Rewe / Wasgau Aktienmehrheit, nicht Stimmenmehrheit

Die pfälzische Lebensmittelkette Wasgau setzt angesichts schwieriger Rahmenbedingungen auf die geplante Übernahme durch die Rewe, erklärte Wasgau-Vorstand Alois Kettern (Foto). Die Rewe Markt GmbH will von der Unternehmerfamilie Hornbach und der Hornbach-Stiftung 51 Prozent des Dachunternehmens Wasgau Food Beteiligungsgesellschaft kaufen. Die Adrienne und Otmar Hornbach Stiftung hält dann noch 49 Prozent. Das entspricht dann einem Anteil von  53,1 Prozent an der Tochter Wasgau AG.

Donnerstag, 28. März 2013 - Handel-Archiv
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: Christian Belz

Die Rewe hat damit aber nicht die uneingeschränkte Kontrolle über Wasgau. Anders als teilweise in den Medien kolportiert, müssen Entscheidungen künftig einstimmig zwischen der Hornbach-Stiftung und der Rewe  getroffen werden.

„Aktienmehrheit bedeutet nicht Stimmenmehrheit", sagt Alois Kettern. Das sei auf Wunsch von Otmar Hornbach auch in Verträgen und Satzungen festgehalten.

Die Besonderheiten des Wasgau-Sortiments wie etwa hoher Anteil an Bio-Fleisch, eigenes Bier und Brot sollen auch nach der Übernahme erhalten bleiben.

Wasgau,  mit 89 Supermärkten vor allem in der Pfalz und im Saarland, erwartet eine Entscheidung des Bundeskartellamtes in einem Zeitraum zwischen den nächsten vier Wochen und vier Monaten. Die Aufsichtsgremien beider Unternehmen haben dem Geschäft bereits zugestimmt.

Der Anteil der zehn größten Unternehmen im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel lag 2012 bei 86,2 Prozent. Die Wasgau AG ist mit einem Umsatz von 486,8 Mio. Euro die Nummer 26 im Ranking, das entspricht einem Anteil am Gesamtkuchen von 0,23 Prozent. Deshalb gehen die Beteiligten davon aus, dass das Kartellamt der Übernahme der Anteile zustimmen wird. Andernfalls würde man das auch gerichtlich klären lassen.

Nach wie vor zweitgrößter Aktionär der Wasgau AG – auch nach einer genehmigten Übernahme der Anteile durch Rewe – ist mit 24,98 Prozent die Edeka Südwest. Die Rewe kann mit der Übernahme einige weiße Flecken auf der Landkarte (Nielsen 3a) tilgen und wächst um den Verrechnungsumsatz.

Das Geschäftsjahr 2012 lief für Wasgau nicht optimal, man habe es aber mit einem stabilen Ergebnis beendet, teilte das Unternehmen in Pirmasens mit. Unterm Strich verdiente es im vergangenen Jahr 2,3 Mio. Euro - 100.000 Euro mehr als 2011. Der Umsatz legte um 1 Prozent auf 486,8 Mio. Euro zu. Die Mitarbeiterzahl blieb mit rund 4.000 stabil. Wasgau erklärte das mit deutlichen Preiserhöhungen bei Grundprodukten der Lebensmittelherstellung und auf die Verunsicherung der Kunden wegen der Euro-Schuldenkrise.