Interview Apfel unter Strom

Agri-PV: Vier Fragen an Hubert Bernhard, Obsthof Bernhard in Kressbronn am Bodensee

Dienstag, 18. April 2023 - Sortimente
Hedda Thielking
Artikelbild Apfel unter Strom
Bildquelle: Hubert Bernhard

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Agri-PV-Anlage gemacht?
Hubert Bernhard: Wir haben bisher nur positive Erfahrungen gemacht, die Äpfel gedeihen gut unter den Agri-PV-Anlage. Dabei haben wir festgestellt, dass bei der letzten Ernte die Äpfel unter Modulen mit einer Lichtdurchlässigkeit von 50 Prozent eher etwas größer waren als die Äpfel unter anderen Modulen, die 40 Prozent des Lichtes durchlassen.

Wie hoch sind die Investitionskosten und wie viel Strom gewinnen Sie derzeit?
Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf knapp 400.000 Euro. Das Land unterstützt das Projekt mit rund 200.000 Euro. Weitere 185.000 Euro habe ich selbst finanziert. Die Agri-PV-Anlage auf unserer 4.000 Quadratmeter großen Apfelplantage produziert am Tag durchschnittlich 700 Kilowattstunden. Den Strom muss ich für drei Jahre ins Netz einspeisen, als Gegenleistung für die finanzielle Förderung vom Land Baden Württemberg. Danach kann ich den Strom selbst nutzen.

Welche Hürden gibt es für die Installierung einer Agri-PV-Anlage?
Zum einen wäre es für die Obstbauern hilfreicher, wenn die Baugenehmigung vereinfacht werden würde. Zum anderen ist auf abgelegenen Flächen die fehlende Infrastruktur für die Stromversorgung ein Problem: Wie könnten Agri-PV-Anlagen dort an das Stromnetz angeschlossen werden? Hinzu kommt: Im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gibt es für Agri-PV zwar eine Einspeisevergütung von 1,2 Cent je Kilowattstunde. Für hoch aufgeständert Agri-PV-Anlagen – wie sie für Spalierobst erforderlich sind – bräuchten wir allerdings aufgrund der Mehrkosten für die Gerüste mindestens einen Zuschuss von drei bis vier Cent je Kilowattstunde.

Sind Sie bereit für weitere Agri-PV-Anlagen?
Ja, ich sehe darin eine große Zukunft. Sobald das Genehmigungsverfahren vereinfacht wird, werde ich auf jeden Fall weiter darin investieren. Für Sonderkulturen wie Äpfel benötige ich ohnehin ein Schutzsystem, vor allem gegen Hagel, Starkregen und zu intensiver Sonneneinstrahlung. Die Solarmodule kann ich somit doppelt nutzen: als Schutz für die Äpfel und als zusätzliche, sichere Einnahmequelle.

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