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Viele Spirituosen assoziiert der Verbraucher mit einer bestimmten Herkunft und den dazugehörigen Bildern. Beim Bourbon beispielsweise könnten einem die weiten Mais-Felder in Kentucky in den Sinn kommen. Bei Wodka (slawisch „voda“ = Wasser) denken die meisten Menschen wahrscheinlich an Russland, und Tequila verspricht auch europäischen Konsumenten einen Hauch von mexikanischem Lebensstil. Wenn es aber so etwas wie eine „deutsche Spirituose“ gibt, dann ist das Obstbrand.
Lange Tradition
Die Wiege dieser Spirituose liegt im alemannischen Raum, wo das große Angebot an Kirschen, Zwetschgen und anderem Steinobst sowie Äpfeln und Birnen in der Rheingegend und an den Ausläufern des Schwarzwaldes die Obstbauern auf den Gedanken brachten, diese Rohstoffe auch zu alkoholischen Getränken zu verarbeiten. Heute findet sich eine Vielzahl von Brennereien im südwestdeutschen Raum. Aber auch in Elsass und Lothringen, der Schweiz, Österreich, Südtirol und Ungarn gibt es Obstbrennereien. Für die Bauern stellt dieser Wirtschaftszweig eine wichtige Einnahmequelle dar.
Genaue Regelung
Wie so vieles ist mittlerweile auch die Obstbrand-Zusammensetzung und -herstellung von der EU genauestens definiert. So heißt es in der Spirituosenverordnung: „Obstbrand ist eine Spirituose, die ausschließlich durch alkoholische Gärung und Destillation einer frischen fleischigen Frucht oder des frischen Mosts dieser Frucht — mit oder ohne Steine — oder von Beeren oder Gemüse gewonnen wird.“ Außerdem darf die Spirituose nur zu weniger als 86 Prozent Vol. destilliert werden, damit Aroma und Geschmack der Ausgangsstoffe bewahrt bleiben. Zu wichtigen Obstsorten bei der Herstellung zählen Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Kirschen. Aber auch Aprikosen, Maulbeeren und Quitten kommen bei der Herstellung einiger Varianten zum Einsatz.