Edeka Konzern Die Selbstständigen pushen den Umsatz

Wachstumsmotoren 2016: die selbstständigen Kaufleute und Netto Marken-Discount. Mit der Budni-Allianz bereitet Vorstand Markus Mosa jetzt den erneuten Einstieg in den Drogeriemarkt vor.

Montag, 15. Mai 2017 - Management
Andrea Kurtz
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Bildquelle: Edeka, LP/Kurtz

Den Wachstumskurs fortgesetzt: Unbeeindruckt vom sich verschärfenden Wettbewerb, steigerten die Genossen 2016 ihren Gesamtumsatz um 2,5 Prozent auf insgesamt 49,6 Mrd. Euro. Rund 28 Prozent Marktanteil entfallen dabei auf Edeka und Netto. „Es langweilt uns nicht, dass wir unsere Umsätze und Marktanteile weiter entwickeln konnten“, betonte der sichtlich gut gelaunte Vorstandschef Markus Mosa bei der Vorstellung der Zahlen.

Einmal mehr trugen die rund 4.000 selbstständigen Edeka-Kaufleute im Verbund maßgeblich zu diesem Erfolg bei. „Dank ihrer Innovationskraft sind die Kaufleute Trendsetter und Impulsgeber für den gesamten Handel“, bekräftigte der Edeka-Vorstandsvorsitzende.

Mit 3,8 Prozent Umsatzplus sowie starken 3,2 Prozent auf vergleichbarer Fläche fiel ihre Entwicklung erneut deutlich positiver aus als das durchschnittliche Branchenwachstum. Mit rund 5.900 Märkten erwirtschafteten die mittelständischen Edeka-Unternehmer 2016 insgesamt 25,2 Mrd. Euro.

Stark für Deutschland?
Durch den Fokus auf den Inlandsmarkt stärke Edeka wie kein zweites Unternehmen des deutschen Lebensmittelhandels Jahr für Jahr den Wirtschaftsstandort Deutschland, erläutert Vorstand Mosa. „Wir sind auf allen Stufen finanziell grundsolide aufgestellt“, erklärte er. Man wolle die Summen aber nicht horten, sondern neu einsetzen. Allein 2016 investierte der Edeka-Verbund 1,5 Mrd. Euro in sein modernes Vertriebsnetz, in Logistikstrukturen sowie die verbundeigenen Produktionsstätten. 2017 werden abermals 1,9 Mrd. Euro investiert – vor allem in neue Flächen. Ebenso wurde gerade mit dem Bau des zweiten deutschen vollautomatisierten Lagers nördlich von Hamburg begonnen.

Unabhängig von der Übernahme der Kaiser’s- und Tengelmann-Filialen schritt die organische Flächenexpansion im Edeka-Verbund 2016 weiter voran: Bundesweit wurden 132 neue Edeka-Märkte eröffnet, bei Netto Marken-Discount waren es 130 Filialen. Zahlreiche Bestandsmärkte wurden modernisiert und erweitert. So wuchs die Gesamtverkaufsfläche auf insgesamt rund 10,9 Mio. qm. „Wir haben mehr neue Flächen in Deutschland eröffnet als der Wettbewerb“, sagt Mosa. Insgesamt gehörten zum Jahresende 11.224 Einzelhandelsmärkte in Deutschland zum Edeka-Verbund. Als größter deutscher privatwirtschaftlicher Arbeitgeber beschäftigt der Verbund derzeit mehr als 351.500 Mitarbeiter.

In der Ideen- Werkstatt

Wände zum Beschreiben, Lego-Möbel, eine virtuelle Datenbrille und einselbstfahrender Einkaufswagen im Test: In der Ideen-Werkstatt der Hamburger Edeka-Zentrale werden neue Technologien getestet. Das siebenköpfige Startup- Team um Björn Hunstock arbeitet in Berlin und Hamburg an Methoden für den 3-D-Druck bei Lebensmitteln, an Sensoren, mit denen jeder Kunde die Qualität von Lebensmitteln überprüfen kann – oder eben an dem Einkaufswagen Vigo (Foto). Dieser hatte als Kooperationsprojekt mit Wanzl schon bei der jüngsten Euro-Shop seinen Auftritt: Er fährt dem Kunden mitsamt Einkaufstasche hinterher. Ein portugiesisches Gründerteam entwickelte Vigo.

Lieferservices: Test and win
Zum Übernahmepaket aus dem Kaiser‘s-Tengelmann-Deal zählt auch Bringmeister. Als Vorreiter des Online-Handels mit Lebensmitteln ist Bringmeister bereits seit 1997 am Start und hat sich in den Metropolen Berlin und München etabliert. Für den Edeka-Verbund eröffnet sich damit die Chance, wertvolle Erfahrungen für die digitale Vermarktung von Lebensmitteln zu sammeln, um dieses Geschäft gezielt weiterzuentwickeln und vor allem die Lieferung von Frischprodukten auszuprobieren. Heute sei die Qualität bei Bringmeister noch nicht so, wie es Edeka-Maßstäben entspreche. Deswegen werden u. a. die bisher 8.000 Artikel auf 15.000 aufgestockt.

Für die Kaufleute hat die Edeka-Zentrale in der Zwischenzeit auch die Plattform Olivia eingeführt, mit der jeder einzelne Händler seinen Lieferdienst aufbauen kann. Rund drei dutzend Kaufleute nutzten das System schon. Hoch sind Mosas Erwartungen in Sachen Onlineshop etc. allerdings nicht. „Bisher ist noch kein Lebensmittelhändler in der Lage, online Geld zu verdienen“, meint er, und macht auch ein Fragezeichen an die immer wieder zitierten Beispiele aus dem Ausland. „Wir wollen erst einmal das Geschäft verstehen und die Warenkörbe erhöhen.“ 2016 hat die Edeka beobachtet, dass faktisch keine Neukunden im ohnehin nur 1 Prozent starken Online-Geschäft mit Lebensmitteln zu finden waren; bestehende Kunden hätte lediglich mehr bestellt. Es gebe noch kein wirtschaftlich betreibbares Konzept für Händler, auch nicht für Amazon Fresh. Aber der deutsche LEH stünde hier im Wettbewerb mit einem Logistiker mit vielen anderen Möglichkeiten. „Es wird spannend sein zu sehen, wer hier als erster das Geschäft macht“, sagt Mosa. Mit den übernommenen Tengelmann E-Stores (TES) plus.de und Garten XXL sowie Netto-online.de verfügt Edeka nun über drei Onlineshops mit Nonfood-Schwerpunkt.

Neue/alte Partner
Im Februar verständigten sich Edeka und der Hamburger Drogeriemarkt-Spezialist Budni auf eine langfristige „strategische“ Partnerschaft. „Mit Budni gewinnen wir einen idealen Partner, der unsere Ambitionen und Geschäftsperspektiven mit seiner Expertise zielgerichtet unterstützt“, sagt Mosa. Das geplante Gemeinschaftsunternehmen wird derzeit vom Bundeskartellamt geprüft. Wird die Zustimmung gegeben, wird Budni mit seinen 180 Filialen quasi „ein selbstständiger großer Edeka-Kaufmann“, und die Edeka-Zentrale kann selbst mit eigenen Drogeriemärkten an den Start. Das ermögliche gerade neuen Vollsortimenter-Standorten eine gute Kombination mit den dann hauseigenen Drogerien. Rund 50 Märkte im Jahr könnten eröffnet werden. Ein Name steht allerdings noch nicht fest. Auch Shop-in-Shop-Lösungen sind denkbar. Losgehen soll es Ende des Jahres.