Edeka-Markt Kels Ratingen Ein Denkmal gesetzt

Die denkmalgeschützte ehemalige Maschinenfabrik in Ratingen ist nach einem nervenaufreibenden Umbau neue Heimat des Edeka-Markts von Volker und Felix Kels. Nebenan betreiben sie einen Trinkgut-Markt.

Donnerstag, 22. März 2018 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Ein Denkmal gesetzt
Besonders die Büroangestellten decken sich gern an der Salatbar ein. Täglich setzt Kels 150 bis 200 Kilogramm der vorwiegend selbst hergestellten Salate ab.
Bildquelle: Peter Eilers, Guido Leifhelm

Ein Umbau ist schwieriger umzusetzen als ein Neubau. Das gilt erst recht, wenn ein einsturzgefährdetes, denkmalgeschütztes Gebäude auf einen modernen Stand zu bringen ist. Volker Kels hat sich davon nicht abschrecken lassen. Der Edekaner wollte seinen umsatzstarken 960-Quadratmeter-Markt in Ratingen erweitern, die Stadt die ehemalige Maschinenfabrik aufwerten. So kam Kels an eins der raren Ratinger Grundstücke mit großer Parkfläche (300 Plätze).

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Edeka Kels, Homberger Strasse 6, 40882 Ratingen

  • Nach langer Planung und schwieriger Bauphase hat Volker Kels seinen Ratinger Markt in ein denkmalgeschütztes, 1899 erbautes Gebäude verlagert. DieArchitektur verbindet Historie und Moderne.
  • Das Geschäft verfügt über eine „Logistik der kurzen Wege“. So gibt es ein eigenes Kühlhaus für Obst und Gemüse sowie Produktionsküchen direkt hinter den Theken.
  • Das Gastro-Angebot mit italienischen Gerichten trägt 3,5 Prozent zum Umsatz bei.

Wäre es nach dem Kaufmann gegangen, hätte der neue Markt schon viel früher aufgemacht. „Der Laden war schon vor dem ersten Spatenstich fertig gezeichnet“, erzählt Kels. „Der Stein, die Naturfarbtöne, die gesamte Innenausstattung, die Regalierung, die Regalfarbe, die Fotos – alles war gesetzt.“ Kels‘ Sohn Felix hatte sogar den ehemaligen Betriebsleiter der Maschinenfabrik ausfindig gemacht und von ihm Originalfotos und Skizzen bekommen, die heute den Markt zieren, um „das Original-Flair zu er-halten“.

Doch bei den Sanierungsarbeiten gab es nicht nur bauphysikalische Schwierigkeiten und einen schweren baulichen Unfall beim Betonieren der Decke. Es zeigte sich auch, wie stark die Schwerindustrie das Areal kontaminiert hatte. „Wir mussten zum Beispiel die historischen Mauern gegen die Ausdünstungen abschotten“, erklärt Kels. „Jetzt haben wir ein Haus-in-Haus-Konzept, bei dem die Innenmauern von den Außenmauern unabhängig sind.“

Immer wieder mussten Vater und Sohn den Zeitplan ändern, mehr als ein Mal war ihre Moral am Boden. Da half es, dass Volker Kels den fertigen Laden schon vor Augen hatte. Schließlich fand er auch eine gute Lösung für die Herausforderung, die Träger der historischen Kranbahn einzubinden, die wegen ihres asymmetrischen Abstands nicht in das Planungsraster passten. Sonderangefertige Gondelköpfe im Trockensortiment sowie Spezialmöbel in der Obst- und Gemüseabteilung umschließen die Pfeiler.

Nach fast zehnjähriger Planung und mehr als anderthalb Jahren Bauzeit öffneten Volker und Felix Kels den neuen Markt am 19. Juni 2017 zum ersten Mal – nur zwei Tage, nachdem sie die alte Filiale auf der gegenüberliegenden Straßenseite nach 32 Jahren geschlossen hatten. An der Stelle befindet sich nun ein Trinkgut-Getränkemarkt, den Volker Kels in Eigenregie führt. Für ihn ein neues Betätigungsfeld: „Ich konnte zwar mein Wissen, wie ich einen Lebensmittelmarkt führen muss, einbringen, habe aber viel Neues dazugelernt.“ Die Regiestrukturen in den selbstständigen Handel zu überführen, sei ebenfalls mühsam gewesen. Inzwischen macht der Trinkgut dem gelernten Metzger und erklärten Frische-Freund jedoch nach eigener Aussage Freude.

Im Supermarkt hat Kels darauf geachtet, dass die Wege auf der 2.499-Quadratmeter-Fläche für die 130 Mitarbeiter kurz sind. „Wir fahren nicht unnötigerweise Ware durch den Laden“, ist seine Devise. So gibt es eine separate Warenanlieferung für Tiefkühlrohlinge für die Bäckerei und Industriebrot nahe deren Platzierung im Markt. Hinter der Gemüse-Bedienungs- und Fresh-Cut-Theke hat Kels eigens für Obst und Gemüse ein 40 Quadratmeter großes Kühlhaus eingerichtet. Der Vorbereitungsbereich verfügt zudem über einen eigenen Müllkreislauf. Die Mitarbeiter können von dort etwa die überwiegend selbst hergestellten Salate, von denen täglich 150 bis 200 Kilogramm an der Salatbar abgesetzt werden, schnell nachfüllen. Ähnliches Bild an den Theken: Eine Produktionsküche für gekochte Gerichte und die heiße Theke befindet sich direkt hinter der Fleischtheke, eine weitere grenzt unmittelbar an die Fischtheke.

Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 2.499 qm
  • Mitarbeiter: 130
  • Artikel (ohne Frischwaren): 25:000
  • Planumsatz 2018: 22 Mio Euro
  • Umsatzanteil Fleisch-/Wursttheke am Gesamtumsatz: 18%

All diese Kniffe sollen nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern auch helfen, das Ziel zu erreichen, mit Eigenproduktionen 10 Prozent des Gesamtumsatzes zu erlösen. Bei Fleisch klappt das schon prima: Da machen heiße Theke und vorgekochte Gerichte zusammen bereits ein Fünftel des gesamten Fleisch- und Wurstumsatzes (18 Prozent des Gesamtumsatzes) aus. Anderes Beispiel ist die Gastronomie, die aktuell 3,5 Prozent zum Umsatz beisteuert. In der Gastro-Zone im Vorkassenbereich gibt es, angelehnt an das Va-Piano-Konzept, italienische Gerichte. Pro Tag gehen allein rund 200 Pizzen über den Tresen. Viele Büroangestellte und Senioren versorgen sich jeden Tag bei Kels. Nach dem Willen des Kaufmanns sollen sich diese Umsätze zum Teil aber bald verlagern – nämlich dann, wenn sein Bistro im Trinkgut-Markt mit 120 Sitzplätzen öffnet, wo die Kunden gut bürgerliche Gerichte erhalten werden.

Um die Kunden zufrieden zu stellen, sind Kels zwei Dinge besonders wichtig. Zum einen sollen sich die Kunden wohlfühlen, wozu nach seiner Überzeugung auch die niedrigen Regale (1,60 Meter im Trockensortiment; 1,40 Meter vor Theken und Kassen), die Gondelstellung und die breiten Gänge beitragen. Zum anderen will er seiner kaufkräftigen Klientel kein hochpreisiges, abgehobenes Sortiment bieten, sondern „ein sehr individuelles, das sich auch verkauft“. Dabei kommt ihm zugute, dass er seit Jahren einen guten Ruf in der Stadt genießt und die Kunden um die Qualitäten seiner Ware wissen, die häufig von langjährigen, oft regionalen Lieferanten stammt. So überrascht es nicht, dass Kels mit der Entwicklung des Markts zufrieden ist: „Meine persönlichen Umsatzerwartungen sind übertroffen worden.“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen In der Produktionsküche hinter der Fischtheke stellen die Mitarbeiter zum Beispiel 1.000 Lachs-Spinat-Frikadellen pro Woche für die heiße Theke her. Insgesamt trägt die Fischtheke 3 bis 4 Prozent zum Umsatz bei.
Bild öffnen Besonders die Büroangestellten decken sich gern an der Salatbar ein. Täglich setzt Kels 150 bis 200 Kilogramm der vorwiegend selbst hergestellten Salate ab.
Bild öffnen Optisch passende Tische ersetzen Industrie-Displays, was den Markt angenehm aufgeräumt wirken lässt.
Bild öffnen In Mülheim wie in Ratingen gehört es zum Konzept von Edeka Kels, Obst und Gemüse in Bedienung anzubieten. In Ratingen befindet sich hinter der Theke ein eigenes Kühlhaus nur für diese Ware.
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Bild öffnen Ein transparenter, offener Mittelgang war Volker Kels wichtig. Dafür ließ er von Aichinger Spezialkühlmöbel anfertigen.

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