Molkereiprodukte Proteinhaltig und Bio

Die weiße Linie der Molkereiprodukte nimmt immer mehr Raum im Lebensmittelhandel ein. Worauf setzen die Hersteller 2021? Ein Ausblick.

Montag, 18. Januar 2021 - Molkereiprodukte
Wibke Niemeyer, Dr. Friederike Stahmann, Elke Häberle
Artikelbild Proteinhaltig und Bio
Bildquelle: Getty Images

Deutschland ist Milchland! Allein 31,7 Millionen Tonnen Milch verarbeiteten deutsche Unternehmen nach Angaben des Milchindustrieverbands (MIV) im vergangenen Jahr, 27 Milliarden Euro wurden dabei umgesetzt. Und das trotz Corona-Pandemie und Lockdown, der vor allem den Absatz im Gastro- und Großverbrauchersegment einbrechen ließ. Doch trotz der Einschränkungen und weltweit schrumpfender Wirtschaftsleistung war und ist die Nachfrage nach Milch- und Milchprodukten robust. So liegt der Pro-Kopf-Konsum von Frischmilcherzeugnissen in Deutschland bei rund 86 Kilogramm im Jahr. Hiervon macht Konsummilch den größten Anteil aus, gefolgt von Sauermilch-, Kefir-, Joghurt- und Milchmischerzeugnissen, Sahneerzeugnissen und Buttermilcherzeugnissen. Deshalb haben sich vergangenes Jahr keine größeren Vorräte an Milchprodukten gebildet, sodass das neue Jahr mit niedrigen Beständen beginnen wird, sagen die Statistiken.

Dennoch wird das aktuelle Geschehen den Milchmarkt weiter beeinflussen. „Das Jahr 2021 ist aufgrund der Covid-19-Pandemie mit Unsicherheiten behaftet. Wir werden daher an unseren Kernwerten festhalten: Regionalität, höchste Qualität und Innovation“, sagt Andreas Schneider, Geschäftsführer von Schwarzwaldmilch.

Der Markt für frische Milch ist tendenziell von Sättigungserscheinungen geprägt, die in Zukunft durch die wachsende Bedeutung von Milchalternativen wie Soja-, Hafer- und Mandelgetränken noch zunehmen könnten. „Über unsere Tochterfirma Black Forest Nature und die Marke Velike werden wir die veganen Bio-Haferdrinks aus dem Schwarzwald um viele spannende Produkte ergänzen“, sagt Schwarzwaldmilch-Chef Schneider.

Joghurt in allen Varianten
Joghurt bleibt neben Milch der weiße Trend im Kühlregal. Der Deutsche vertilgt etwa 15 Kilogramm pro Jahr davon. Supermärkte und Discounter bieten in ihren Kühlregalen eine große Auswahl. Sortiert nach pur, Fruchtzugaben und nach Herkunft (griechisch, türkisch), Energie- oder Proteingehalt – Joghurt ist in allen Varianten erhältlich. Aber auch limitierte Editionen bei Quark sind gefragt. Weitere Trends bei der Herstellung sind Regionalität und natürliche Zutaten. Auch Bio spielt eine relevante Rolle, dies hat Pricewaterhousecoopers herausgefunden. Laut einer Studie der Unternehmensberatung bevorzugt ein Drittel der Deutschen bei Molkereiprodukten Bio-Qualität.

„Vor dem Hintergrund steigender Nachhaltigkeitsanforderungen und von mehr Tierwohl wird sich der Bio-Trend in der weißen Linie fortsetzen“, berichtet Elise Bijkerk, Marketingdirektorin für die weiße Linie bei Arla Foods Deutschland auf Anfrage der LP. Hersteller wie Bauer, Arla oder Danone bieten vermehrt Bio-Varianten an. „Bio steht bei uns im Fokus. Hier setzen wir mit den neuen Arla-Bio-Joghurts aus Weidemilch auf Natürlichkeit. Die Produkte sind aus 100 Prozent Bio-Weidemilch von Arla-Biohöfen“, erklärt Bijkerk.

Bereits 2018 setzte der deutsche Lebensmittelhandel mit biologisch erzeugten Lebensmitteln in der weißen Linie rund 713 Millionen Euro um.

Protein in aller Munde
Von Herstellerseite wird das Jahr 2021 biologisch und proteinhaltig. Denn viele Menschen achten mehr darauf, wie sie sich ernähren, suchen gezielt nach natürlichen, sättigenden Produkten mit hohem Proteingehalt. Dazu habe Sport einen stetig wachsenden Stellenwert in der Gesellschaft, beobachtet Carsten Habermann, Director Sales Retail Europe bei der DMK Group. „Wir sehen den Trend zu gesunden und proteinreichen Produkten als eine nachhaltige Entwicklung an, die kein temporärer Hype ist.“ Mit einer Protein-Range setzt DMK deshalb genau an diesem Punkt an: viel Protein, wenig Fett. „Zusätzlich werden wir aber auch segmentübergreifend mit unseren Milram-Getränken neue Impulse setzen“, kündigt Habermann an. Bei den proteinhaltigen Produkten sehen auch Arla und Schwarzwaldmilch großes Potenzial. „Wir werden viele Produktneuheiten auf den Markt bringen – unter anderem ab Februar eine Proteinlinie“, teilt Schwarzwaldmilch-Chef Andreas Schneider mit.

Neben dem Proteintrend beobachten die Hersteller auch eine „zunehmende Lust der Verbraucher nach Joghurtprodukten mit einem höheren Fettanteil“, so Arla-Marketingdirektorin Bijkerk. „Diesem Trend folgend haben wir einen ganz neuen Skyr in unser Portfolio aufgenommen: ‚Arla Skyr ‧‧‧– Der Cremige‘, der mit 5 Prozent Fett angeboten wird.“

Danone wird nach eigener Aussage die „flexitarische Strategie, Milch- und pflanzenbasierte Produkte nebeneinander anzubieten, weiterverfolgen“. Das Unternehmen hat sich 2021 zum Ziel gesetzt, weiterhin zweistellig zu wachsen. „Gleichzeitig arbeiten wir stark an der Ausweitung unserer Aktivitäten im Nachhaltigkeitsbereich: Ziel ist die Zertifizierung der Danone GmbH als B Corp“, sagt Richard Trechman, Geschäftsführer Danone DACH. Das bedeutet, dass „wir nachweislich nach höchsten sozialen und ökologischen Standards wirtschaften“, erklärt Trechman. Die Idee dieser Zertifizierung entstand 2006 in den USA und ist dort weitverbreitet.

Für Elisabeth Wagner-Wehrborn, Geschäftsführung Emmi Deutschland, liegt der größte Fokus im neuen Jahr auf den Mitarbeitern. „Bis jetzt sind wir alle unbeschadet durch die Zeit gekommen, allerdings fehlt vielen Kollegen durch die vermehrte Arbeit im Homeoffice der Austausch im Büro“, gewährt sie Einblicke. Bei den Produkten sind laut Wagner-Wehrborn „genussreiche Erweiterungen der Kaltbach-Familie und neue, pflanzliche Alternativen unter der Marke beleaf“ zu erwarten: „Mit der Emmi Caffè Latte Limited Edition El Salvador werden wir über Urlaubssehnsüchte hinwegtrösten.“

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