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Krefeld ist in Deutschland ein wichtiger Umschlagplatz für Drogen. Durch die Nähe zu den Niederlanden gibt es hier wenig gestreckten Stoff von hoher Qualität. Um die tägliche Sucht finanzieren zu können, gerät auch der Lebensmittel-Einzelhandel in das Visier von Abhängigen: „Wir haben in erster Linie Probleme mit unserem Markt am Bahnhof, wo viel und sehr dreist geklaut wird“, berichtet Stefan Kempken, dessen Familie insgesamt vier Edeka-Märkte in der rheinischen Großstadt betreibt. Besonders beliebt bei den Langfingern seien Markenspirituosen und löslicher Kaffee. Die Diebe sind gut organisiert und handeln im Auftrag von Hintermännern. Nachdem man das Problem nicht in den Griff bekommen hatte, entschloss sich der Händler, auf löslichen Kaffee komplett zu verzichten und die Markenspirituosen in einem Schrank wegzuschließen.
Stefan Kempken ist natürlich nicht der einzige Lebensmittel-Einzelhändler, der mit organisiertem Ladendiebstahl zu kämpfen hat. Tatsächlich steigt die Zahl von solchen schweren Delikten. „Bei der Betrachtung der Statistiken fällt auf: Die gewöhnlichen Gelegenheitsdelikte, wie sie der Handel seit jeher kennt, gehen kontinuierlich zurück. Dagegen haben sich die angezeigten schweren Ladendiebstähle in den vergangenen sechs Jahren mehr als verdoppelt“, erklärt Frank Horst, Experte für Inventurdifferenzen beim EHI Retail Institute (EHI). Das Fatale: Diebstähle auf Bestellung von professionellen Tätergruppen verursachen bei jedem Zugriff hohe Schäden. Beliebt sind neben Rasierern, Tabak, Parfum und Kosmetik eben auch Kaffee und Spirituosen.
Auch bei der Lösung des Problems ist das Beispiel aus Krefeld kein Einzelfall. Viele Händler gehen bei der Diebstahlprävention und -bekämpfung eher altmodische Wege und schrecken vor technischer Aufrüstung noch zurück. „Wenn man sich die Entwicklung beispielsweise bei Tesco in Großbritannien anschaut, muss man sagen, dass der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel in Sachen Sicherheitstechnik hinterherhinkt“, sagt Jens Wolters, Key-Account-Manager bei Checkpoint Systems, einem internationalen Hersteller, Lieferant und Errichter von Warensicherungssystemen im Handel. Die technologische Weiterentwicklung ermögliche den Einsatz von immer dünneren Etiketten, mit denen sich auch besonders kleine Artikel sichern lassen, die früher ungeschützt bleiben mussten. Moderne Antennen verfügen über eine hohe Alarmintegrität. „Besonders interessant ist für den LEH das Thema Quellensicherung, bei der die Waren mittels papierdünner RF-Klebeetiketten bereits ab Herstellung geschützt werden“, erklärt Wolters.
Diese Quellensicherung war bisher ein umstrittenes Thema, da der zusätzliche Arbeitsschritt und die Kosten auf die Seite der Hersteller verlagert wird. Nachdem Checkpoint Systems aber im vergangenen Jahr einen europaweiten Roll-Out der eigenen RF-Technologie in tausenden Filialen eines großen deutschen Discounters umsetzen konnte, rechnet Wolters damit, dass sich auch der klassische Lebensmittel-Einzelhandel stärker für das Thema interessieren wird. „Die Quellensicherung ist derzeit – bedingt durch die Discounter – weiter auf dem Vormarsch. Für uns ist der Lebensmittelhandel einer der größten Wachstumsmärkte der Zukunft.“