Zwei Seiten So sicher wie nie?

Die Sicherheit unserer Lebensmittel ist ein hohes Gut. Gütesiegel und Zertifikate bescheinigen dies auf vielfältige Art. Also alles in Butter? Wir fragten zwei Experten.

Freitag, 27. Juni 2014 - Management
Susanne Klopsch
Artikelbild So sicher wie nie?

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„Qualitätssicherung in den Werken kennt keine Pausen“

Definitiv Ja! Lebensmittelsicherheit steht für die deutsche Ernährungsindustrie an erster Stelle. Wir sind am Markt führend und wollen immer noch besser werden. Möglich wird dies auch durch die moderne industrielle Lebensmittelproduktion und ein zuverlässiges Kontrollsystem. Dabei gilt: Die Hersteller tragen die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Produkte. Die Maßnahmen in der Produktion sind umfangreich, höchste Hygienestandards, ständige Qualitätskontrollen, Rückverfolgbarkeitssysteme, Zutrittsbeschränkungen oder ein ausgeklügeltes Krisenmanagement sind nur einige von vielen. Die Qualitätssicherung im Werk kennt keine Pausen, hinzu kommen immer modernere und sicherere Verarbeitungsverfahren. Die Hersteller kennen ihre Produkte am besten, deshalb sind Eigenkontrollen die Basis des vorsorgenden Verbraucherschutzes. Kommuniziert wird dies beispielsweise durch freiwillige Prüf- oder Gütesiegel. Nicht zuletzt sind auch eine hoch qualifizierte, effizient arbeitende und gut ausgestattete amtliche Lebensmittelüberwachung sowie ein bundesweit einheitlicher Vollzug des Lebensmittelrechts – sozusagen die Kontrolle der Kontrolle – sowohl für den Verbraucher als auch die Ernährungsindustrie von hoher Bedeutung.

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie

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„Das Vertrauen der Verbraucher ist beschädigt“

Verbraucher können sich darauf verlassen, dass die Lebensmittel aller Preissegmente hygienisch und toxikologisch sicher sind. Das ist eine große Leistung – aber eben auch selbstverständlich. Kunden wollen heute mehr wissen: Ist das Produkt wirklich aus der angegebenen Region? Für welche Qualität steht das aufgedruckte Siegel? Wie viel Natur steckt noch in einem industriell hergestellten Lebensmittel? Fragen wie diese können Verbraucher nicht selbst beantworten. Sie müssen Herstellern und Händlern vertrauen. Dieses Vertrauen ist beschädigt. Skandale um Giftstoffe in Lebensmitteln, Betrugsfälle und Verbrauchertäuschung nähren Zweifel an Prozess- und Produktqualitäten sowie Eigenkontrollsystemen. Die Diskrepanz zwischen der Realität in der modernen Lebensmittelproduktion und der – durch Werbung beförderten – idealisierten Vorstellung davon erzeugen ein Gefühl von Entfremdung. Kennzeichnungen, die an der Grenze zwischen Legalität und Legitimität mit Verbrauchererwartungen spielen, erschweren selbstbestimmte Kaufentscheidungen. Nur Transparenz, Offenheit für Kritik und nachvollziehbare Kennzeichnung helfen der Lebensmittelwirtschaft, dieses Vertrauen zurückzugewinnen.

Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Initiative e. V.

 

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