Ladenbau Gezielt in die City

Neuansiedlungen von Supermärkten mit Flächen deutlich über 1.000 qm sind in Citys und Stadtteilen eine Ausnahme. So hat die Stadt Leverkusen es ermöglicht, dass sich in zentraler Lage ein Edeka Frische-Center ansiedeln konnte.

Donnerstag, 25. August 2011 - Management
Artikelbild Gezielt in die City
Bildquelle: Schweitzer AG

In Düsseldorf-Oberbilk betreibt Klaus Tschöpe einen Supermarkt mit 900 qm Verkaufsfläche: Einen weiteren Standort in der NRW-Landeshauptstadt will der selbstständige Edeka-Kaufmann zu einem Stützpunkt für einen umfassenden Liefer-Service ausbauen. Einen großen Expansionsschritt vollzog Tschöpe in diesem Jahr, als er auf Vermittlung der Edeka Rhein-Ruhr Ende Mai im Zentrum des Leverkusener Stadtteils Schlebusch ein Edeka Frische-Center mit 1.700 qm Verkaufsfläche eröffnete. Das Besondere an dem Standort: Der Markt befindet sich im Erdgeschoss des „Karree im Dorf“, zusammen mit einer 700 qm großen Filiale der Sparkasse Leverkusen und teilt sich mit dem Geldinstitut auch den gemeinsamen Eingang. Die neu errichtete Immobilie befindet sich nur wenige Meter von der Fußgängerzone entfernt. In den oberen Stockwerken liegen mehr als 40 Wohneinheiten, verschiedene Arztpraxen und eine Anwaltskanzlei. Aus der Mieterstruktur und aus der Frequenz in der Sparkass e, die vor Ort 15.000 Filial-Kunden betreut, resultiert zusätzliche Besucher- und Passantenfrequenz, von der auch der neue Edeka-Markt zu profitieren hofft.

Tschöpe engagiert sich bereits in der örtlichen Werbegemeinschaft; dies nicht nur, um seine Kollegen vor Ort kennenzulernen, sondern auch, um zusammen mit anderen Geschäftsleuten die Anziehungskraft des Standortes weiterzuentwickeln. Dabei lässt er sich nicht davon beeindrucken, dass er unmittelbar mit einem nahe gelegenen 1.400 qm großen Hit-Markt konkurriert. Von der Aldi-Filiale in den gegenüber gelegenen und inzwischen modernisierten „Schlebusch Arcaden“ erhofft sich Tschöpe Synergieeffekte. Am liebsten würde er sich sogar ein Parkhaus mit dem Discounter teilen und hätte sich auch eine bauliche Verbindung zu den Arcaden gewünscht. Dies war jedoch seitens der für das Karree verantwortlichen HKM Bauprojektentwicklung nicht vorgesehen. Vielmehr bleibt das Karree durch eine Straße mit einem kleinen Kreisverkehr von den Arcaden getrennt. Es verfügt über ein eigenes und umfangreiches Parkraumangebot im Tiefgeschoss, das Kunden für die Dauer von bis zu einer Stunde kostenlos nutzen können. Von dort aus erreichen sie den Supermarkt auf direktem Weg, und nach dem Einkauf gelangen sie mit ihren Einkaufswagen bequem über die stufenlose Rolltreppe wieder zurück ins Parkgeschoss, um dort ihre Einkäufe in ihren Autos zu verstauen.Für den Einstieg in das Leverkusener Projekt hat sich Tschöpe zu einem relativ späten Zeitpunkt entschieden, als er keinen Einfluss mehr auf die Bauausführung nehmen konnte, wie er im Nachhinein ein wenig bedauert. So hätte er sich einen breiteren Eingang zugunsten seines Marktes gewünscht, der immerhin zwei Drittel der gesamten Erdgeschossfläche ausfüllt. „Die Sparkasse ist mir zu dominant“, räumt er ein. In der Tat stößt man erst einmal auf das große Terminal-Rondell mitten im Eingangsbereich, das zunächst den Blick in den sich daneben öffnenden Supermarkt verstellt. Dennoch hat Tschöpe die 1,4 Mio. Euro teure Investition gewagt und zusammen mit seinem Ladenbau-Lieferanten, der Schweitzer AG aus dem italienischen Naturns, auch die Herausforderungen angenommen, die mit dem sich nach hinten öffnenden trichterförmigen Raumgrundriss, den vielen Stützsäulen und der relativ niedrigen Raumhöhe gegeben waren. Notwendig war deswegen eine individuell e Ladenbau-Lösung.

Neuartiges Farbkonzept

Ungewöhnlich ist an dem Ladenbau-Konzept der Rechtslauf: Die Kunden betreten links vom Check-out (5 Kassen) den Markt und kommen hier in die im Wochenmarkt-Stil gestaltete Obst- und Gemüseabteilung, in der Spotstrahler die Produkte schon von weitem sichtbar in ihrer Farbvielfalt in Szene setzen und damit optisch für eine Sogwirkung im Kundenlauf sorgen. Anschließend folgt die Frische-Abteilung mit ihren großzügigen Bedientheken für Fleisch, Wurst, Käse und Fisch. „Hier fällt die Entscheidung, was es zuhause zu essen gibt und welche weiteren Zutaten die Hausfrau dann noch braucht und anschließend in den übrigen Abteilungen aussucht“, erklärt Tschöpe die Logik dieser Sortimentsanordnung.

Das Farbkonzept des Marktes ist auf die einzelnen Sortimentsbereiche abgestimmt. Kennzeichnend ist eine klare Farbsprache, die eine angenehme Raumatmosphäre erzeugen soll. Im Vergleich zur Farbvielfalt der Waren treten die Farben jedoch dezent in den Hintergrund. Die Farbgestaltung der Fleischtheken wird geprägt von breiten Blockstreifen in den Farben braun und beige und von einem dunklen Rot. Helle Farben akzentuieren Rückwände und Raumteiler und sollen dem gesamten Raum Leichtigkeit verleihen, so die Erklärung des zur Schweitzer AG gehörenden Designbüros Interstore. Helles Oliv an den Wänden unterstützt die Farbpalette der Frischwaren. Die Oberbauten der Warenregale im Haushaltswarenbereich erscheinen im Farbverlauf von hellem zum dunklen Oliv und von hellem zum dunklen Rot. Das wiederum schaffe Lebendigkeit bei der Warenpräsentation.

Dunkle Bodenfliesen akzentuieren den gesamten Frischebereich bis hin zur Mopro-Abteilung und sollen durch ihren scharf konturierten Kontrast die Ware besonders zur Geltung bringen. Das Grafikkonzept besteht aus einzelnen Textsequenzen auf den Rückwänden wie „Neue Besen kehren gut“ in der Haushaltwarenabteilung oder „Im Wein liegt die Wahrheit“ in der Weinabteilung und soll die Übersichtlichkeit und Orientierung verbessern. Dabei wurde eine Typographie verwendet, die wie eine lässige Handschrift erscheint und den Eindruck vermittelt, mit einem Pinsel an die Wand geschrieben worden zu sein.

„Der neue Markt hat eine zukunftsorientierte Größe, und der Standort birgt viel Potenzial“, ist Inhaber Tschöpe überzeugt. Dafür sprächen auch die überdurchschnittlich hohe Kaufkraft der Stadt und des Stadtteils und das große Einzugsgebiet bis hinein ins Bergische Land, das der Edeka-Kaufmann jetzt durch gezielten Werbemitteleinsatz systematisch erschließen will. Dabei wird insbesondere beim Frische-Sortiment die Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten eine wichtige Rolle spielen. Dafür betreibt Tschöpe in der momentanen Anlaufphase intensive Marktforschung in eigener Sache: Kunden werden von den Mitarbeitern angesprochen, was sie möglicherweise im Angebot vermissen. Wo es Sinn macht, wird das Sortiment nach und nach entsprechend ergänzt und verfeinert. Der Kommunikation mit dem Kunden dient auch die Info-Theke im Bereich des Check-outs.