Smartphones Da bist Du ja wieder! - Smartphones: Da bist du ja wieder Teil 2

Dank digitaler Services können stationäre Händler Vorlieben und Verhaltensweisen der Käufer systematisch erfassen. Das bringt Vorteile fürs Geschäft.

Mittwoch, 17. Februar 2016 - Management
Sonja Plachetta
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Gerrit Heinemann, Professor an der Hochschule Niederrhein und Leiter des eWeb Research Center, misst auch standortbezogenen Diensten, den sogenannten Location-Based-Services (LBS), eine große Bedeutung bei, und glaubt, dass Lebensmittelhändler die Digitalisierung gut für ihr Geschäft nutzen können (siehe Seite 20). Dazu zählen die Beacons genannten Funksender, die per Bluetooth Kontakt zu den Handys der Kunden aufnehmen – allerdings nur, wenn der Kunde seine Zustimmung dazu gegeben hat, was die Reichweite der Beacons im Vergleich zum anonymen Tracking verringert. Händler schätzen das Potenzial der Funksender laut der Studie „Mobile in Retail 2015“ von GS1 Germany hoch ein, wenn es darum geht, die Kunden an den PoS zu führen, mit ihnen in Echtzeit am PoS zu interagieren sowie für Kundenbindungsinstrumente wie Couponing (siehe Grafik links).

Richard Lemke, CEO des LBS-Anbieters Favendo, warnt jedoch davor, standortbasierte Dienste auf das Aufhängen von Beacons im Geschäft zu reduzieren. Wichtig sei zu allererst ein komplettes Konzept, mit dem der Marktbetreiber die Digitalisierung umsetzen wolle. „Dazu gehören eine App und die passende Online-Ansprache. Vielleicht möchte man sogar Einkaufswagen mit integrierten Tablets? Erst ganz zum Schluss hängt man dann drei Beacons pro 100 qm auf“, erklärt er. In eine vorhandene App kann Favendo zusätzliche Services wie Indoor Navigation, Proximity Marketing oder Rezeptnavigation integrieren.

Wer im Zuge einer umfassenden Digitalstrategie u. a. eine Indoor Navigation installieren möchte, kann dies aber auch unabhängig von der Beacon-Technologie tun. In einem Carrefour-Hypermarkt in Lille, Frankreich, wird etwa eine Indoor Navigation mittels einer von Philips entwickelten Technik (Visual Light Communication) eingesetzt. Die Ortung erfolgt dabei über Codes im LED-Licht an der Decke des Marktes, die die Smartphone-Kamera erkennt.

Auf eine andere Technik setzt die cloud-basierte Plattform Flooresense des Technologiedienstleisters Mindtree. Sie soll Beratung suchende Kunden, z. B. in der Weinabteilung, identifizieren, den passenden Filialmitarbeiter informieren und so die Konversionsrate verbessern.

Kaufabsichten werden per Videoanalyse identifiziert
Dafür nutzt Flooresense die bestehenden Videoüberwachungskameras in den Läden für Video-Streams. „Die über Videoanalyse und Sensoren generierten Daten werden verwendet, um mehr als 20 verschiedene Parameter des Kaufverhaltens zu identifizieren, um so Kaufabsichten und -prioritäten zu erkennen. Auf der Grundlage dieser Auswertung sendet das System eine Nachricht an das mobile Handgerät des Verkäufers. Diese beinhaltet visuelle Hinweise in Form eines Bildes zum Käufer, der Hilfe benötigt“, erläutert Gaurav Johri, Senior Vice President und Head of Platforms & Solutions Group bei Mindtree. Die Anonymität der Kunden sei gewährleistet. Noch wird die Plattform allerdings nicht im Lebensmittel-Einzelhandel getestet.

Unzählige andere Lösungen werden weltweit ausprobiert, darunter Walmarts Shopping-Assistent per SMS oder WhatsApp in den USA. Welche davon für den eigenen Laden sinnvoll sein können, ist individuell verschieden. Fest steht für Prof. Heinemann lediglich, dass auch Lebensmittelhändler im mobilen Internet präsent sein müssen, um von den Kunden überhaupt noch wahrgenommen zu werden.

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