Warenverkaufskunde Ziegenkäse - „Ziegenkäse-Natio“ Frankreich

Wer Ziegenkäse probiert, merkt schnell: Da gibt’s nicht zu meckern! „Bockiger Geschmack“ ist von gestern.

Montag, 18. August 2014 - Warenkunden
Heidrun Mittler
Artikelbild Ziegenkäse - „Ziegenkäse-Natio“ Frankreich
Bildquelle: ANICAP

Als „Ziegenkäse-Nation“ gilt Frankreich, hier spricht man von den „Chèvres“ (gesprochen „Schäwre“). Bei unseren Nachbarn werden weit über 100 verschiedene Sorten hergestellt, viele zählen zum Spezialitäten-Sortiment. Die Palette umfasst eine Vielzahl von Formen, Größen und Oberflächen. Neben Pyramidenstümpfen gibt es runde, zylindrische und kegelförmige Sorten, weiterhin Ziegel und Knöpfe, Rollen und Rechtecke. Gerade die Spezialitäten stammen meist aus Rohmilch (auf Französisch „au lait cru“, gesprochen „oh läh krüh“), sie haben die Eigenschaft, dass sie während der Lagerung weiter reifen und sich der Geschmack intensiviert. Viele sind mit einer Schicht von Edelpilzen überzogen, dabei gibt es weiß wachsende oder gräulich-blaue. Manche Sorten werden mit einer vermahlenen Pflanzenkohle bedeckt. Diese stammt von unterschiedlichen Holzarten wie Pappel- oder Buchenholz. Die Kohle bindet Feuchtigkeit auf der Oberfläche und begünstigt die Rinden- und Schimmelbildung.

Zwölf französische Ziegenkäsesorten tragen das europäische Qualitätssiegel für kontrollierte Herkunftsbezeichnung AOP „Appellation d’Origine Protégée“. Dies entspricht im Deutschen der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.), die vom Altenburger Ziegenkäse verwendet werden darf. Das AOP-Siegel auf der Rinde, der Verpackung oder dem Etikett garantiert, dass Milcherzeugung und Herstellung der Käse in einem geografisch festgelegten Gebiet erfolgen Herstellung und Reifung nach vorgegebenen Produktionsbedingungen verlaufenn  die Einhaltung typischer Merkmale sowie Qualität realisiert wird undeine Überwachung durch die Kontrollkommissionen erfolgt. Einige Beispiele für AOP-Käse: Valençay, Sainte-Maure de Touraine oder Banon.

Wie man den Kunden richtig berät? Kunden, die bislang noch keine Liebhaber von Ziegenkäse sind, sollte man durch milde Sorten überzeugen. Das geht man besten, wenn man sie ein Stück probieren lässt. Als Regel gilt: Je geschmeidiger der Teig, desto milder schmeckt der Käse. Sind die Käse drei, vier Wochen gereift, entwickeln sie ein ausgeprägtes, würziges Aroma. Lange gereifte Käse sind eher Käsekennern vorbehalten. Da solche Feinschmecker meist über das nötige Kleingeld verfügen, sollte man sich informieren, welcher Wein zu welchem Käse passt, um den Kunden entsprechend beraten zu können.

Noch ein Wort zur Schnitt-Technik: Es gibt keine speziellen Regeln. Doch bei Pyramiden oder Rollen sollte man so schneiden, dass jede Portion den gleichen Anteil Rinde erhält. Die kleinen Taler oder Crottins werden am Stück verkauft. Größere Stücke kann man mit der Käseharfe teilen.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken dem französischen Verband ANICAP und der Sopexa Deutschland, Düsseldorf, für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Material.

Wissenscheck

Wer diese Warenverkaufskunde aufmerksam gelesen hat, kann folgende Fragen leicht beantworten.

{tab=Fragen}

  1. Das Vorurteil „Ziegenmilch schmeckt nach Bock“ ist überholt. Was hat sich geändert?
  2. Wird Ziegenkäse aus pasteurisierter oder aus Rohmilch hergestellt?
  3. Was empfehlen Sie Kunden, die erstmals Ziegenkäse probieren

 {tab=Antworten}

  1. Die Milchgewinnung (Kühlung) und Haltung (Bock getrennt von den Ziegen).
  2. Sowohl als auch
  3. Einen möglichst milden Käse, also einen Frischkäse.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Schön präsentiert: Spezialitäten bei Käse
Jansen in Aachen.
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Bild öffnen Herstellung: Hier noch handwerklich: Die
Käsemasse wird mit der Harfe geschnitten, der
frische Käsebruch in Formen geschöpft. Die Molke
tropft ab, nach dem Salzen reifen die Taler.
Bild öffnen Ziege: Das genügsame Tier gibt bis zu zwei Liter Milch am Tag.

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