Über 1.000 Firmen bilden das Benko-Reich. Undurchsichtig, verdächtig. Doch viele Investoren waren nicht so vorsichtig wie einige Banken und hörten auch nicht auf die Warnungen von diversen Wirtschafts- und Handelsexperten wie Gerrit Heinemann oder Achim Wambach. „Du gibst Signa die Hand und bekommst einen Stumpf zurück“, der Banker, der das mit einigem Spott sagt, ist ein Insider.
Pleitewelle rollt seit Oktober
Am 29. November hat die Signa Holding des Österreichers René Benko ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Im Oktober hatte bereits die Sporthandelssparte Signa Sports United Insolvenz angemeldet, im November folgte die deutsche Immobilientochter Signa Real Estate Management. Sie ist eine Tochter der Signa Prime Selection, in der prestige-trächtige Immobilien gebündelt sind. Beim Elbtower in Hamburg hilft wohl der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne (Kühne + Nagel) aus. Er und auch Torsten Toeller (Fressnapf) hatten im Benko-Reich investiert und im Frühjahr noch Kapital nachgeschossen. Toeller ist nach Informationen des Handelsblattes inzwischen ausgestiegen.
Die Liquiditätsprobleme sind also keineswegs neu. Bereits im Juli hat die Europäische Bankenaufsicht (EBA) sämtliche Kreditinstitute mit Geschäftsbeziehungen zur Signa Holding überprüft (die LP berichtete). Ein vergleichbares Vorgehen hatte es noch nie gegeben. „Nachvollziehbar ist das nur, wenn mehrere Kreditinstitute systematisch nicht richtig auf Krisensignale bei einem einzelnen wichtigen Kreditnehmer reagiert hätten, der beispielsweise seine Zinsen nicht zahlt“, sagte damals Hans-Peter Burghof, Banken-Experte und Professor an der Uni Hohenheim.
Gefährliche Lage für Geschäftsführer
Für viele Geschäftsführer im Benko-Reich ist die Lage schwierig. Sie müssen aufpassen, nicht zu einer Insolvenzverschleppung beizutragen. Im März 2024 sollte Galeria von Signa eine Geldspritze von mehreren Hundert Millionen Euro erhalten. Daraus wird wohl nichts. Gleichzeitig zahlt Galeria für ihre Häuser Miete an Signa, 200 Millionen Euro jährlich, nach Expertenmeinung rund 60 Millionen Euro zu viel. Findet Galeria keinen Käufer, gehen auch dort die Lichter aus.
Schillernde Persönlichkeit
René Benko, 1977 in Innsbruck geboren, war laut Forbes 2021 drittreichster Österreicher. Der Schulabbrecher, der seine unternehmerische Tätigkeit mit dem Ausbau von Dachböden begann, ist verheiratet und hat vier Kinder.
