Smart-Store Tegut expandiert mit Teo

Teo, der kleine Smart-Store von Tegut, ist mobil geworden:
Er eröffnet am Hauptbahnhof und kann sogar komplett umziehen. Wohin die Reise geht, erläutert Vertriebsleiter Thomas Stäb.

Sonntag, 10. Dezember 2023 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Tegut expandiert mit Teo
Bildquelle: Tegut

Einkaufen soll die einfachste Nebensache der Welt sein“, fordert Thomas Stäb. Der Geschäftsleiter Vertrieb bei Tegut hat gerade den 34. autonomen Store an den Start gebracht. Beim „Teo“ handelt es sich in diesem Fall um eine 115 Quadratmeter große Verkaufsfläche, die fast ohne Personal arbeitet. Sie befindet sich im Erdgeschoss des Hauptbahnhofs Mannheim.

Teo hat an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr geöffnet und bietet den täglich über 100.000 Reisenden sowie den Mannheimern circa 950 Artikel des täglichen Bedarfs. Darunter sind viele Frische-Artikel, allerdings keine Backwaren, da es im Bahnhof bereits fünf Bäckereien gibt. Alkohol fehlt ebenfalls, weil man ohne Personal keine Alterskontrolle durchführen kann. Zigaretten sind über einen Automaten erhältlich, der die Altersprüfung selbstständig durchführt.

Der Mannheimer Store ist erstmals in eine Bestandsimmobilie gezogen. Dabei hat das Team um Thomas Stäb und Sören Gatzweiler, Leiter Weiterentwicklung des Teo-Konzepts, die Fläche weitgehend so genutzt, wie es diese vorgefunden hat. Sie haben nur einige Holzelemente eingebaut, einen kleinen Kühlraum eingezogen, die Technik inklusive zweier Self-scanning-Kassen installiert.

115

Quadratmeter klein ist der Teo 
am ­Hauptbahnhof ­Mannheim.

950

Produkte bietet 
der Smart-Store, 
rund um die Uhr.
Quelle: Tegut

Einige Eröffnungen im Kalender
Thomas Stäb kündigt an, dass noch im laufenden Jahr fünf weitere Standorte eröffnet werden: in Sulzbach, Edingen-Neckarhausen, Reichartshausen, Pfungstadt und Egelsbach. 2025 plant Tegut zehn weitere Standorte, darunter München. In der bayerischen Metropole zieht man ebenfalls auf eine bestehende Fläche, die in einer Seniorenresidenz liegt. 
Grundsätzlich rechnet Stäb mit weiteren Teos in Innenstädten: Nach Corona stehen viele kleine Flächen in guter Lage leer, wo zuvor Boutiquen, Buchhandlungen, Bankfilialen oder Handyläden aktiv waren. Die meisten Anfragen aber (viel mehr, als das Unternehmen erfüllen kann) erhält Tegut für Teos im ländlichen Raum.

Den Startschuss für die neue Vertriebsform hat das Unternehmen im Herbst 2020 in Fulda gegeben. Seitdem experimentiert man mit Standorten und optimiert das Sortiment. Das frei stehende Gebäude erinnert optisch an ein Holzfass. Im Juli ist der erste hölzerne Container umgezogen: Der Standort Gläserzell war hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Jetzt ist dieser Teo im bayerischen Mömlingen im Einsatz. Vertriebsleiter Stäb: „Wir sind mit dem Teo dort, wo wir gebraucht werden.“

Der Container zieht komplett um
Der Umzug des ersten Ladens im Holzfass habe einen mittleren fünfstelligen Betrag gekostet. Mit jedem weiteren Umzug aber gewinnt Tegut an Routine, das dürfte die Kosten drastisch sinken lassen.

Das Unternehmen hat die Erfahrung gemacht, dass der Sonntag der umsatzstärkste Tag ist. Dann greift der Kunde besonders häufig zu den Teo-Artikeln, die in etwa auf dem Preisniveau der Tegut-Vollsortimenter liegen. An Standorten in Baden-Württemberg ist die Sonntagsöffnung unstrittig. In Bayern siedelt man den Teo nur an, wenn die jeweiligen Bürgermeister eine Sondergenehmigung erteilen. In Hessen allerdings ist die Sonntagsöffnung noch nicht in trockenen Tüchern. Die Entscheidung liegt derzeit beim Oberverwaltungsgericht – sie ist ausschlaggebend für weitere Stores in diesem Bundesland.

Die stark frequentierten Standorte, wie am Bahnhof Hanau oder am Hauptbahnhof Aschaffenburg, entwickeln sich laut Stäb derzeit besonders gut. Dementsprechend sieht Tegut hier künftig weiteres Potenzial.

Funktioniert fast ohne Mitarbeiter
Mit der Funktionsweise des Teos als Verkaufsstelle (fast) ohne Personal zeigt sich der Vertriebsleiter zufrieden. Nur ein bis zwei Personen verräumen täglich Ware, einmal am Tag erfolgt eine Reinigung. In manchen Lagen ist ein Sicherheitsdienst erforderlich. Die Technik funktioniert nach dem Prinzip „Scan & go“: Der Kunde erhält Zutritt, indem er die Tegut-App oder seine EC-Karte einscannt. Viele andere Smart-Stores akzeptieren nur Kreditkarten, Tegut hat sich bewusst für EC-Karten entschieden. Nach dem Einkauf scannt der Kunde die Produkte an einem Terminal, bezahlt digital und verlässt den Store.

Natürlich beobachtet das Tegut-Team auch die autonomen Angebote anderer Handelsunternehmen. Ob „Grab & go“ eine sinnvolle Weiterentwicklung ist, bei der Kameras und Waagen die Produkte erfassen und Scannen überflüssig machen? Das lässt Stäb offen. Schließlich sind dafür hohe Investitionen nötig – höhere als in einen aktuellen Teo fließen.