Frischer Fisch Neuer Anlauf für SB

Frischer Fisch in Selbstbedienung weckt Begehrlichkeiten, nicht nur beim Discount. Das Angebot trifft heute auf andere Voraussetzungen. 

Montag, 06. September 2010 - Sortimente
Dieter Druck

Fällt jetzt eine der letzten Frische-Bastionen des klassischen LEH? Die Discounter versuchen sich am frischen Fisch in Selbstbedienung. Es ist nicht der erste Versuch, aber das Ganze wirkt diesmal nachhaltiger und konsequenter als in den Jahren zuvor, als SB-Frischfisch, z.B. bei Lidl, nur ein kurzes Gastspiel gab.

Netto hat vor kurzem einen ersten Test in Deutschland begonnen mit jeweils einem Produkt, das von Donnerstag bis Samstag angeboten wird. Ein Herantasten. Die Ergebnisse sollen so sein, dass das Konzept weitergeführt wird. Schon länger aktiv ist Aldi Suisse. Fast ein Jahr wird auf dem überschaubaren Testmarkt Schweiz in allen Niederlassungen SB-Fisch getestet. Vier bis sechs Artikel, darunter auch naturbelassene Filets stehen in den Kühlregalen. Dass es bereits so lange läuft indiziert zumindest einen gewissen Erfolg. Auch die österreichischen Aldi-Kollegen bei Hofer testen. Und Lidl sowie Penny werden in Deutschland mit Sicherheit nicht zurückstehen.

Überzeugt vom SB-Potenzial beim Fisch ist Thorsten R. Schmidt. „Der Discount, und nicht nur der, schaut auf den kaufkräftigen Frischfisch-Kunden.“ Der Ex-Metro-Mann leitet seit Jahresbeginn die Geschäfte der Patera Maris GmbH. Das Unternehmen ist eine Tochter des Käse-Großhändlers und -Verpackers Baackes & Heimes (u.a. mit dem Label Tilbury) in Viersen. „In den Niederlanden und Belgien z.B ist das Angebot über die verschiedenen Vertriebstypen inzwischen etabliert. Und in Deutschland muss man sehen, dass wir heute mit einer Kühltechnik, die den Temperaturbereich zwischen 0 und 2° Celsius sicherstellt, ganz andere Voraussetzungen als in der Vergangenheit haben und damit Produktsicherheit gewährleisten können.

In Viersen wurde eine komplett neue Verarbeitungs- und Verpackungslinie installiert. IFS-, Bio- (Naturland) und MSC-Zertifizierung sind bestanden. Die Ware wird in Viersen angeliefert, nach Bedarf filetiert, portioniert, verpackt, ausgezeichnet und etikettiert. Von der geruchs-und tropfsicheren EPS- (Polystyrol)- bis zur Alu-Schale für ofenfertige Gerichte ist alles möglich. „Das sind vom Verbraucher gelernte Systeme, die keine Hemmschwelle darstellen“, ist sich Schmidt gewiss. Den Schuber mit Produktabbildung und -information sieht er als essenzielles Element sowie Signalgeber am PoS. Aber auch der Blick auf das Produkt sollte gewährt sein. Die Restlaufzeit beträgt fünf bis sechs Tage, bei marinierten Produkten länger.

Die Preisstellung sollte sich nach Meinung von Schmidt am Thekenniveau orientieren und nicht deutlich darunter liegen. „Dieser Anspruch wäre nicht umsetzbar.“ Abgewickelt wird über die Zentrallager des Handels. Mindestens drei Standard-Artikel plus saisonal wechselnde Angebote sowie eine permanente Präsenz im Regal werden als grundlegende Basis gesehen, um ein SB-Angebot zu etablieren. Die Thekenrenner wie z.B. Seelachs und Kabeljau gehörten auch in das SB-Angebot. Erstaunlich stark entpuppe sich die Nachfrage nach Forelle. Lachs, so die Einschätzung tue sich noch etwas schwerer, was der TK-Alternative zugeschrieben wird. Pangasius und Tilapia wären ein Umweg über tiefgekühlte Rohware. Das läge in der Entscheidung des jeweiligen Handelspartners, meint Schmidt.

Das Potenzial für SB leitet man in Viersen aus einer zunehmenden Versorgungslücke bei Frischfisch in Deutschland ab, u.a. bedingt durch Abschmelzungsprozesse im Fachhandel. Zudem könnten über höhere Convenience-Grade und eine breitere Präsenz Neukunden erreicht werden.
Die Beispiele Käse und Fleisch zeigen, wie die SB-Offerte den Markt über die Jahre gedreht hat. Mit einem geschätzten Selbstbedienungs-Anteil von unter 5 Prozent ist die Sparte Frischfisch jedoch noch weit entfernt davon. Potenzial ist sicherlich vorhanden. Nur muss der Handel dokumentieren, dass er Fisch als Profilierungssortiment sieht und ihm genügend Zeit geben. Der schnelle Euro winkt nicht.


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  • „Der Discount schaut auf den kaufkräftigen Fischkunden.“ Thorsten R. Schmidt, Patera Maris
  • SB-verpackter Fisch: Patera Maris sieht großes Potenzial  im deutschen Markt aber auch in den Nachbarländern.

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