Die Vorschläge hatten Protest beim Verband praktizierender Tierärzte ausgelöst. Dieser befürchtete, dass auch Haustiere künftig nicht mehr adäquat mit Antibiotika behandelt werden könnten. Er hatte eine Unterschriftenaktion gestartet, die von zahlreichen Tierhaltern unterzeichnet wurde, die um die künftige medizinische Versorgung ihrer Haustiere fürchteten.
Damit bleibt es bei den ursprünglichen Plänen der EU-Kommission: Diese will bislang keine konkreten Stoffe nennen, die auf die Liste von Reserveantibiotika kommen sollen, die bei Infektionskrankheiten verwendet werden, wenn normale Antibiotika nicht mehr wirken. Die Behörde präsentierte stattdessen Kriterien für deren Auswahl: etwa eine hohe Bedeutung für die menschliche Gesundheit und ein „nicht-essenzieller“ Bedarf in der Tiermedizin.
Welche Stoffe am Ende auf die EU-Liste der Reserveantibiotika kommen, muss die Kommission nach Angaben von Häuslings Büro bis zum 28. Januar 2022 klarstellen.
Schätzungen zufolge würden weltweit 66 Prozent aller Antibiotika für landwirtschaftliche Nutztiere verwendet und nicht für Menschen, so Häusling. In Mastbetrieben würden immer noch auch gesunde Tiere über Futter oder Wasser mit Antibiotika behandelt, wenn es in dem Stall kranke Tiere gebe. Resistente Keime aus den Ställen können etwa über Fleisch zum Menschen gelangen.