Mediterrane Sortimente Urlaub auf dem Teller

Der Trend geht bei mediterranen Sortimenten mit Ausnahme der Pastasaucen zur gekühlten Frische . Gefüllte Varianten und Klassiker wie Oliven sind gefragt.

Donnerstag, 04. August 2011 - Sortimente
Sonja Plachetta
Artikelbild Urlaub auf dem Teller
Bildquelle: iStockphoto, Hoppen

Zwar essen die Deutschen laut der Apollinaris Geschmacksstudie von 2009 immer noch am liebsten deutsche Gerichte (73 Prozent). Doch direkt dahinter folgen die italienische (61 Prozent) und die griechische Küche (50 Prozent). Viele Kunden sehnen sich auch nach einem Urlaub im Süden und holen sich die Ferien quasi per Antipasti auf den Teller. Das erklärt, warum sich mediterrane Sortimente im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel eines steten Wachstums erfreuen. „Alles rund um die mediterrane Welt bestätigt sich als Trendsortiment, da diese Produkte ein leichtes, gesundheitsförderndes Image haben“, nennt Claudia Cordes von Grossmann Feinkost einen weiteren Grund. Deswegen ist auch Oliver Krück, Marketing Manager bei Kühlmann, von einem anhaltenden Erfolg dieser Produkte überzeugt: „Wir gehen davon aus, dass sich dieses Segment auch in Zukunft weiterhin positiv entwickelt, weil es gut zu einer modernen Ernährungsweise passt.“ Diesen Optimismus teilt Nicole Löw, Leitung Marketing/Produktmanagement Deutschland und Zentral-Europa bei Zimbo, weil sich Antipasti und Tapas nicht nur als Vorspeise oder am Büfett etablieren, sondern inzwischen auch als Snacks einen hohen Stellenwert haben. „Wo früher Chips und Flips als Knabbereien angeboten wurden, stehen jetzt häufig Oliven, getrocknete Tomaten, Fleischbällchen und Dips bereit“, hat Löw festgestellt.

Qualität wichtiger als der Preis

Ob die Verbraucher zu gekühlten oder ungekühlten Artikeln greifen, hängt vom Anlass ab. „Die gekühlten Produkte, vor allem die ohne Öl, eignen sich für den schnellen Verzehr unterwegs oder wenn wenig Zeit für die Zubereitung oder das Anrichten bleibt. Die ungekühlten Antipasti eignen sich besser für die Vorratshaltung oder wenn eine größere Personenzahl bewirtet werden soll“, fasst Löw zusammen. Ein Trend ist aber laut Klaus Ewald, Geschäftsführer der Frische und Service GmbH (Marke: Arte di Viva), klar erkennbar: „Das Einkaufs- und Verzehrverhalten der Verbraucher richtet sich immer stärker auf die frischen, gekühlten Produkte aus.“ Auch Martin Schmidlin, Sprecher von Feinkost Dittmann, sieht die frische Feinkost aus dem Kühlregal auf dem Vormarsch. Tilo Lehmann, Marktleiter im Karstadt Perfetto in Wiesbaden, bestätigt diese Tendenz: „Der Trend geht bei Antipasti weg vom Glas und von der Vollkonserve hin zur gekühlten Frische.“ Dabei ist vielen Kunden die Qualität der Produkte deutlich wichtiger als der Preis, ist die Erfahrung von Kaufmann Rainer Rentschler, der im Schwarzwald fünf Edeka-Märkte betreibt: „Die Kunden sind sehr wählerisch geworden, weil sie von ihren Urlaubsaufenthalten her wissen, wie die mediterranen Produkte schmecken müssen.“ Wenn die Qualität stimmt, sieht Ute von der Werth von Rila deshalb weiter „großes Potenzial für innovative Länderspezialitäten“.

Besonders gut verkaufen sich immer noch die mediterranen Klassiker wie Oliven oder getrocknete Tomaten – egal, ob als SB in allen Sorten und Verpackungsarten oder in Bedienung. Die zwei Sorten Oliven im Snack-Pack von Ibero für unterwegs entwickeln sich derzeit bei Rila zu neuen Rennern. Aufgrund des Erfolgs plant Rila bis Ende des Jahres im griechischen Sortiment Liakada ebenfalls die Einführung von zwei Varianten der Snack-Oliven. Zudem wird eine Olivenpaste mit Thymian ins Sortiment aufgenommen. Außerdem erweitert Rila die italienische Marke Leverno um das Kombi-Produkt getrocknete Tomaten und Oliven gemeinsam in einem Glas. Bei Kattus hat die Kombination mediterraner Food-Klassiker wie Oliven mit modernen, innovativen Rezepturen – etwa gefüllt mit Orangencreme – Erfolg. Bei Oliven verzeichnet auch die Frische und Service GmbH wieder eine stärkere Nachfrage, genauso wie bei kombinierten Mix-Schalen. So kommen die drei Genusspfannen von Arte di Viva in der Drei-Kammer-Schale gut an. Mischprodukte ohne Öl wie die drei Apéro-Sorten sind bei den Zimbo-Kunden der Renner.

Häufig in den Einkaufswagen wandern auch Frischkäse-Variationen. Kirschpaprika sowie Peperoni- und Paprikavarianten mit Frischkäsefüllungen erfreuen sich bei Kühlmann besonderer Beliebtheit. Topseller bei Feinkost Dittmann sind aktuell mit Frischkäse gefüllte Pepperballs, darunter die neue Variation Curry-Ananas, sowie rote und grüne Teufli (Teufelspfefferonen gefüllt mit einer hochwertigen Frischkäsezubereitung). Die süß-scharfe Peppadew aus Südafrika gehört bei Grossmann Feinkost aufgrund ihres speziellen Geschmackserlebnisses neben anderen gefüllten Produkten wie Champignons, rote Minipaprika und grüne Peperoni zu den umsatzstarken Produkten. Dazu gibt es die neuen Varianten Schinken- und Räucherlachsröllchen mit Frischkäsecrème-Füllung.

Ein Trend werden könnte künftig das Thema Seafood in Form marinierter Frutti di Mare & Co., meint Oliver Krück von Kühlmann. Aber wer weiß? Vielleicht gilt die Zukunft auch den Antipasti zum Erhitzen. In der letzten Juli-Woche hat die Edeka unter ihrer gleichnamigen Handelsmarke ganz neu vier Sorten „Heiße Antipasti“ auf den Markt gebracht. „Wir haben festgestellt, dass das von den Kunden gewünscht wird“, sagt Edeka-Sprecher Gernot Kasel.

Italienische Rezepturen beliebt

Was die Verbraucher bei Pastasaucen wollen, ist ziemlich eindeutig. Die große Mehrheit greift nach wie vor zu ungekühlten Produkten im Glas, weil Pastasaucen gern auf Vorrat gekauft werden. Auch fertige Kombinationen aus Pasta und Sauce, sogenannte Pasta-Meal-Gerichte, kommen häufiger auf den Tisch. Kleine, für Singles geeignete Verpackungsgrößen werden immer stärker nachgefragt. Aber auch das andere Extrem, Einheiten im XXL-Format, verkauft sich laut Detlef Kluge, Geschäftsführer von Saclà Deutschland, gut.

Am umsatzstärksten sind den Zahlen von Nielsen zufolge Pesto-Varianten vor Bolognese-, Basilico- und Kräuter-Tomatensaucen. „Authentische italienische Rezepturen sind gefragt“, sagt Kluge. „Erfolgreiche Produkte müssen sich zu alternativen Angebotsformen für den Verbraucher eindeutig differenzieren“, findet Oliver Frielingsdorf, Marketing-Leiter von Steinhaus, und nennt als gelungenes Beispiel die Steinhaus-Sauce Toscana. Bertolli punktet mit der neuen, servierfertigen Pastasauce Bolognese Pomodori. Barilla hat die Mozzarella-&-Ricotta-Tomatensauce neu ins Regal gestellt. Außerdem gibt es zwei neue Pesto-Sorten mit typisch italienischen Zutaten (Pomodori Secchi und Pomodori e Cipolla Rossa). Saclà hat gerade die Selezione-Range eingeführt. Derzeit stehen zwei Varianten der Premium-Pestosaucen zur Auswahl, die im Glas mit silbernem Deckel und bronze-silbernem Label präsentiert werden.

Für die Zukunft muss den Pastasaucen-Herstellern nicht bang sein, denn laut einer Umfrage von Marketagent.com liegen Nudelgerichte bei fast der Hälfte der Befragten auf Platz 1 der Lieblingsspeisen. Nicht verwunderlich also, dass Georg Hempsch, Leiter Trade-Marketing und Category Management bei Barilla, zuversichtlich ist: „Gerade im Bereich der Saucen gibt es noch ein sehr großes Käufer- und damit Umsatz-Potenzial.“?

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Tilo Lehmann ist Marktleiter im Karstadt Perfetto in Wiesbaden und zählt zahlreiche Feinkost-Käufer zu seinen Kunden.

Bestätigen sich mediterrane Produkte als Trendsortiment?
Tilo Lehmann: Ja. Vor allem jetzt, wenn die Kunden aus dem Urlaub wiederkommen, ist ein Boom bei diesem Sortiment zu erkennen. Festzustellen ist, dass bei den Antipasti immer häufiger zu frischen, gekühlten Produkten gegriffen wird.

Welche Entwicklung nehmen Produkte wie Oliven, Antipasti oder Pastasaucen?
Der Trend geht klar zur Spezialisierung. Die Leute sind anspruchsvoller geworden, sie haben durch ihre Reisen genauere Vorstellungen davon, was sie kaufen möchten. Früher reichte den Kunden eine grüne Olive, heute muss es eine sein, die mit Parmesanstiften gefüllt ist. Früher wollten sie ein Olivenöl aus Italien, jetzt muss es aus Umbrien sein. Noch ein Beispiel: Früher reichte die Tomatensauce zur Pasta, heute wird auch gern einmal Trüffelsauce verlangt.

Lohnt es sich, mediterrane Produkte in Bedienung anzubieten?
Antipasti in Bedienung anzubieten ist erfolgreich, auch wenn bei Selbstbedienung die Hemmschwelle zum Zugreifen geringer ist. Am besten verkaufen sich bei uns in Bedienung momentan Peppadew-Früchte mit Frischkäsefüllung.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Mediterrane Sortimente sind gefragter denn je. Dabei wird vor allem die gekühlte Frische vom Verbraucher gut angenommen. (Bildquelle: iStockphoto)
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Bild öffnen Tilo Lehmann, Marktleiter im Karstadt Perfetto in Wiesbaden

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