Tierwohl „Die Aufzucht der Hähne ist eine Frage der Ethik“

Das schwer verkäufliche Fleisch des Bruderhahns vermarktet Landwirt Lambert Lehnertz erfolgreich.

Sonntag, 07. Mai 2023 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild  „Die Aufzucht der Hähne ist eine Frage der Ethik“
Bildquelle: Ingo Hilger

Bei den Hühnern werden Legerassen gezüchtet, um Eier zu produzieren. Schlechte Masteigenschaften haben dagegen die männlichen Tiere der Legerassen: Gegenüber Mastrassen ist die Mastdauer deutlich länger und der Fleischansatz deutlich geringer. Dies hatte zur Folge, dass bis Ende 2021 ca. 45 Millionen männliche Küken von Legerassen getötet wurden, da eine wirtschaftliche Verwertung dieser Tiere nicht möglich ist. Deshalb wurde von der Bundesregierung ein Verbot der Tötung männlicher Küken ab 2022 auf den Weg gebracht.

Als Alternative zum Töten gibt es seit einiger Zeit das Bruderhahn-Prinzip, bei dem die „Brüder“ der Legehennen aufgezogen, gemästet und als Geflügelfleisch vermarktet werden. Im Rahmen der „Eifeler Bruderhahn-Initiative“ werden diese von Lambert Lehnertz aufgezogen. Der Bauer, der 2016 auch eine Erzeugergemeinschaft (EZG) für Eifeler Eier gegründet hat, produziert seit vier Jahren mit neun weiteren Haupterwerbsbetrieben der EZG Bruderhähne als Nebenprodukt. „Wir fühlen uns aus ethischen Gründen verpflichtet“, sagt Lehnertz, der mit der EZG jährlich 110.000 Bruderhähne aufzieht.

Lehnertz kennt die Probleme, die mit der Aufzucht von Bruderhähnen verbunden sind. Im Vergleich zu einem Masthähnchen hat ein Bruderhahn einen höheren Futterbedarf, setzt aber weniger Fleisch an. Der Landwirt rechnet mit 80 Cent Mehrkosten pro Tier.

Aber was passiert mit dem Fleisch des Bruderhahns? Das Fleisch der Bruderhähne besteht überwiegend aus Muskelfleisch, ist dunkler und fester in der Konsistenz und erfordert eine andere Zubereitung als das Fleisch der Masthähne. Das macht sie schwerer verkäuflich. Nach langer Suche fand der Geflügelhalter eine Fabrik, die das Bruderhahnfleisch nach seinen Vorstellungen zu drei Vollkonserven unter der Marke „Lecker Lehnertz“ verarbeitet. Um das heutige Ergebnis zu erreichen, habe man auch in die Entwicklung investieren müssen, so Lehnertz.

Vermarktung über Verkostung
Das Fleisch wird parallel zu den Eiern vermarktet. „Wer heute unsere Eier kauft, unterstützt mit dem Kauf bereits die Aufzucht der Bruderhähne mit zwei Cent. Ein Flyer macht die Käufer neugierig auf das Dosenfleisch.“ Bekannt gemacht wird das Bruderhahnfleisch vor allem durch Verkostungen. Lehnertz ist mit dem Absatz des Produktes nicht unzufrieden. „Die Verbindung von Nachhaltigkeit, Tierwohl und Convenience liegt im Trend“, sagt Lehnertz.

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Bild öffnen Über 110.000 Bruderhähne werden jährlich von Lambert Lehnertz aufgezogen.

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