Warenverkaufskunde Naturkosmetik

Kosmetik und Körperpflege- produkte auf Basis natürlicher Rohstoffe sind gefragter denn je. Was steckt drin, und welche Siegel garantieren echte Naturkosmetik? Ein Überblick.

Freitag, 06. Juni 2014 - Warenkunden
Bettina Röttig
Artikelbild Naturkosmetik

Die Kosmetikregale des Handels sind in den vergangenen Jahren grüner geworden. Immer mehr Verbraucher greifen zu Cremes, Bodylotions und Make-up der Kategorie Naturkosmetik. Um 7,2 Prozent auf 920 Mio. Euro legte der Markt für zertifizierte Naturkosmetik 2013 laut Analysen der Branchen-Expertin Elfriede Dambacher, Inhaberin Naturkosmetikkonzepte, im Vergleich zum Vorjahr zu.

Zurückzuführen ist das Wachstum vor allem auf die breitere Verfügbarkeit und Ausdehnung der Angebote im konventionellen LEH sowie Discountern, über die neue Käufer gewonnen werden konnten. Allergien, beispielsweise auf synthetische Inhaltsstoffe, die bewusste Entscheidung gegen Tierversuche in der Entwicklung und Produktion von Kosmetika sowie der allgemeine Trend zum nachhaltigen Konsum sind weitere Gründe für die seit Jahren beflügelte Nachfrage hierzulande.

Was genau zeichnet Naturkosmetik jedoch im Vergleich zu konventionellen Produkten aus? Und worin unterscheiden sich die Produkte von naturnaher und Bio-Kosmetik? Fragen, die im Handel oft gestellt werden, aber nicht in zwei Sätzen zu beantworten sind. Hierzu muss man zunächst wissen: Bisher sind die Begriffe Bio- oder Naturkosmetik weder rechtlich definiert noch geschützt. Eine Reihe von Zertifizierungs-Standards bieten eine Orientierung für den Verbraucher. Die Anforderungen unterscheiden sich jedoch.

Grundsätzlich gilt für zertifizierte Naturkosmetik, meist als „echte Naturkosmetik“ bezeichnet: Im Vergleich zu konventionellen Körperpflege- und Kosmetikprodukten, schließen Hersteller von Naturkosmetik viele gängige Inhaltsstoffe, insbesondere synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe sowie Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte, aus und begrenzen sich auf ein enges Spektrum an Roh-, Hilfs- und Wirkstoffen sowie spezielle Verarbeitungsverfahren. Tabu sind bei den meisten Zertifizierungs-Labels auch Tierversuche, Gentechnik und ionisierte Strahlung. In veganen Naturkosmetikprodukten wird zudem auf jegliche tierische Ausgangsstoffe wie Honig, Milch, Fette und Collagen verzichtet.

Zum Einsatz kommen Inhaltsstoffe pflanzlicher, teilweise auch mineralischer und tierischer Herkunft. Die mengenmäßig wichtigsten Inhaltsstoffe sind Öle, Fette und Wachse, z. B. Olivenöl, Sheabutter, Arganöl oder Bienenwachs. Darüber hinaus werden Kräuterextrakte und Blütenwässer oder ätherische Öle und Aromen verwendet. Je nach Zertifizierungsstandard müssen die pflanzlichen Rohstoffe zu einem bestimmten Teil aus kontrolliertem Bio-Anbau oder Wildsammlung stammen.

Bei der Abgrenzung von zertifizierter Naturkosmetik und kontrollierter Bio-Kosmetik ist der in den einzelnen Zertifizierungs-Standards definierte Mindestanteil der eingesetzten Rohstoffe entscheidend, die aus biologischem Anbau stammen müssen.

Unter naturnaher Kosmetik sind hingegen Pflanzenkosmetika und „frei von“-Produkte zu verstehen, die auf eine Reihe herkömmlich eingesetzter synthetischer Roh- und Hilfsstoffe verzichten und verstärkt auf pflanzliche Inhaltsstoffe setzen, jedoch nicht den Anforderungen zertifizierter Naturkosmetik entsprechen.

Ein kurzer Blick in die Herstellung: Im Fokus der Produktentwicklung von Naturkosmetikprodukten stehen statt chemischer Inhaltsstoffe also Wirkstoffe aus der Natur. Ob Calendula – auch Ringelblume oder Mariengold genannt – deren hoher Gehalt bspw. an Carotinoiden zur Widerstandsfähigkeit der Haut beiträgt und Entzündungsprozesse lindert, Granatapfelöl, dem eine antioxidative und regenerierende und daher faltenlindernde Wirkung zugeschrieben wird, oder Lavendel, dessen Duft beispielsweise in Bad- und Duschpflege zur Entspannung beiträgt – das Spektrum an Pflegeprodukten der Kategorie Naturkosmetik ist breit gefächert und reicht von der Babypflege über Anti-Ageing-Produkte bis hin zum Segment „For Men“.

Naturstoffe enthalten immer Keime, umso wichtiger ist die Qualitäts-Kontrolle aller Rohstoffe. Verschiedene Prüfungen durchläuft allein das häufig verwendete Bienenwachs von Anlieferung bis zur Verarbeitung. Die Laboranten suchen z. B. nach Pestiziden und krankheitserregenden Keimen. Auch nach Abfüllung des fertigen Kosmetikprodukts wird dessen Qualität geprüft: originalverpackte Muster von Anfang, Mitte und Ende der Abfüllung werden getestet. Erst nach der Freigabe werden die Produkte aus‧geliefert.

Der Verzicht auf synthetische Konservierungsstoffe stellt Hersteller von Naturkosmetika vor große Herausforderungen. Die Haltbarmachung basiert stattdessen auf der jeweiligen Rezeptur und dem Zusammenspiel der Inhaltsstoffe. So dienen beispielsweise Vitamin C und E sowie ätherische Öle als natürliche Konservierungsstoffe. In der Regel sind Naturkosmetika 30 Monate haltbar, nach dem Öffnen verkürzt sich die Haltbarkeitsdauer auf sechs bis acht Monate. Um einem vorzeitigen Qualitätsverlust entgegenzuwirken, sollte Naturkosmetik kühl gelagert werden.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken der Weleda AG, Arlesheim, Schweiz, für die Informationsgrundlagen und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.

Wissenscheck

Wer diese Warenverkaufskunde aufmerksam gelesen hat, kann die folgenden Fragen leicht beantworten.

 

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