Lebensspender Mineralwasser

Ohne Wasser kein Leben. Doch was unterscheidet Tafel- von Mineralwasser? Für die Beratung der Kunden sollte der Händler Details über Entstehung, Inhaltsstoffe sowie die geltenden gesetzlichen Bestimmungen kennen.

Donnerstag, 10. Februar 2011 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Mineralwasser
Jeder Bundesbürger trinkt jährlich ca. 131 Liter Mineralwasser.
Bildquelle: IDM

Kein anderes alkoholfreies Getränk ist in Deutschland so beliebt wie Mineralwasser. 131 l trinkt jeder Bundesbürger laut Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM) jährlich. In Deutschland gibt es 206 meist mittelständische und regionale Mineralbrunnenbetriebe, die mehr als 500 verschiedene Mineralwässer produzieren. Dadurch ist eine enorme Vielfalt garantiert. Diese Warenkunde gibt einen Überblick darüber, wie das ehemalige Luxusgetränk von anderen Wässern zu unterscheiden ist, wie es entsteht und welchen Zusatznutzen die enthaltenden Mineralstoffe und Spurenelemente für die menschliche Gesundheit bieten.

Mineralwasser ist ein Naturprodukt

Mineralwasser ist unter den verschiedenen Wasser-Arten (S. 3) das Wertvollste. Es entsteht in einem komplexen Prozess, der sogar Jahrhunderte andauern kann. Dabei dringt Regenwasser in den Boden und sickert durch verschiedene Gesteinsschichten. Während dieser Zeit nimmt es Mineralstoffe wie Magnesium und Kalzium sowie Spurenelemente wie Eisen und Zink auf und wird mit Kohlensäure angereichert. Je langsamer und je länger das Wasser durch die Schichten sickert, desto mehr Mineralstoffe kann es lösen. Jedes Mineralwasser spiegelt so die Individualität der Region und des in ihr vorkommenen Gesteins wieder.

Eine Ausnahmestellung nehmen vulkanische Gebiete ein, da sich Wasser hier mit zusätzlicher natürlicher Kohlensäure anreichert. Mineralwasser muss am Ort der Quelle oder in unmittelbarer Umgebung abgefüllt werden. Dies reicht allerdings nicht aus, damit ein Brunnen sein Wasser „Natürliches Mineralwasser" nennen darf.

Sonderstellung bei der Gesetzgebung

Für Mineral- und Heilwässer gelten strenge Regelungen. Sie sind die einzigen Lebensmittel in Deutschland, die einer amtlichen Anerkennung bedürfen. Diese anerkannten Wässer werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bundesanzeiger mit Nennung des Namens der Quelle und dem Ort der Quellnutzung bekannt gegeben. Gesetzliche Details der Förderung und Deklarierung sind vom Gesetzgeber in der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTV) festgehalten. Die Sonderstellung von Mineralwasser als Lebensmittel wird auch bei der Besteuerung deutlich. Mineralwasser gilt nicht als Grundnahrungsmittel wie beispielsweise Kaffee. Diese Aufgabe erfüllt das Leitungswasser aus dem Hahn. Daher wird Mineralwasser auch mit 19 anstatt der üblichen 7 Prozent besteuert.

Um die Qualität von Mineralwasser zu garantieren, wird es mehr als 200 Einzeluntersuchungen unterzogen. Bei den Brunnen erfolgen diese Analysen zum Teil mehrmals täglich, aber auch Behörden und unabhängige Labors sorgen dafür, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Generell gilt: Wo „natürlich" drauf steht, soll auch Natur drin sein. So sind nur wenige Behandlungsverfahren erlaubt. Die wichtigsten sind die Zugabe oder Verringerung von Kohlensäure. Ein weiteres wichtiges Verfahren ist der Entzug von Eisen. Es gibt stark eisenhaltige Wässer, welche beim Öffnen der Flasche eine braune Farbe bekommen würden, da das Eisen bei Sauerstoffkontakt oxidiert. Die Enteisung geschieht mit Hilfe eines Filtrationsverfahrens. Eine Entschwefelung wird gelegentlich aus geschmacklichen Gründen vorgenommen.

Auf dem Flaschenetikett finden sich alle wichtigen Informationen, wie der Quellname, der Ort der Quellnutzung, die Verkehrsbezeichnung, Angaben zu Behandlungsverfahren („enteisent"), alle charakteristischen Bestandteile und das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Generell ist Mineralwasser unbegrenzt haltbar, der Gesetzgeber schreibt aber ein MHD von 1 (PET-Flaschen) und 2 Jahren (Glas) vor.


Mineralwasser ist „Functional Food"

„Functional Food" ist ein Trend, dem sich die Lebensmittel-Industrie immer häufiger bedient, um ihre Produkte zu bewerben. Dabei wird vergessen, dass natürliches Mineralwasser seit jeher einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat. Die enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente sind Bausteine für eine Vielzahl von Funktionen im Körper. Kalzium ist beispielsweise wichtig für Knochen und Zähne. Für die Reizübertragung in den Muskelzellen sind Magnesium und Kalium verantwortlich. Natrium und Chlorid „managen" den Wasserhaushalt im Körper. Durch die hohe Kombinationsvielfalt der deutschen Wässer ist es möglich, „sein" perfektes Produkt zu finden. So empfiehlt die IDM Menschen, die starke Nerven brauchen, sich für ein magnesiumhaltiges Wasser zu entscheiden (mindestens 50 bis 100 mg pro l). Ist man häufig körperlicher Belastung ausgesetzt, empfiehlt sich ein natriumhaltiges Wasser (mehr als 200 mg pro l). Gesundheitsbewusste greifen am besten zu einem Produkt mit reichlich Kalzium (mindestens 150 mg pro l). Entspannungstypen wählen ein nur leicht mineralisiertes, Genussmenschen ein kohlensäurehaltiges Wasser.

Mehrwegsystem im Umbruch

Nachhaltigkeit ist ein viel diskutiertes Thema in der Lebensmittelbranche. Mit der 0,7-l-Mehrwegflasche aus Klarglas und Schraubverschluss hat die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GdB) 1971 ein über viele Jahrzehnte erfolgreiches ökologisches Gebinde eingeführt. Innovativ war dabei nicht nur das Design des Bildhauers Günter Kupetz, sondern auch die Idee, den Brunnen bundesweit ein standardisiertes Vertriebssystem zu ermöglichen und damit die Chance, auch gegen Konkurrenz aus dem Ausland zu bestehen.

In ihrem Lebenszyklus wird die Glasflasche bis zu 50 mal wiederbefüllt. Damit gilt die Perlenflasche als Synonym für besonders ökologische Getränkeverpackungen. Seit einigen Jahren befindet sich der Gebindemarkt bei alkoholfreien Getränken aber in einem starken Umbruch. Die Gründe dafür sind vielfältig. Beispielsweise der Wunsch der Verbraucher nach Convenience, also Bequemlichkeit. Vielen sind die Glasflaschen schlicht zu schwer.

Größten Einfluss auf das Gebindesystem haben die Discounter, die aus Kostengründen nur in Einweg-Plastikflaschen abfüllen lassen und deren Marktmacht sich ausweitet. Mittlerweile wird hierzulande nur noch rund ein Drittel aller deutschen Mineralwässer in Mehrwegflaschen abgefüllt, wobei bereits mehr Mehrweg-PET-Flaschen im Umlauf sind (550 Mio.) als Mehrweg-Glasflaschen (320 Mio.).

{tab=Kann Wasser BIO sein?}

Mineralwasser ist ein natürliches Produkt. Trotzdem versuchen einige Hersteller, in Deutschland „Bio-Wasser" zu etablieren, bspw. die Brauerei Neumarkter Lammsbräu mit Unterstützung der Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V. Gegen eine solche Vermarktung mit entsprechendem Siegel hatte die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs im hessischen Bad Homburg vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth auf Unterlassung geklagt. Dagegen wehren sich die Öko-Verbande: In einer gemeinsamen Resolution haben sich Bioland, Naturland, Biokreis und AOEL für den von der Qualitätsgemeinschaft definierten Qualitätsstandard für Biomineralwasser ausgesprochen. Die Kriterien würden weit über dem gesetzliche Mineralwasserstandard liegen. Im Februar entschied das Gericht gegen die Vermarktung von Biomineralwasser, da aus unterirdischen Quellen gewonnenes Wasser immer biologisch und die Bezeichnung somit irreführend sei.

{tab=Wasserarten}

Wo kommt das Wasser her? Welche Qualität hat es? Folgende Bezeichnungen geben hier Auskunft:

{tab=Frage}

  1. Wie hoch ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Mineralwasser in Deutschland?
  2. Was unterscheidet Tafel- von Mineralwasser?
  3. Warum ist Mineralwasser „Functional Food"?

{tab=Antwort}

  1. Jährlich trinken die Bundesbürger 131 l.
  2. Tafelwasser ist ein Industrie-, Mineralwasser ein Naturprodukt, das genauen gesetzlichen Bestimmungen unterliegt.
  3. Die enthaltenden Mineralstoffe und Spurenelemente haben einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Kalzium ist bspw. gut für Knochen und Zähne.

{tab=Info}

{tab=Impressum}

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis.
Redaktion: Tobias Dünnebacke
Wir danken der Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM) für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Das Gebindesystem befindet sich im Wandel: Immer mehr Wässer werden in den leichten PET-Flaschen verkauft. Besonders die Discounter setzen auf Kunststoff und bedrohen damit die mittelständischen Brunnen.
Bild öffnen 26,3 Prozent der Wässer werden noch in Glas-Mehrweg abgefüllt.

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