Nonfood-Lieferkette Logistik kollabiert

Branche steckt in massiver Krise. Nach-Corona-Aufschwung kommt nicht in Fahrt. Flaute zum Fest. Konjunktur für Gutscheine

Sonntag, 14. November 2021 - Management
Rolf Schlipköter
Artikelbild Logistik kollabiert
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Ein Problemstau hat laut Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik, eine so große Krise geschaffen, wie er sie in 30 Jahren Berufserfahrung in der Branche noch nicht erlebt hat. Zu den Corona-Folgen und den schon aufgestauten und verspäteten Warenströmen kommen Hafen- und Fabrikschließungen in China sowie staatlich angeordnete Produktionsstopps dort.

Mangelwirtschaft
Die Reedereien haben in der Corona-Krise ihre Schifffahrtslinien geändert und Schiffe stillgelegt. Das alles könne nicht so schnell wie geboten rückgängig gemacht oder geändert werden. Inzwischen seien der Stau und die Lage so virulent, dass sie der Endverbraucher zu spüren bekommt. Es fehlen überall Halbleiter und Chips, Waschmaschinen sind in manchen Geschäften schon nicht mehr zu bekommen. Auch diverse Ersatzteile für Fahrräder sind nicht erhältlich. „Wir erleben derzeit eine extrem hohe Nachfrage, die aber nicht annähernd bedient werden kann“, so Huster.

Die globale Logistik sei kollabiert. Wie lange es dauern wird, bis sich der Stau wieder auflöst und die Logistik sich normalisiert, dazu wagt er keine Prognose. Die Probleme könnten sich derzeit sogar eher noch verfestigen, das dürfe jedenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die Frachtpreise für Container notieren bei dem Sieben- bis Achtfachen des Normalpreises, in der Spitze liegen sie schon beim zehnfachen Wert.

Für Waren von geringfügigem Wert wie etwa Weihnachtsbaumschmuck oder Lichterketten würden sich die derzeit aufgerufenen Preise kaum mehr darstellen lassen. Und die Preiserhöhungen eins zu eins weiterzugeben sei bei solchen Gütern unrealistisch. Zu moderaten Preiserhöhungen werde es vermutlich jedoch kommen. So diffizil wie im Moment sei die globale Logistik noch nie gewesen. Verschärfend wirkten sich nun alte Probleme aus, wie ein Mangel an Lkw-Fahrern, Disponenten, Terminal-Arbeitern, Lagerarbeitern und Lokführern.

Gutscheine zum Fest
Der Trend, dass die Schiffe immer größer werden und bis zu 24.000 Container laden können, bringt viele Häfen schon jetzt an ihr Limit. Im internationalen Vergleich steht der Hamburger Hafen etwa als kleiner Hafen zur Verfügung, kommen jedoch mehrere Riesenschiffe gleichzeitig, ist ihre Entladung nicht so schnell möglich, wie es geboten wäre. Wieder Stau. Die Logistikprozesse stauen sich inzwischen bis zum Endverbraucher. Wer bestimmte Spielwaren oder Weihnachtsdeko-Artikel noch nicht hat, geht mit einer nicht zu unterschätzenden Wahrscheinlichkeit leer aus. Es könnte ein Weihnachtsfest der Gutscheine werden.