MMM-Kongress „Stabilität bieten, um 
Agilität zu ermöglichen“

Knapp drei Tage der Einigkeit – das ist es, was den MMM-Kongress Jahr für Jahr auszeichnet. Natürlich liegt das auch an den diskutierten Themen.

Donnerstag, 29. Februar 2024 - Management
Reiner Mihr
Artikelbild „Stabilität bieten, um 
Agilität zu ermöglichen“
Bildquelle: Reinhard Rosendahl

Beim MMM-Kongress in München treffen sich Persönlichkeiten aus Handel, Konsumgüterindustrie und damit verbundenen Wirtschaftszweigen und lassen sich inspirieren – für kurze Zeit ungeachtet aller Konditionenstreiterei und sonstiger Konflikte. „Menschen verbinden, mit Impulsen inspirieren, Zukunft denken und fühlen“ ist die Mission des Clubs für „Moderne Markt-Methoden“.

Die Einigkeit lässt sich bei den „großen“ Themen, die beim Kongress behandelt werden, gut herstellen. Das beginnt schon mit der Eröffnungsrede von MMM-Präsidentin Simone Krah, die für Offenheit und Toleranz, für Vielfalt und Akzeptanz aller Menschen in der Ernährungsbranche plädierte. Oder auch wenn Prof. Peter R. Neumann vom King’s College in London über aktuelle Krisen und daraus folgende Lektionen referiert. Alle 100 Jahre gebe es eine neue Weltordnung, Der Westen mit Demokratie und Marktwirtschaft schien in den 90er-Jahren überlegen – heute sei er es nicht mehr, Staaten wie China oder Indien würden bedeutender. Denn der Westen werde wirtschaftlich und rein von der Zahl der Menschen kleiner. „Mittlere“ Staaten würden sich eher neutral verhalten. Das würde die globalen Machtverhältnisse verschieben.

Der China-Experte Frank Sieren stimmte dem zu und machte die Stellung und Ziele der Weltmacht China deutlich. „Die Minderheit des Westens bestimmt nicht länger die Mehrheit des Rests der Welt.“ China sei nicht mehr die „Werkstatt des Westens“. Der habe die Innovationsfähigkeit der Chinesen unterschätzt und nun unter anderem bei der Elektromobilität oder Digitalisierung das Nachsehen. Man dürfe nicht vergessen, dass China bis etwa 1820 die entscheidende Weltmacht war, dann abstieg, durch Mao weiteren Niedergang erlebte und erst in den letzten Jahren enormen Aufschwung und Aufstieg erlebe. Die Marktgröße, die Innovationsfähigkeit und Marktmacht Chinas würden die Weltordnung verändern. Übrigens auch in der Ernährung. Die Bewegung hin zu fleischloser Kost sei in China enorm.

„Handel ist Wandel“ – kein Erfolgsmodell
Beide Experten waren sich einig: Die These „Handel ist Wandel“ sei ganz anders verlaufen als vom Westen gedacht. Gefordert sei Einigkeit des Westens, besonders Europas, um eigene Interessen besser vertreten zu können und Verbündete zu finden. Dabei müsse pragmatisch gedacht werden, es gebe eben nicht nur demokratische, perfekte Staaten.

Nach dieser nicht leicht zu verdauenden Kost war die Erfolgsstory, die Fressnapf-Boss Torsten Toeller mit seinem Berater Prof. Dr. Anton Weissman erzählen durfte, regelrecht erfrischend. Sie schilderten die Umwandlung des Tiernahrungsanbieters vom Ver- zum Umsorger beeindruckend. Längst sei Fressnapf mehr als Verkaufsstelle und Omnichannel, nämlich auch Berater, tierärztlicher Helfer und Dienstleister. Unternehmer müssten Mut machen, Stabilität bieten, um Agilität zu ermöglichen. Vorbild für den Lebensmittelhandel? Der Mut zur Veränderung sei es doch, was Unternehmer auszeichne, so Toeller.

Der Club

Struktur und Idee: Der MMM-Club versteht sich als 
Unternehmer-Club mit führenden Persönlichkeiten der Konsumgüterwirtschaft, Schwerpunkt Food. 
Mehr als 600 Mitglieder gehören dem Club an.