muss Authentizität und eine gewisse Tradition ausstrahlen. Und wenn das eine Marke hat, dann Rotkäppchen. Wir wollen kein weichgespültes Konzept. Marken wie Jägermeister oder Volkswagen sind im Ausland auch, trotz komplizierter Namen, sehr erfolgreich.

Sie konnten in Ihrem Berufsleben, neben vielen Stationen in der Konsumgüterindustrie, auch Erfahrungen bei der Tengelmann Handelswarengesellschaft sammeln. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Zunächst habe ich gelernt, wie komplex das Handelsgeschäft ist. Die Engländer sagen ‚Retail is detail‘ und das stimmt absolut. Die Verfügbarkeit von Bargeld in den Kassen, die MHD-Kontrolle, das Management der Obst und Gemüse-Abteilung oder die Flut an neuen Produkten sind nur einige Dinge, mit denen sich ein Filialleiter auseinandersetzen muss. Das versteht man, wenn man selbst im Handel gearbeitet hat. Auch im Punkt Personalmanagement habe ich einiges gelernt: Egal ob einfache Servicekraft, Kassierer oder Facharbeiter in der Metzgerei – diese anspruchsvolle Menschenführung hilft für den späteren Weg.

Sie haben sicher den Übernahmepoker um Ihren ehemaligen Arbeitgeber Tengelmann durch die Edeka verfolgt. Die Kartellbehörden haben sich gegen eine Übernahme ausgesprochen. Was ist Ihre Meinung?

Es ist richtig: Die Konzentration in Deutschland ist schon weit fortgeschritten. Aber der deutsche Handel bietet den Verbrauchern auch eine große Vielfalt durch die verschiedenen, kreativen Formate. Sei es Discount, Großfläche, Drogerie, Nahversorger oder Getränkemarkt. Im Vergleich zu anderen Ländern hat der deutsche Verbraucher die größere Auswahl.

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Bild öffnen Christof Queisser ist nicht nur seit 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, sondern
seit Mai 2015 auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und Importeure.
Bild öffnen „Alle Produkte, die wir seit 2006 eingeführt haben, können Sie heute noch kaufen.“ Christof Queisser, Rotkäppchen-Mumm (Quellen: Mugrauer)

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