2012 wird ein spannendes Jahr. Im Fokus – wie fast immer: Kosten und Preise, aber auch nachhaltiges Wirtschaften, Vertrauen in die Qualität der Lebensmittel. Die LEBENSMITTEL PRAXIS hat bei prominenten Vertretern der Branche nachgefragt, was sie bewegt.
1. Wie schätzen Sie Konjunktur- und Konsumlaune in 2012 ein?
2. Was sind für Sie, Ihre Branche, Ihr Unternehmen die wichtigsten Themen 2012?
Alain Caparros
1. Die Konjunktur wird sich im Jahr 2012 in Deutschland schwächer entwickeln als 2011. Die führenden Wirtschaftsinstitute gehen derzeit von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von unter 1 Prozent aus. Die Verbraucherstimmung ist ambivalent. Einerseits ist kein Einbruch der Anschaffungsneigung und der Konsumstimmung zu verzeichnen. Andererseits sind die Menschen in Deutschland und Europa deutlich verunsichert angesichts der internationalen Schuldenkrise. Wir bei der Rewe Group sind überzeugt, dass wir unter diesen Rahmenbedingungen weiter aus eigener Kraft wachsen können – mit weiter verbesserten Leistungen, Services, bester Frische und hoher Preisattraktivität.
2. Die wichtigsten Themen für uns im Lebensmittel-Einzelhandel sind Preisattraktivität, Frische und Service. In diesen Kategorien gilt es, die Verbraucher dauerhaft von der Leistungsstärke unserer Vertriebslinien zu überzeugen. Das große Branchenthema, für das sich die Rewe Group besonders engagiert, ist der nachhaltige Konsum. Produkten und Services, die ökologisch und soziale hohe Standards erfüllen, gehört die Zukunft in der Lebensmittelwirtschaft.
Alain Caparros, Rewe Group
Luc Huys
1. Prognosen sind derzeit angesichts der aktuellen Euro-Krise schwer zu treffen. Aus unseren Erfahrungen heraus bin ich aber verhalten optimistisch für das Jahr 2012. Denn das Konsumverhalten der Deutschen zu Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise hat gezeigt: In Krisenzeiten sparen die Deutschen nicht an Konsumgütern für den täglichen Bedarf. Im Gegenteil: Im Krisenjahr 2009 legte der private Verbrauch sogar um 0,4 Prozent zu. Das hing mit einem Trend zum Rückzug in die eigenen vier Wände zusammen, Cocooning oder auch Homing genannt. An Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten zum Beispiel wurde daher nicht gespart.
2. Nachhaltiges Wirtschaften ist für Johnson & Johnson ein wichtiges Thema 2012. Dazu zählt der verantwortungsbewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen in Zeiten knapper Rohstoffe und gesellschaftliches Engagement. Wir konzentrieren uns in Deutschland auf die Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel durch die Unterstützung der Bundesarbeitsgemeinschaft für Kindersicherheit. Ein weiteres Thema, das uns bei Johnson & Johnson seit jeher prägt und auch 2012 beschäftigen wird, ist Qualität. Sie hat für uns oberste Priorität und macht den Erfolg unserer Marken aus. Ich bin überzeugt: Die Verbraucher werden diesen Anspruch auch im nächsten Jahr honorieren.
Luc Huys, Johnson & Johnson
Jérôme Bruhat
1. Für die Kosmetikindustrie schätze ich die Konsumlaune positiv ein. Es hat sich 2011 erneut gezeigt, dass den Verbrauchern auch in Zeiten verunsichernder Nachrichten gepflegtes Aussehen wichtig ist. Unsere seit 2008 etablierte Strategie, vermehrt Produkte im Preiseinstiegssegment wie im Premiumbereich auf den Markt zu bringen und somit ein breiteres Produktportfolio anzubieten, hat sich insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten bewährt. 2012 werden wir erneut durch innovative Produktneuheiten Kaufanreize für unsere Konsumenten schaffen.
2. Für uns steht Innovation an erster Stelle. Sie ist die Basis, um den Markt zu entwickeln und neue Käufer für unsere Handelspartner zu generieren. Innovation mit einem echten Mehrwert für den Verbraucher erfordert jedoch immer Investitionen in die Forschung. Denn nur mit diesem Wissen können wir die Wünsche und Bedürfnisse unserer Verbraucher antizipieren und auf dieser Basis neue Wirkstoffe und Technologien entwickeln.
Jérôme Bruhat, L’Oréal Deutschland
Dr. Ralf Leinweber
1. British American Tobacco Germany sieht der Konsumlaune der Raucher weiterhin positiv entgegen. Aufgrund der Steuererhöhungen ist zu erwarten, dass Value-for-Money-Produkte zulasten der Premiummarken wachsen werden.
2. 2012 erwartet unsere Branche vor allem eines: die geplante Tabakproduktdirektive, die von der EU-Kommission seit 2009 überarbeitet wird. Mit womöglich weitreichenden Folgen für die gesamte Tabakbranche. Zusatzstoffverbote, Einheitspackungen oder auch das Verbot der Warenpräsentation im Handel sind nur einige Beispiele für Maßnahmen, über die intensiv diskutiert wird.
Dr. Ralf Leinweber, BAT Germany
Gerhard Berssenbrügge
1. Der Schuldenproblematik zum Trotz verlieren wir die Fundamentaldaten nicht aus dem Blick: Der Arbeitsmarkt ist stabil, die Auftragslage robust, die Inlandsnachfrage positiv. Wenn es jetzt gelingt, in Europa Misstrauen in Vertrauen zu verwandeln, dann haben wir berechtigten Grund zum Optimismus.
2. Im Fokus 2012 steht eindeutig die Qualität. Die unterschiedlichen Aspekte von Qualität wollen wir noch klarer und transparenter ins Zentrum unserer Aktivitäten rücken: vom Rohstoffeinkauf über die Lieferkette bis hin zu Aspekten der Nachhaltigkeit.
Gerhard Berssenbrügge, Nestlé Deutschland
Thomas Mempel
1. Aufgrund des Trendverhaltens Homing legen Verbraucher tendenziell mehr Wert auf ihr Zuhause, sind offen für Geselligkeit, laden Freunde ein, kochen miteinander und interessieren sich mehr für die Produkte; sie suchen Vertrauen und Verlässlichkeit. Bio-Produkte werden von diesem Trend profitieren. Wir erwarten für 2012 ein leicht steigendes Konsumverhalten und daraus resultierend ein Wachstumsplus.
2. Die Themen Rohwaren, Qualitäts- und Preissicherheit haben oberste Priorität. Weiterhin setzen wir nach wie vor auf Innovationen, um den Verbraucher für den Kauf von Bio-Lebensmitteln zu gewinnen.
Thomas Mempel, Bio-Zentrale