Käse-Bedientheke Theke in Sandwichposition

Die angespannte Personalsituation im Handel macht auch vor dem Käse-Servicebereich nicht halt. Mit der Folge: Die hybride Form aus Käse-Bedien- und SB-Theke setzt sich immer mehr durch.

Montag, 06. Mai 2024 - Molkereiprodukte
Dr. Friederike Stahmann
Artikelbild Theke in Sandwichposition
Bildquelle: Friederike Stahmann

Als eine Art dritter Verkaufstyp ist die Prepacking-Theke inzwischen neben dem traditionellen SB-Regal und der Käse-Bedienungstheke eine echte Größe“, sagt Volker Zuck, Mitinhaber des Käsegroßhändlers Ruwisch & Zuck. Egal ob beim Vollsortimenter, auf der Kleinfläche in der S-Bahn-Station oder beim Harddiscounter: Vorverpackte Käse gehören heute zum Standardsortiment.

Prepack-Theken gibt es schon lange. Meist als Anhängsel der Bedientheke für eilige Käufer. Ursprünglich verpackt vom Servicepersonal zu frequenzarmen Zeiten direkt hinter der Theke. In den letzten Jahren wurden sie größer, prominenter, besser bestückt, abwechslungsreicher und qualitativ hochwertiger. Zwei ganz unterschiedliche Gründe stecken hinter der aktuellen Entwicklung. Christian Pelka, Key-Account-Marketing-Manager bei Switzerland Cheese Marketing (SCM), nennt als Erstes die Kundschaft selbst: „In Zeiten der hohen Inflation hat der Verbraucher dort, genauso wie im SB-Regal, eine ‚Preissicherheit‘ für seinen Einkauf.“ So spiele für die Kunden beim Griff in die Prepack-Theke der effektive Stückpreis die entscheidende Rolle. Der müsse attraktiv sein. Der Grundpreis sei nicht so relevant. Beim Gang an die klassische Bedientheke sei das anders. Ihr hafte das Image an, deutlich teurer zu sein.

Als zweiten Grund für den Boom der Prepack-Theken nennen die Interviewpartner den Personalmangel: Vielen Bedientheken fehle es an qualifizierten Mitarbeitern ‒ auch hinter der Käsetheke. Die Folgen sind sichtbar. Gab es 2013 noch rund 15.000 Käsetheken mit Servicekräf­ten, ist diese Zahl innerhalb von nur zehn Jahren auf rund 10.500 geschrumpft. Aber nicht nur weniger Theken sind heutzutage zu finden. Die, die übrig geblieben sind, haben nicht selten kurze Öffnungszeiten. Und: Stehen Umbaumaßnahmen an, wird die Käsetheke in vielen Fällen kompakter geplant, um weniger perso­nal­inten­siv zu werden. Gern gesehen sind auch va­ri­able Kühlmöbel, die sich außerhalb der Öff­nungs­zei­ten der Bedientheke mit wenigen Handgriffen zu Prepack-Theken umwandeln lassen.
Komplett verzichten möchte kaum ein Händler auf hochpreisigen Käse. Als Profilierungsmöglichkeit mit doppelt so hohem Rohertrag wie SB-Käse liegen die Trümpfe auf der Hand. Und so werden aus Bedientheken – zumindest teilweise – Theken mit vorkonfektionierter Stückware. „Aus unserer Sicht wird die Prepack-Theke nie ein Ersatz für die Bedientheke sein können“, schränkt Pelka aber ein. Sie sei eine gute Ergänzung, um das Personal zu entlasten und ihm Zeit für erklä­rungsbedürftige Produkte zu verschaffen, meint der Experte.

23,4

Kilogramm Käse aßen Bundesbürger 2023 pro Kopf.
Quelle: BLE

2,66

Millionen Tonnen Käse produzierten die deutschen Molkereien 2023.
Quelle: BLE

Aber auch Discounter – die schon immer ohne Theke und entsprechendes Personal agieren – haben diesen Verkaufstyp für sich entdeckt. Er eignet sich gut, um das Thema Frische zu spielen und sich so mit hochpreisigem Käse zu profilieren. Hier kommt die Ware von Käseverarbeitern, die die komplette Beschaffung von Schnitt über Verpackung und Portionierung bis zur Anlieferung ins LEH-Regal übernehmen. Und so wundert es nicht, dass beispielsweise alle Aldi-Süd-Filialen eine Auswahl an Spezialitäten, wie Bio-Schnittkäse mit Bockshornklee, vor­ge­schnit­ten im Kühlregal anbieten. Körbe statt Kartons sollen ein Marktstand-Feeling erzeugen. Ähnlich ist es bei Lidl. Unter dem Slogan „Vielfalt aus der Käsewelt“ offeriert die Schwarz-Gruppe im Kühlregal Käsesorten, die man bei einem Discounter nicht erwartet, wie etwa Gruyère-AOP-Ware.

Weichkäse als Schmankerl
Das Sortiment der Prepack-Theke unterscheidet sich beim Vollsortimenter nicht wesentlich von dem, was es sonst in Bedienung gibt. Fast. Es gibt kleine Ausnahmen, wie Volker Zuck auf Nachfrage erläutert: „Umschlagsschwache Spezial­artikel der Theke finden kaum den Weg ins Prepacking-Regal. Und: Manche Sorten lassen sich einfach gar nicht vorverpacken.“ Hart- und Schnittkäse sind „die gefragtesten Käsegrup­pen“, weiß der Schweizer Käseexperte Pelka. Aber auch Weichkäsespezialitäten, „die im traditionellen SB-Regal untergehen würden oder für die dort kein Platz vorgesehen ist“, finden ihren Weg ins Prepack-Regal, so Zuck. Diese SB-ähnlichen Spezialartikel werden häufig auch nicht permanent in einer Listung geführt, sondern sind nur vorübergehend erhältlich.

Bei der Verpackung in der Hybridtheke ist weniger mehr: Während traditionelle SB-Artikel bunt und vollflächig gestaltet im SB-Regal um die Gunst der Käufer buhlen, soll Ware in Prepacking-Theken signalisieren: „Wir kommen aus dem Bedienungsbereich.“ Und wie gelänge das besser als mit einer transparenten Verpackung? „Der Verbraucher soll das Stück oder die Scheiben deutlich erkennen können“, so Pelka. Neben der notwendigen Deklaration gehöre ein Schmuck­etikett auf die Ware.

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