Interview mit Jan Kunath Schluss-Spurt auf der Zielgeraden

Penny-Chef Jan Kunath läuft gerne und macht mit seinem Team konsequent auch den Rewe-Group-Discounter fit für den Wettbewerb. 2016/17 werde Penny-Deutschland profitabel.

Freitag, 11. Dezember 2015 - Management
Christina Steinheuer
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Bildquelle: Mugrauer

Inhaltsübersicht

Er hat einen der schwierigsten Jobs im deutschen Handel übernommen: Im September 2010 wurde Jan Kunath als Generalbevollmächtigter der Rewe Group Vorsitzender der Penny-Geschäftsleitung. Der Läufer hat Steher-Qualitäten bewiesen und die Durststrecke fast überwunden: Penny wird in absehbarer Zeit auch in Deutschland die schwarze Null schaffen. Zusammengenommen sind die Filialen im In- und Ausland bereits profitabel. Doch von Zerlegung und Rosinenpickerei hält der gelernte Metzger nichts. Im Interview erzählt der drahtige Sportler, warum er anders als früher nicht mehr vom 10-m- Turm springen würde, was ihn am Golfen frustriert, warum seine Funken nicht Rewe-Rot, sondern Blau sind und was es mit seiner italienischen Falte auf sich hat.

Herr Kunath, ist Penny als einer von fünf deutschen Discountern nicht überflüssig?
Jan Kunath: Nein, überhaupt nicht. Zumal ich uns ganz eindeutig als Nummer vier im Markt ernst genommen sehe.

Was kann Penny, was Aldi und Co. nicht können?
Ständig unter Co. subsumiert zu werden, ist ganz schön blöd und tut ein bisschen weh (lacht). Aber im Ernst, ich sehe uns als Innovationsdiscounter. Wir testen viel mehr als die Wettbewerber, gehen neue Wege, machen Dinge, auch Gewohntes, einfach mal ganz anders.

Zum Beispiel?
Nehmen wir Penny-Live: Wir sind nicht nur der erste Discounter, sondern das erste Lebensmittel-Einzelhandelsunternehmen in Deutschland, das bundesweit ein live-moderiertes Kunden-Radio bietet. Die achtköpfige Radio-Crew setzt auf eine Mischung aus Musik, Interviews, Gewinnspielen, Produktinformationen, Rezept- und Reisetipps. Und an die Mitarbeiter denken wir dabei auch: Denn die können sich in der Stunde bevor der Markt öffnet, Songs wünschen und Kollegen grüßen.

Okay, Penny geht in Sachen Werbung neue Wege. Und beim Sortiment?
Auch da. Im Januar bringen wir „Maximal G“ auf den Markt, unsere Eigenmarke im Energy-Drink-Markt. Und Maximal G startet nahezu zeitgleich bei Penny und Rewe im In- und Ausland.

Auch bei Billa in Österreich und Penny in Italien?
Ja genau. So etwas hat es noch nicht gegeben, bei uns nicht und überhaupt nicht.

Apropos Eigenmarken: Wie viele Eigenmarken gibt es bei Penny?
Circa 80, vor wenigen Jahren waren es sogar mal 160. Wir feilen ständig an unserem Eigenmarken-Sortiment. Statt zahlreichen Eigenmarken für Obst- und Gemüsesäfte gibt es mittlerweile z. B. nur noch Paradiso, Naturgut und Penny. Zeitgleich haben wir unter Covo alles im Bereich Süßgebäck zusammengefasst. Bei Food liegt unser Eigenmarken-Anteil bei circa 50 Prozent.

Und wie entwickeln sich die jüngsten Babys Petit Paris und Naturgut?
Petit Paris gibt es erst wenige Wochen. Manche Artikel laufen klasse, andere haben noch viel Luft nach oben. Unter Naturgut fassen wir, übrigens auch da als erster im deutschen Discount, aktuelle Ernährungstrends wie vegetarisch, vegan, regional und biologisch unter einem Markendach zusammen. Bis zu 100 Artikel aus diversen Warengruppen laufen unter Naturgut. Das vegetarisch-vegane Angebot reicht von Brotaufstrichen bis hin zu Tofu-Schnitzeln, Burgern und Sojadrinks.

Das heißt, Veggie hat auch bei Penny eine gute Entwicklung?
Ein ganz klares Jein. Einerseits ist Veggie ein aktueller Trend, andererseits gibt es aber kaum mehr neue Artikel, sondern nur noch weitere Artikel-Varianten. Aber wir brauchen nicht immer neue Varianten eines Tofu-Bratlings.

Wo sehen Sie denn noch Potenzial und Handlungsbedarf?
In den meisten Märkten haben unsere Back-Stationen derzeit 16 Fächer. Bei starker Nachfrage der Kunden belegen wir die Fächer doppelt. Wir werden deshalb die Anzahl der Fächer je nach Bedarf des Marktes individuell erhöhen. Auch im Hinblick auf die Schulung der Mitarbeiter ist die Backstation ein Riesenthema. Denn es gibt nicht nur mehr und mehr Artikel in unseren Backstationen, sie haben auch sehr unterschiedliche Aufbackzeiten und anderes, was die Mitarbeiter beachten müssen.