Henkell Freixenet Mehr Wert für die Traube

Der Rekordumsatz von Henkell Freixenet vermittelt nicht nur eitel Sonnenschein. Der Weltmarktführer bei Schaumwein kämpft mit dem Klimawandel, geringen Erntemengen und der Zinspreisexplosion.

Montag, 12. Juni 2023 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Mehr Wert für die Traube
Bildquelle: Henkell Freixenet

Menge, Preis und ein bisschen Währung“, mit diesen Worten erklärt Dr. Andreas Brokemper (Bild), Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Sektkellerei Henkell Freixenet, einen erneuten Umsatzrekord im Jahr 2022, der am Ende inklusive Steuer bei 1,4 Milliarden Euro lag (plus 6,8 Prozent). Der größte Schaumweinhersteller der Welt profitierte von seinem umfangreichen Portfolio und den zahlreichen Märkten, auf denen die Wiesbadener aktiv sind (Henkell Freixenet verkauft seine Produkte in 150 Ländern). „Wir können unser Risiko ausbalancieren. Wenn man nur in einem Markt aktiv ist, beispielsweise England, und sich nicht mit Tesco einigen kann, dann hat man wirklich ein Problem“, so Brokemper über das leidige Thema der notwendigen Preiserhöhungen durch gestiegene Kosten für beispielsweise Trauben und Glas.

Besonders beim Prosecco hätten die Anpassungen durch eine sprunghafte Verteuerung der für den Schaumwein verwendeten Glera-Traube bei bis zu 30 Prozent gelegen. Andere Produkte hätten sich hingegen beim Preis kaum verändert. Auch in Deutschland hat es um das Thema Streit gegeben. So war die Premium-Marke Fürst von Metternich teilweise nicht bei Kaufland verfügbar. Anfang des Jahres konnte sich das Sekthaus aber mit dem Händler einigen. „Wenn man kein Geld verlieren will, geht es nicht ohne Preiserhöhungen“, so Brokemper.

Eine Entspannung für das laufende Jahr sieht der Manager nicht. Insbesondere die Preise für Cava und Glas zögen noch immer an. Da man im vergangenen Jahr auf Bestände zurückgreifen konnte, ist hier in diesem Jahr keine Entspannung zu erwarten. Vor allem Leerflaschen seien knapp und sehr teuer geworden – auch wegen einer zerbombten und einer weiteren vorübergehend stillgelegten Glashütte in der Ukraine, die zusammen rund zwei Milliarden Flaschen im Jahr produziert hätten.

Eine klammheimliche Freude über eine höhere Wertigkeit von Schaumwein, der sich beispielsweise in Deutschland seit 40 Jahren preislich nicht wesentlich verändert hat, verspürt Brokemper nicht: „Nicht in diesen Sprüngen, nein. Aber am Ende muss die Weintraube schon sukzessive mehr wert werden. Vor allem wenn man bio-dynamisch produziert, was einen viel höheren Aufwand im Weinberg darstellt.“

Klimawandel bleibt unberechenbar
Neben der Inflation, explodierenden Energiepreisen und gestörten Lieferketten muss sich Henkell Freixenet auch zunehmend mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Die Wiesbadener kaufen einen Großteil ihrer Weine in Spanien, Frankreich und Italien ein. Vor allem Trockenheit und Fröste setzen hier den Winzern zu. „Viele Menschen verstehen diesen Zusammenhang nicht, weil es zunächst paradox klingt. Wir haben aber häufig die Situation, dass in den Ländern Südeuropas schon im März Temperaturen von bis zu 30 Grad erreicht werden. Dadurch treiben die Reben früher aus. Im Mai reicht dann eine frostige Nacht, um den Weinberg zu zerstören und für die Ernte unbrauchbar zu machen“, erklärt Brokemper die angespannte Situation.

9,5

Prozent beträgt der Marktanteil von Henkell Freixenet weltweit.
Quelle: IWSR

318

Millionen Euro Umsatz entfallen auf die Region DACH.
Quelle: Henkell-Freixenet

Die Inflation bereitet Brokemper hingegen weniger Sorgen als ein anderes Thema: „Es gibt ja bei der Inflation erste positive Meldungen. In den USA beispielsweise ist die Teuerungsrate auf unter 5 Prozent gefallen. Was aber mittelfristig noch für Preissprünge sorgen wird, ist die höhere Zinslast. Keine Frage: Geld war in den letzten 15 Jahren zu billig. Aber die höhere Zinslast zieht sich jetzt durch die komplette Wertschöpfungskette und betrifft auch den Winzer, bei dem wir kaufen, der sich neue Maschinen anschafft und der sich diese gestiegenen Kosten auch zurückholen muss.“

Unangefochtener Marktführer
Mit einem weltweiten wertmäßigen Marktanteil von 9,5 Prozent weist das Marktforschungsinstitut IWSR Henkell Freixenet als globalen Schaumweinmarktführer aus. Seinen detaillierten Gewinn teilte das Unternehmen als Sekt-, Wein- und Spirituosen-Sparte der Geschwister Oetker Beteiligungen KG traditionell nicht mit.

Gleiches gilt für den Absatz, der global aber gestiegen sei. „Aktuell sind wir in 104 Ländern Marktführer für Cava , in 38 Ländern Marktführer für Prosecco und in 33 Ländern Sektmarktführer“, ergänzt Dr. Andreas Brokemper.

Besonders stark entwickelte sich das Unternehmen in Amerika mit einem Umsatzsprung von 28,7 Prozent auf 216 Millionen Euro. Die Region DACH wuchs dagegen um 3,4 Prozent auf 318 Millionen Euro. Diese verhaltene Dynamik ist mit der zeitweisen Auslistung von Fürst von Metternich zu erklären. Global stärkste Wachstumstreiber sind die Marken Freixenet, Mionetto und Henkell.

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