Familienunternehmen Tengelmann-Erben legen Streit bei

Die Erben des verschollenen Karl-Erivan Haub verkaufen ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an den Bruder des Verschollenen, Konzernchef Christian Haub (Foto). Damit könnte im Mai ein jahrelanger, erbitterter Streit juristisch beendet werden.

Dienstag, 27. April 2021 - Handel
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: Tengelmann

Anfang April 2018 verschwindet Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub spurlos bei einer Skitour in der Schweiz. Seitdem stritt die Familie über die Neuverteilung der Macht in dem milliardenschweren Handelskonzern. Jetzt wurde nach Angaben der Rechtsanwälte beider Seiten, Mark Binz und Peter Gauweiler, eine Absichtserklärung unterzeichnet (Memorandum of Understanding): Die zerstrittenen Familienstämme von Karl-Erivan Haub und Christian Haub vereinbaren darin, dass die Erben von Karl-Erivan Haub ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an den Bruder des Verschollenen verkaufen, den derzeitigen Konzernchef Christian Haub. Angestrebt werde nun, so die Rechtsanwälte, „den vereinbarten Anteilskauf noch im Mai zu beurkunden und zu vollziehen“. Bislang gehörte der Familienkonzern jeweils zu gut einem Drittel dem verschollenen Karl-Erivan Haub und dem gegenwärtigen Chef Christian Haub. Die restlichen Anteile gehören dem dritten Bruder Georg Haub.

Zum Kaufpreis machten die Anwälte keine Angaben. Doch hatte Christian Haub bereits Ende vergangenen Jahres nach Angaben seines Anwalts Mark Binz ein Angebot in Höhe von 1,1 Milliarden Euro für die Firmenanteile seines verschollenen Bruders vorgelegt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte den Firmenwert Binz zufolge auf rund 4 Milliarden Euro taxiert.

Mitte Mai könnte zudem der seit April 2018 verschollene Karl-Erivan Haub für tot erklärt werden. Das Verfahren war nach längerem Streit vor dem Kölner Amtsgericht veranlasst worden.

In der Unternehmensgruppe Tengelmann hatte nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub dessen jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung übernommen. Doch schwelte seitdem ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht im dem milliardenschweren Handelskonzern, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören. Das spiegelte sich unter anderem in Auseinandersetzungen um die Besetzung des einflussreichen Tengelmann-Beirats wider. 

Der Streit gewann an Schärfe, als Christian Haub im Oktober vergangenen Jahres zusammen mit dem Unternehmen beantragte, den Verschollenen für tot erklären zu lassen. Denn damit stieg der Druck auf Katrin Haub und ihre Kinder, die Anteile ihres Familienstamms zu verkaufen. Schließlich müssen sich die Kinder auf Erbschaftsteuerzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellen.

Katrin Haub übte damals scharfe Kritik an dem Vorgehen von Christian Haub. „Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmaßt, solche Entscheidungen für unsere Familie treffen zu wollen“, ließ sie der Deutschen Presse-Agentur über einen Sprecher mitteilen.

Doch kam es danach offenbar zu einer Annäherung der zerstrittenen Familienstämme. Denn im Februar schlossen sich Katrin Haub und ihre Kinder überraschend den Anträgen auf Todeserklärung an. „Wir haben sehr harte Verhandlungen geführt“, räumten die Rechtsanwälte Binz und Gauweiler ein. Katrin Haub als Abwesenheits-Pflegerin von Karl-Erivan Haub und ihre Kinder Viktoria und Erivan Haub hätten sich am Ende zum Verkauf ihrer Anteile bereit erklärt, hieß es weiter. 

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