Gastro im Handel Läuft wie geschmiert

Wraps, Sandwiches und frische Salate für den Sofortverzehr haben sich zu einer lukrativen Warengruppe für den LEH entwickelt. So überzeugen Sie die Kunden vom Kauf.

Freitag, 11. Dezember 2015 - Management
Susanne Klopsch
Artikelbild Läuft wie geschmiert
Bildquelle: EHI

In der Mittagspause schnell zum Edeka- oder Rewe-Markt statt zu McDonald`s und Co.: Der Lebensmittel-Einzelhandel inkl. Discount (LEH) hat sich in den vergangenen Jahren zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für Handwerksbäcker und die Schnellgastronomen gemausert. So stiegen die Ausgaben für Produkte für den Sofortverzehr (Wraps, Sandwiches, frische Salate, geschnittenes Obst, Pizzastangen aus der Backstation etc.) von 897 Mio. Euro im Jahr 2010 auf rund 1 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Für das laufende Jahr geht Jochen Pinsker, Senior Vice President Foodservice bei den Marktforschern der npdgroup in Nürnberg, von Ausgaben in Höhe etwa 1,1 Mrd. Euro aus. Die Marktforscher haben in den vergangenen Jahren den Kunden im LEH in Deutschland genau in den Warenkorb geschaut und die Einkäufe von Regalware für den sofortigen Verzehr wie eben Sandwiches und Co. erfasst. Pinsker sieht eine erstaunliche Dynamik: „Nach einem 5-prozentigen Wachstum der Ausgaben von 2013 zum vergangenen Jahr, gehen wir in diesem Jahr von einem noch stärkeren Anstieg aus.“ Langsam aber stetig erobert sich der LEH Marktanteile am Gesamtmarkt Gastronomie: „7 von 100 Verzehrfällen entfallen auf LEH und Discount.“ Vor allem jüngere Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren verpflegen sich mittags im LEH – neben dem Preis spielen laut npdgroup Bequemlichkeit und Zeitersparnis eine zentrale Rolle.

In einer Umfrage der Blue Chili GmbH im Oktober unter Angestellten im Raum München gaben 65 Prozent an, täglich eine Mittagspause zu machen. In der Regel dauerte die etwa 30 Minuten (44 Prozent der Befragten), zwischen 45 und 60 Minuten dauerte diese bei 22 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gab fürs Essen in der Mittagspause im Schnitt weniger als 5 Euro aus, 38 Prozent investierten bis zu 10 Euro, während bei etwa 11 Prozent der Befragten das Budget bei mehr als 10 Euro lag.

Nach den Erhebungen der npdgroup machen die Kunden keinen Unterschied, ob sie sich bei einem Edeka-Markt oder in einer Norma-Filiale mit den Snacks für die Mittagspause eindecken. Es muss eben schnell gehen und darf nicht zu teuer sein. Diese sogenannten Foodservice-Kunden kennzeichnet allerdings eine Eigenschaft mit weiteren Potenzial für den Handel: Zahlen aus Österreich zeigen, dass Foodservice-Kunden konsumfreudiger und durchaus bereit sind, im LEH tiefer ins Portemonnaie zu greifen. Anhand der Einkaufstrips der Nutzer der Billa-Vorteilsclubkarte ließ sich in Österreich im ersten Halbjahr 2014 klar belegen: Foodservice-Nutzer gehen nicht nur deutlich häufiger bei der Rewe-Tochter Billa einkaufen, sie kaufen dabei auch mehr ein: „Produkte für den Sofortverzehr lösen weitere Käufe im Laden aus. Der Foodservice-Umsatz ist der Anker für einen deutlich größeren Warenkorb“, erklärt Jochen Pinsker. Der Gesamtwarenkorb wachse von 2,96 auf 8,93 Euro.

Dass ein Supermarkt mit einem standortangepassten und qualitativ hochwertigen Angebot an Produkten für den Sofortverzehr auf Dauer Kunden von Fast-Food-Ketten an sich binden kann, zeigen auch Zahlen der npdgroup aus den USA: Laut „Supermarket News“ ergaben Erhebungen zwischen März und Juni des Jahres, dass die Zahl der Kunden, die verzehrfertige Schnellgerichte im Supermarkt oder sogenannten Convenienceläden kauften, sechs Mal höher lag als die von Kunden, die in einem Fast-Food-Restaurant aßen. Das Foodservice-Sortiment eines Supermarktes trage somit deutlich zu mehr Kundenfrequenz am PoS bei.

In Deutschland steht bei dieser Entwicklung derzeit das Mittagsgeschäft im Fokus. Für den Handel ist aber noch ein anderer Zeitpunkt des Tages interessant: Die Alltagsforscher Ingke Günther und Jörg Wagner von der Universität Gießen haben eine Renaissance des Abendbrotes ausgemacht, das vor allem in Metropolregionen und Universitätsstädten die Menschen mit an einen (Ess-)Tisch bringt. Marktforscher Jochen Pinsker sieht den LEH für diese Kundschaft gut aufgestellt. Die längeren Öffnungszeiten im LEH sowie die Frische der Produkte aus den Backstationen und der Bedientheken seien ein klarer Vorteil etwa gegenüber dem Angebot beim Handwerksbäcker. Sein Fazit: „Das Mittagsgeschäft ist sicher das Geschäft mit dem größeren Volumen, am Abend kann der Handel aber mit seiner Frische punkten.“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Vor allem junge Berufstätige versorgen sich mittags im LEH mit Snacks.
Bild öffnen