Kaiser's-Integration 20 Prozent mehr

Im Vergleich zu Kaiser‘s Zeiten will Netto den Umsatz in den übernommenen Filialen kräftig steigern. Ein modernes Nahversorger-Konzept soll Kunden locken.

Donnerstag, 30. März 2017 - Management
Sonja Plachetta
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Bildquelle: Jörn Strojny

27 Jahre lang hat Thomas Busch für Kaiser‘s Tengelmann gearbeitet. Nun ist er seit Kurzem Marktleiter bei Netto Marken-Discount in der Filiale in Meerbusch, in der er vorher schon zwei Jahre verantwortlich war. Seine 15 Mitarbeiter sind noch da, aber sonst war der Wechsel schon eine große Umstellung. Plötzlich gibt es keine Bedienungstheken mehr, dafür aber eine Backstation, alle müssen sich mit den neuen Warenwirtschafts- und Kassensystemen zurechtfinden, sich an das andere Sortiment des Discounters gewöhnen und die Eigenmarken kennenlernen. Damit das gelingt, ist Busch in einer anderen Netto-Filiale eingearbeitet und das Personal geschult worden, und für die ersten sechs Wochen nach dem Start stehen erfahrene Netto-Mitarbeiter dem Team in Meerbusch zur Seite.

So in etwa ist es in allen 51 ehemaligen Kaiser‘s- bzw. Tengelmann-Märkten gelaufen, die der Discounter im Laufe des ersten Quartals in NRW und Bayern in sein Filialnetz integriert hat. Am 21. März sind die letzten fünf Standorte umgeflaggt worden.

Nun gilt es, die einstmals treuen Kaiser‘s-Tengelmann-Kunden von Netto zu überzeugen. Schließlich will das Unternehmen den Umsatz pro Filiale nach eigenen Angaben um etwa 20 Prozent steigern. Dafür hat Netto – anders als Edeka und Rewe – die Märkte jeweils für etwa zwei Wochen geschlossen, um sie auf das neue Filialkonzept umzubauen. Bei der Renovierung sind durchschnittlich pro Laden 15 Tiefkühltruhen installiert, drei Kassen neu aufgestellt, 170 l Wandfarbe eingesetzt und 150 Regalmeter neu eingebaut worden. Die Regale sind z. B. in Meerbusch mit 1,80 m niedriger als zu Kaiser‘s Zeiten, Boden und LED-Beleuchtung neu. Der Auftritt des Discounters soll durch ein neues Farbkonzept – die Unternehmensfarbe gelb kombiniert mit grau – moderner wirken.

Zur besseren Orientierung sind die Warengruppen zusätzlich mit Piktogrammen ausgezeichnet. Zu Beginn des Kundenlaufs ist häufig die Aktionsware platziert, z. B. bei den Molkereiprodukten. Neu sind auch die zweistufigen Schrägregale in der Obst- und Gemüseabteilung, variable Aktionstische und optische Trenner mit Sortimentsbezeichnung an den Tiefkühltruhen.

Netto Marken-Discount führt rund 4.000 Artikel und will sich so als „idealer Nahversorger vor Ort“ präsentieren. Dafür hat das Unternehmen z. B. eine Auswahl an Käsespezialitäten eingelistet, die Weinabteilung wertiger gestaltet, und es hebt die Qualität der Brötchen aus der Backstation durch ein spezielles Herstellungsverfahren hervor.

Doch am Ende lockt Netto die Kunden vor allem über den Preis an, um das höhere Umsatzziel zu erreichen. Direkt zur Eröffnung hat der Discounter „10 Prozent auf alles“ geboten. Danach soll ein Handzettel mit einem Preisvergleich zwischen Kaiser‘s und Netto die Kunden davon überzeugen, dass sie nun „Produkte teilweise bis zu 40 Prozent günstiger als bei Kaiser‘s“ kaufen können. Im Schnitt liege die Ersparnis bei 24 Prozent, wie eine weitere Werbeaktion belegen soll. Im Eingangsbereich der Märkte wird plakativ ein Einkaufswagen stehen, etwa mit dem Rechenbeispiel: „Bei Kaiser‘s 100,47 Euro, bei Netto 75,73 Euro. Sie sparen 24,74 Euro.“

Zumindest in Meerbusch können Thomas Busch und sein Team wohl erst einmal darauf setzen, dass sie mit dieser Strategie Erfolg haben. Bereits am Tag vor der Wiedereröffnung standen mehrere Kunden vor der Tür und wollten einkaufen.