Länderreport Bayern Aktion Artenvielfalt

Bio, Regionalität und Streuobst: Diese Themen sind in Bayern gesetzt. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen unterstützt der Freistaat Hersteller und Handel.

Mittwoch, 24. April 2019 - Länderreports
Elke Häberle
Artikelbild Aktion Artenvielfalt
Bildquelle: Christian Jung

Es war das erfolgreichste Volksbegehren der bayerischen Geschichte: Das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt in Bayern im Januar/Februar 2019, besser bekannt unter „Rettet die Bienen“. 18,4 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern haben sich daran beteiligt, das waren knapp 1,8 Millionen Menschen.

8.460 Hektar beträgt in Bayern die Biostreuobstfläche.

Das Ergebnis zeigt: Es ist Zeit, zu handeln, und es wird gehandelt im Freistaat. Schließlich hat das Thema Streuobst nicht nur große gesellschaftliche Relevanz, sondern bietet eine gute Möglichkeit, Streuobstprodukte erfolgreich zu positionieren: Denn Streuobstwiesen leisten einen großen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und einer großen Artenvielfalt. Zwar umfasst die Biostreuobstfläche in Bayern bereits heute 8.460 Hektar, damit steht ein Drittel der deutschen Biostreuobstlagen in Bayern, aber dennoch: Insgesamt sind in Deutschland seit 1965 Streuobstwiesen um 70 Prozent zurückgegangen. Jährlich vermindert sich der Bestand um rund 100.000 Bäume. Gleichzeitig hat in den vergangenen Jahren das Interesse am Erhalt und der Nutzung des Streuobsts zugenommen. Vor diesem Hintergrund plant die „Alp Bayern“ (Agentur für Lebensmittel – Produkte aus Bayern) unter der Dachmarke „Streuobst blüht“ die unterschiedlichen Maßnahmen aller Beteiligten (Landwirte, Verbände, Unternehmen, Politik und andere) zu bündeln und durch Marketingaktivitäten den Stellenwert von Streuobst bei Bevölkerung und Politik zu steigern.

Streuobst wirtschaftlich relevant
Artenvielfalt und Naturschutz sind wichtige Aspekte, hinzu kommen aber auch wirtschaftliche Bedeutung und wirtschaftliches Potenzial. So werden laut der Arbeitsgemeinschaft „Streuobst in Bayern“ (ARGE) im Freistaat jährlich etwa 50.000 Tonnen Streuobst vor allem zu Säften und Bränden verarbeitet. Die ARGE hält eine Verdoppelung des Umsatzes auf bis zu 100 Millionen Euro für möglich. Dominierende Obstarten im Streuobstanbau sind Birnen, Kirschen, Pflaumen, Walnüsse und Äpfel. Wie Verbraucher und Handel vom Streuobst profitieren können, verdeutlicht die überdurchschnittliche Obsternte 2018. Keltereien berichten beispielsweise, dass sie innerhalb von vier Wochen mehr Apfelsaft gepresst hätten als in den drei Jahren zuvor. „Somit ist jetzt auch ein guter Zeitpunkt, die überwiegend aus China und Polen eingeführten Apfelsäfte, die fast ausschließlich auf Saftkonzentrat basieren, mit einer wirkungsvollen Kampagne für heimische Säfte zurückzudrängen“, heißt es aus der „Alp Bayern“.

Doch nicht nur im Bereich Streuobst ist der Freistaat aktiv und setzt auf Regionalität. Bereits 2002 wurde das Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm „Geprüfte Qualität – Bayern“ als Siegel zur Kennzeichnung höherer Qualität in Kombination mit bayerischer Rohwarenherkunft und Verarbeitung am Markt etabliert. Heute sind mehr als 18.000 zertifizierte landwirtschaftliche Betriebe sowie 450 Betriebe der Ernährungswirtschaft in das System eingebunden. Sie bieten Produkte aus mehr als 23 Produktkategorien an wie Rind- und Schweinefleisch, Obst, Gemüse. Im Handel ist das Zeichen gesetzt. Mehr als 4.000 Filialen des Lebensmittel-Einzelhandel führen GQ-Bayern-Produkte, 75 Prozent der bayerischen Verbraucher kennen das Zeichen. Und auch Verbraucherverbände schätzen das Siegel und stufen es als „empfehlenswertes Regionalzeichen mit hoher Transparenz und Verlässlichkeit“ ein. Vergangenes Jahr wurde das GQ-System um Fische (Forellen/Saiblinge und Karpfen), Wein und Sekt sowie Christbäume erweitert.

17 Prozent: Um diesen Wert nahm die Bioanbaufläche in Bayern 2018 zu.

Auch bei Bio stehen die Zeichen auf Wachstum. Mehr als 800 Betriebe stellten 2018 auf ökologische Wirtschaftsweise um. Damit wuchs die Gesamtzahl auf rund 9.900 Betriebe an, die zusammen 345.000 Hektar nach ökologischen Vorgaben bewirtschaften. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von neun Prozent bei den Betrieben, die Fläche nahm um 17 Prozent zu. „Wir rechnen damit, dass wir noch in diesem Jahr die Zahl von 10.000 Betrieben in Bayern überschreiten werden“, heißt es bei der „Alp Bayern“. Insgesamt werden in Bayern rund zehn Prozent der Betriebe und der Fläche ökologisch bewirtschaftet. Bayern ist damit das größte deutsche Erzeugerland ökologischer Lebensmittel. Mehr als ein Drittel aller deutschen Ökobetriebe wirtschaftet in Bayern. Mehr als die Hälfte der in Deutschland produzierten Öko-Milch kommt aus Bayern. Mittelfristig soll die Öko-Fläche in Bayern verdoppelt werden.

Dabei liegt der Schwerpunkt der Umstellung wie in den vergangenen Jahren auf dem Ackerbau. Die Umstellung von Milchviehbetrieben ist weiterhin gebremst, da die wichtigsten Öko-Molkereien in Bayern nur mehr wenige neue Lieferanten aufnehmen. „Entscheidend ist, dass sich Produktion, Markt und Nachfrage gemeinsam weiterentwickeln, sonst geraten die Preise zu sehr unter Druck“, so die „Alp Bayern“.

Landeseigenes Bio-Siegel
Eine wichtige Rolle kommt hier dem eigenen weiß-blauen bayerischen Bio-Siegel zu, an dem die Verbraucher seit 2015 im Handelsregal gezielt Bio-Lebensmittel aus Bayern erkennen können. Mittlerweile nutzen es rund 150 Unternehmen für insgesamt 1.200 verschiedene Produkte. Die „Alp Bayern“ forciert im Rahmen des Landesprogramms „BioRegio Bayern 2020“ mit Informations- und Kommunikationsmaßnahmen die Vermarktung von Bio-Produkten mit dem bayerischen Bio-Siegel. „Die bisherige äußerst positive Entwicklung war nur durch das Mitwirken aller Marktbeteiligten möglich: Vom Erzeuger über den Verarbeiter bis hin zum Handel – alle haben an einem Strang gezogen. Dies zeigt, dass jede Marktstufe profitiert“, so die „Alp Bayern“. „Einzelne Produzenten werden für die Handelspartner weniger leicht austauschbar, Geschäftsbeziehungen stabilisiert und in dem ein oder anderen Fall führt dies zu zusätzlichen Listungen oder gewissen Preisstabilisierungen, wie auch Erfahrungen aus dem Programm ‚Geprüfte Qualität – Bayern‘ im konventionellen Bereich zeigen.“