ISM 2010 Mit Perspektive

Die Kapriolen des Winters und des Marktes konnten der ISM nichts anhaben. Die Aussteller verbreiten trotz einiger Unwägbarkeiten Zuversicht.

Dienstag, 07. September 2010 - Süßwaren
Dieter Druck

Es war nicht die ISM 2.0. Weder drangvolle Enge in den Gängen noch spektakuläre Neuheiten. Aber die Messetage in Köln vermittelten von Seiten der deutschen Aussteller Konstanz und Zuversicht. Nicht zu unterschätzende Werte in unsicheren Zeiten. Durchweg Zufriedenheit bezüglich des Messeverlaufs bei den Anwesenden. Der deutsche Handel war z.T. mit wetterbedingter Verspätung aber komplett über alle Vertriebsschienen in den Messehallen präsent. Von konstruktiven Gesprächen war die Rede, man hatte Zeit. Ebenso positiv wurden die Auslandskontakte auf der Messe bewertet, was ihren Charakter als Exportmesse unterstreicht. Neben einem sich erholenden osteuropäischen Markt, den USA und bestimmten asiatischen Regionen sehen inzwischen etliche Anbieter Südamerika als „Neuland“ mit Potenzial. Vor allem Brasilien und Argentinen mit ihren weitgehend intakten Wirtschaftsstrukturen werden in diesem Zusammenhang genannt. Weitere Messethemen: Unsicherheit durch von Spekulation getriebene Rohstoffpreise und die Spur der Unsicherheit, ausgelöst durch die agilen Kartellwächter. Der Verzicht auf Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe greift um sich. Und einige Hersteller prophezeien, dass nach der Zuckerreduktion auch die Salzreduktion in den kommenden Jahren die Entwicklung von Neuheiten prägen wird.

Gemessen an anderen Warengruppen scheint das Thema Nachhaltigkeit noch nicht auf breiter Front angekommen zu sein. Es wird aber auf die Entwicklungen im europäischen Handel verwiesen, wo auch in der Süßwarenbranche das Thema durch Ansprüche und Forderungen des Handels forciert wird.

Konkreter zeichnen sich da die Produkt-Trends ab. Minis und Mixes sowie limitierte Sonderauflagen sind allgegegenwärtige Konzepte. Die Fußball-WM ist ein wichtiges Promotion-Thema im Jahresverlauf, aber kein branchenweit dominantes. Cocos und Mango kristallisieren sich als fruchtige Geschmackstrends heraus. Bei den Snacks sind es Wasabi und moderat scharfe Varianten. Sicherlich getrieben durch die WM in Südafrika ist Chakalaka bei den Neuprodukten angesagt.

Ültje setzt diese Ansätze umfassend um. Im vergangenen Jahr entwickelte sich das Unternehmen laut Nielsen (bis KW 48/09) mit einem Plus von 7 Prozent absolut marktkonform. Die Marke ist mit einem Anteil von 25 Prozent Marktführer bei Erdnuss-Kernen. Zudem verzeichnete man im Wachstumssegment Studentenfutter mit einem Plus von 18 Prozent überproportionales Wachstum. Für dieses Jahr sind acht Aktionen geplant. Überfüllung, Gewinnspiele und limitierte Editionen, z.B. Chakalaka zur Fußball-WM, bestimmen die Mechanik. Zentrales Neuprodukt auf der Messe waren die ültje Rice Crispers – Erdnüsse im Reismantel. Damit wird zum einen auf das unverändert expansive Segment der ummantelten Produkte und zum anderen auf Reis als Zutat bei Snacks gesetzt. Im April startet die Einführung mit zwei Sorten (Onion; Sweet Chili).



Seeberger wird im Juni mit vollkommen neuem Markenauftritt im Handel präsent sein. Die Farbe Orange soll Signalgeber für die Marke sein. Die Ulmer haben das vergangene Jahr, dank eines sehr guten Dezembers mit einem Plus von 4 Prozent abgeschlossen. Der Absatz lag etwas darunter, weil, so Geschäftsführer Ralph Beranek, bei Seeberger eine Verlagerung zu höherwertigen Produkten (Erdnuss-Mix etc.) zu erkennen sei. Als wahrer Renner haben sich 2009 die getrockneten Mangos erwiesen, die innerhalb von drei Monaten ausverkauft waren. Beranek nennt als wesentlichen Wettbewerbsvorteil eine weichere Qualität. Daran werde auch weiterhin gearbeitet.

Zentis schloss 2009 mit einem Umsatzplus von 3 Prozent auf 669 Mio. Euro ab. Unter dem Motto „Ideen aus Mandeln und Nuss“ wurde auf der ISM vor allem der Relaunch der Nusspli Nuss-Nougat-Creme herausgestellt. Die Nr. 2 im Markt der süßen Cremes erscheint ab Juli im bewährten 400-g-Becher, jedoch mit verbesserter Haptik und Optik. Als neue Knuspervariante wurde der Knusplis Choco-Flakes-Mix vorgestellt. Die von Vollmilch-, Zartbitter- und weißer Schokolade umhüllten Cornflakes werden im Herbst eingeführt. Zu Ostern 2011 werden die Aachener gepuderte Pfirsich-Marzipan-Eier offerieren.

Viel Neues gibt es bei Stollwerck. Im vergangenen Jahr entwickelte sich das Markengeschäft (Sarotti, Alpia, Karina und Alprose) in einem rückläufigen Gesamtmarkt mit einem Absatzplus von 10,1 Prozent. Wertmäßig waren es 7,3 Prozent (LEH inklusive Discount und DM; Januar bis einschließlich Oktober). Ein wesentlicher Wachstumstreiber ist Alpia, vor allem getragen vom Aktionsgeschäft. Insgesamt wurde unter Alpia 9 Prozent mehr Tafeln verkauft. Im allgemein wiederbelebten Pralinensegment erzielten die Kölner insbesondere über Sarotti ein Mengenplus von 14,8 Prozent. „Wenn Premium- und Handelsmarken Federn lassen und Verbraucher wieder verstärkt Marken im unteren bis mittleren Preissegment nachfragen, haben wir bei Stollwerck mit Sarotti, Alpia, Karin und künfitig auch durch Alprose das richtige Angebot verfügbar“, sagt Philipp Schoeller, Geschäftsfüher der Stollwerck GmbH.

Mit der Schweizer Marke Alprose will man im deutschen Handel einer verstärkten Nachfrage nach Schweizer Schokolade entsprechen. Marketingleiter Jan Zuther: „Ab dem 2. Halbjahr 2010 kann der klassische LEH auf ein erweitertes, verkaufsstarkes Alprose-Sortiment bauen.“ Zu dem zählen 200-g-Tafelschokoladen (vier Sorten) und Schoko-Dragees. Mit Alpia Praliné-Tafeln (vier Mousse-Sorten, 160 g, EVP 1,49 Euro) soll ab sofort ein Angebot im Preiseinstiegssegment etabliert werden. Das auf Vortests basierende Potenzial mache einen Absatzanteil von 30 Prozent in dem Segment durchaus möglich, heißt es in Köln. Der Klassiker Schwarze Herren-Schokolade bekommt die Weiße Damen-Schokoalde an die Seite gestellt. Beide werden als klassische 100-g-Tafel sowie als dünne Täfelchen angeboten. Eine weitere Neuheit ist die Käfer-Lizenz für das Weihnachtssortiment 2010. Fünf Kreationen sollen in diesem Jahr umgesetzt werden.



Nach einem Jahr der Konsolidierung inklusive Sortimentsbereinigung geht Grabower mit dem ambitionierten Ziel 15 Prozent Umsatzplus in das Jahr. Einen ordentlichen Beitrag soll dabei das internationale Geschäft liefern, das sich mit neuer Key-Account-Struktur präsentiert. Süd-und Mittelamerika werden erstmalig bearbeitet. Darüber hinaus soll in Asien das zweistellige Wachstum fortgeführt werden und in den USA wird das geplante Joint Venture über die Produktion und den Vertrieb von Grabower Küßchen umgesetzt. „Durch unser Preisleistungsverhältnis kommen wir auch krisenbedingt beispielsweise in England, Frankreich und Benelux weiterhin gut voran“,sagt Inhaber Otto Lithardt. Auf Produktseite gilt eine besondere Aufmerksamkeit der WM in Form der WM-Küsse in schwarz-weißer Glasur.

Je nachdem welche Vertriebslinien in diese Aktion einbezogen werden, sollen zwischen 3 und 5 Mio. Euro mit dem Produkt umgesetzt werden. Ab einer Auflage von 250.000 Packungen werden Kunden auch mit Eigenmarken bedient. Die neue Generation zuckerfreier Schaumküsse unter der Marke Topkuss-aktiv wird durch ein Sortiment zuckerfreier Gebäcke ergänzt. Zusammen mit dem Frauenhofer Institut wurden 100-Prozent-zuckerfreie Produkte mit nur minimal laxierender (abführender) Wirkung entwickelt. Internationale Ergänzung sucht Lithardt auch für sein Unternehmensportfolio. Derzeit laufen Übernahmeverhandlungen mit Unternehmen in Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. Das Ganze könne dank hoher Eigenkapitalausstattung bankenunabhängig finanziert werden, hebt der Firmenchef hervor.

Krüger forciert in diesem Jahr das neue Kaffee-Kapselsystem unter K.fee. Derzeit laufen noch Testmärkte auf der Großfläche. Auf breiter Front soll dann ab Spätsommer das System präsent sein. Man ist zuversichtlich in Bergisch-Gladbach, weil zum einen der Markt für Single-Portionen weiter wachse und zum anderen ein attraktives Preisleistungsverhältnis geboten werde. Die Hardware ist mit ca. 89 Euro pro Gerät veranschlagt und der 16er-Pack mit den Kapseln mit 3,59 Euro. Im Handel spreche man auch auf höchster Entscheiderebene über K.fee. Mit fünf Sorten geht es an den Start (Latte Macchiato, Caffè Crema, Cappucchino, Espresso und Latte). Besonders hervorgehoben wird die Milchkompetenz. Tee und Trinkschokolade könnten die logischen Folgeschritte sein. Auf Basis der Marktforschung ergäbe sich für K.fee ein Absatz von vier Kapseln pro Maschine und Tag. Zum Vergleich: Die GfK nennt einen durchschnittlichen Absatz von 2 Einheiten. Mit dem 50-Prozent-Joint-Venture an der Kaffeerösterei Schmitz-Mertens ist zudem die Röstkaffee-Basis für die Kapseln sichergestellt. Auch im etablierten Bereich der löslichen Kaffee-Spezialitäten wartet Krüger mit der Linie Club Cappucchino mit Neuem auf. Sechs Sorten in einer verbraucherfreundlichen 350-g-Dose, die in regelmäßigen Abständen durch neue Geschmacksvarianten ergänzt werden sollen, machen den Anfang.

Genuport verbuchte im vergangenen Jahr bis zu zweistellige Zuwächse, die vor allem durch Marken wie Oreo, Snyder`s of Hannover, Rocky Mountain Marshmallows und Daim geprägt waren. Neu im Portfolio sind Isostar und Powerplay by Isostar. In der Kategorie Schokoladenwaren ist Mirabell dazugekommen, nach eigenen Angaben internationaler Marktführer bei Mozartkugeln. Bei Snacks führen die Norderstädter mit Bertolli ebenfalls eine neue Marke. Neu auch der Einstieg in das Segment Studentenfutter unter dem Markenklassiker Scho-Ka-Kola.

Importhaus Wilms/Impuls und die Schwester Kalfany wollen mit der Lizenz von „Peanuts“ und einer neuen Brause-Bonbon-Range punkten. Ins Auge sticht die strategische Ausweitung auf den Bereich der Sporternährungsprodukte unter Dextro Energy Sports Nutrition, darunter Drinks in Portionsbeuteln und Sports Formula Dextrose-Tabletten.
Die Aktivitäten der Aussteller belegen, dass die Innovationsdynamik bei der Süßware ungebrochen und damit die Zuversicht, auch auf Grund des Messeverlaufs, gerechtfertig ist.


{tab=Neue Produkte}

  • Mit Bränden der Edelbrandmanufaktur Weisenbach, Obstbrand Pralinés, Confiserie Heilemann
  • Mousse-Tafeln in vier Sorten , Alpia Praliné, Stollwerck
  • Minis aus hellem und dunklem Haselnuss-Nougat, Schichtnougat, Viba
  • Neue Range löslicher Kaffee-Spezialitäten, Club Cappucchino, Krüger
  • Mix von Choco-Flakes, Knusplis, Zentis
  • Erdnüsse im Reismantel, Rice Crispers, Ültje
  • Schaumküsse zur Fußball-WM mit Fan-Tattoos, Topkuss WM-Stars, Grabower

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