Der Renner in der Obst-Abteilung Bananen

Sie ist ein Umsatzmagnet in jeder Obstabteilung: die Banane. Woher die Tropenfrucht kommt, wie sie reift und wie man sie behandeln und platzieren sollte, steht in dieser Warenverkaufskunde.

Dienstag, 14. September 2010 - Warenkunden
Heidrun Mittler

Erst vor gut 100 Jahren gelangten die ersten Bananen nach Deutschland. Heute ist die ehemals „exotische“ Frucht das umsatzstärkste Produkt in der Obst-Abteilung, Bananen zählen bei uns zu den Grundnahrungsmitteln. Die Ware stammt aus dem sogenannten „Bananengürtel“, der Region zwischen dem 30. Grad nördlicher und südlicher Breite. Hier herrschen die idealen Bedingungen zum Wachstum. Drei Viertel des Exports stammen aus mittel- und südamerikanischen Staaten. Der deutsche Markt wird in erster Linie mit Ware aus folgenden Ländern versorgt (in absteigender Reihenfolge): Ecuador, Kolumbien, Costa Rica, Kamerun und Elfenbeinküste (beide liegen in Afrika), Dominikanische Republik, Panama, Brasilien und Peru.

In den letzten Jahren gewinnen Bio-Bananen an Bedeutung, bei deren Herstellung beispielsweise auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel verzichtet wird – das ist gut für die Umwelt, aber auch für die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten. Bio-Bananen werden erst in wenigen Ländern kultiviert: Ecuador, die Dominikanische Republik, Peru und Kolumbien sind derzeit die größten Lieferanten für Ware aus biologischem Anbau (bezogen auf den deutschen Markt).

Ein Blick auf den Anbau: Bananen wachsen am „größten Kraut der Welt“, einer 2 bis 6 m hohen Pflanze. Sie wächst schnell: Zwischen Pflanzung (der Wurzelknolle) und Blüte vergehen nur neun Monate. Nur einmal im Leben bildet jede Pflanze einen großen Blütenstand aus, mit mehreren Reihen rotvioletter Blüten, die sich nach und nach öffnen. Aus jeder Blütenreihe entwickelt sich später eine Bananenhand. Die jungen Bananenbüschel, die sich nach dem Aufbrechen der Blüte entwickeln, werden von Plantagenarbeitern mit dünnen, lichtdurchlässigen Plastiksäcken umhüllt. Das schützt die Früchte gegen Schädlinge, Vögel und das scharfkantige Blattwerk, außerdem vor Temperaturschwankungen.

Das Wachstum der Früchte dauert drei Monate, währenddessen intensive Pflegemaßnahmen erforderlich sind. Anfangs wachsen die Früchte nach unten, Richtung Boden. Innerhalb weniger Tage aber drehen sie sich hormongesteurt nach oben, der Sonne entgegen. Das ist der Grund, warum Bananen krumm sind. Die Ernte erfolgt, wenn die Früchte noch grün sind – übrigens ernten auch die Einheimischen ihre eigenen Bananen grün und lassen sie an einem dunklen Ort nachreifen. Würden die Früchte an der Pflanze bleiben, würden sie mehlig statt süß schmecken. Jede Pflanze bringt in der Regel drei Generationen von Früchten hervor. Danach wird sie abgehackt und zerkleinert und dient als Humus für weitere Stauden.

Die Ernte der 35 bis 50 kg schweren Büschel erfolgt per Hand, wie auch viele der folgenden Schritte. Hier ist der Mensch, weniger die Maschine gefragt. In der Packstation werden die Früchte vorsortiert: Bananen, die nicht die gewünschte Form oder Länge haben, gelangen erst gar nicht in den Export. Mitarbeiterinnen schneiden die einzelnen „Hände“ von den Büscheln ab und legen sie in ein Wasserbad. Dadurch wird der austretende Naturkautschuk weggespült, ein Verkleben der Fruchtschalen vermieden. Bei konventionellen Bananen wird noch ein Fungizid zugesetzt, das dem Wachstum von Pilzen entgegenwirkt. Bei Bio-Bananen ist das hingegen nicht der Fall. Nun werden die Bananen in Kartons verpackt und treten auf Kühlschiffen ihre Reise nach Europa an.


Kälteschlaf: Ab dem Moment, in dem die Büschel von den Stauden geschnitten werden, setzt der Reifeprozess ein: Die vorhandene Stärke wird in Zucker umgewandelt. Um das vermeiden, halten die Bananen in den Schiffen einen Kälteschlaf (bei 13 bis 14°C), außerdem wird der Ethylengehalt in der Luft kontrolliert. Nach etwa 12 Tagen legen die Schiffe in den Häfen Rotterdam oder Bremerhaven an. Nach einer Qualitätskontrolle gelangen sie per Lkw in die Reiferei.

Reifen in Deutschland: Auf Bestellung des Handels bringen die Reifereien den Reifeprozess wieder in Gang, indem sie Ethylen zuführen. Dieses natürliches Gas produzieren die Früchte anschließend selbst. Bei Temperaturen von 14 bis 18° C reifen die Bananen innerhalb von vier bis acht Tagen aus: je gelber die Banane, desto süßer schmeckt sie. Durch die Reifung kann man Angebot und Nachfrage im gewissen Umfang regulieren: Unter speziellen Voraussetzungen können sie zwei Wochen lagern.

{tab=Bildergalerie}

Nachhaltigkeit: Bei der Arbeit wird darauf geachtet, dass soziale Standards eingehalten und außerdem die natürlichen Ressourcen geschützt werden. Von l.: Ein Arbeiter pflanzt ein Bäumchen. Die Früchte werden durch Schaumstoff geschützt. Im Wasserbad wird der Naturkautschuk ausgewaschen, ansonsten würden die Schalen verkleben.

Schutz: Die jungen Bananenbüschel werden von lichtdurchlässigen Folien umhüllt.

Transport: Auf Kühlschiffen gelangt die Ware binnen 12 Tagen nach Europa. Sonne – darum ist die Banane krumm!

Praxis-Tipps: Hier die Hinweise, die man im Handel beachten muss:

Bananen-Farben

Farbe 3
Im Fruchthandel werden die Farben mit Zahlen angegeben. Grüne Bananen (Farbe 3, mehr grün als gelb) eignen sich noch nicht für den Verkauf. Nur 4 Prozent aller Kunden kaufen Bananen mit dieser Farbe. Also: Weiter reifen lassen!

Farbe 4
Mehr gelb als grün: So sehen Bananen im Idealfall aus, wenn sie bestellt und angeliefert werden.
Wichtig: Karton auf den Deckel drehen, Bananen an den Kronen anfassen! So kann man die „Hände“ ideal auf den Verkaufshilfen platzieren!

Farbe 5
Gelb mit grünen Spitzen: Das ist die ideale Verkaufsfarbe! Beachten: Bananen sorgsam behandeln, nicht drücken, stoßen oder gar werfen! Sonst verletzt man sie, was man der Schale von außen nicht unbedingt ansieht.

Farbe 6
Vollgelb, ideal für den Verzehr. Entscheidend für den Umsatz ist, dass Sie die Ware in der richtigen Farbe platzieren. Achtung: Bananen immer einlagig präsentieren, niemals mehrere Hände übereinander zeigen!

{tab=Fragen}

1. Woher stammen die Bananen, die bei uns gehandelt werden, überwiegend? Nennen Sie fünf Länder!
2. Warum soll man die Bananenkisten umdrehen, bevor man die Ware auspackt?
3. Neben welchen Früchten sollte man Bananen nicht lagern (zu schnelle Reifung)?

{tab=Antwort}

1. Meist aus Mittel- und Südamerika: Ecuador, Kolumbien, Costa Rica, Dominikanische Republik, Panama.
2. So kann man die „Hände“ an der Krone anfassen, das ist die schonendste Art, mit Bananen umzugehen. Nicht drücken, stoßen, fallen lassen!
3. Nicht neben Früchte, die selbst viel Ethylen ausströmen: reife Äpfel, Ananas, Tomaten, Kartoffeln.

{tab=Impressum}

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis
Wir danken der Fyffes BV, Rotterdam/Niederlande, für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.

Ernährungs-Tipps

Bananen und gesunde Ernährung – das passt gut:
In 100 g Fruchtfleisch stecken 90 Kcal und kein Fett – die Banane ist eine süße, vergleichsweise kalorienarme Alternative zu Schokoriegel oder anderen Süßigkeiten. Sie liefert unterschiedliche Zuckerarten. Diese werden nach und nach im Körper verstoffwechselt, wodurch der Blutzucker-Spiegel relativ stabil bleibt. Das hilft, Heißhunger-Attacken zu verhindern. Die Frucht enthält viele Ballaststoffe, die die Verdauung regulieren. Sie besteht zu fast 70 Prozent aus Wasser – der Verzehr von Bananen und weiterem Obst kann entscheidend dazu beitragen, den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Die Frucht ist zudem ein Lieferant von Vitamin C, einem wasserlöslichen Vitamin, das die Abwehrkräfte stärkt: Schon eine kleine Banane deckt rund 15 Prozent des Tagesbedarfs. Und sie enthält das „Glückshormon“ Serotonin, das auch in Schokolade steckt.

Mehr Informationen zum Thema Bananen

Buchtipp: Bananen. Geschichte - Anbau - Fairer Handel - Rezepte, von Lucas Rosenblatt et al., Edition Fona, ISBN 978-3037-801987, 8,95 Euro.
Internet: www. fyffes.de
Drei Viertel der Bananen, die bei uns gehandelt werden, stammen aus mittel- und südamerikanischen Ländern.

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