Erkundungstour in der Champagne Eine sinnliche Erfahrung

Eine Belohnung für außergewöhnliches Engagement bei der Ausbildung: Die Preisträger des LP-Branchenwettbewerbs auf Erkundungstour in der Champagne.

Donnerstag, 20. Oktober 2011 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Eine sinnliche Erfahrung
Weinberge: kostbares Land.
Bildquelle: Mihr

Ausgerechnet der Papst war schuld! Er war verantwortlich dafür, dass Marianne Kraft Ende September in die Champagne reisen musste. Warum? Ganz einfach: Das Oberhaupt der katholischen Kirche besuchte just an dem Wochenende Freiburg, an dem die „Ausbilder des Jahres“ in Frankreich weilten. Gerd Eiletz, Preisträger in der Kategorie Super- und Verbrauchermärkte, war ebenso wie alle seine Kollegen in der Region beschäftigt mit dem Ansturm der 100.000 Pilger. Also hat er seine Reise an den Kollegen Rainer Lapp aus Stockheim weitergegeben, der bei den selbstständigen Händlern den 3. Platz belegte. Herr Lapp wiederum schickte seine langjährige Marktleiterin Marianne Kraft auf Tour. Sie nahm es als „göttliche Fügung“, packte einen Koffer und stieg in den Bus.

Gemeinsam mit den übrigen vier Preisträgern des LP-Branchenwettbewerbs durfte sie erfahren, wie vielfältig das hochpreisige Prickeln sein kann. Beim Champagne-Informationsverband in Epernay lernte die Gruppe, wie sich die unterschiedlichen Rebsorten im Getränk bemerkbar machen und welchen Geschmacks-Typ man für welche Gelegenheit nutzen kann. Bei Eric Rodez, einem selbstständigen Winzer und Philosophen, besichtigte man die Weinberge und diskutierte intensiv über Umweltaspekte. Eine Erkenntnis: Wer hier Land besitzt, das zu den AOC-Lagen gehört, ist privilegiert. Schon ein Hektar, besser natürlich drei bis vier, reichen, um das Einkommen einer Familie zu sichern. Trauben aus besonders guten Lagen bringen es auf 6 Euro pro Kilo – wer seine Ernte an ein großes Champagne-Haus verkauft, kann davon leben. Eric Rodez aber verarbeitet seine Trauben selbst und produziert edle Getränke mit besonderem Charakter – wovon sich die Ausbilder überzeugen durften und prompt den nachfolgenden Termin zur Stadtführung verpassten. Reims musste also allein von der Gruppe erkundet werden, ebenso die Kathedrale im gotischen Baustil.

Der Kontrast zum Familienbetrieb hätte am nächsten Tag nicht größer sein können: Fast jeder dritte Winzer liefert seine Trauben an die Genossenschaft Nicolas Feuillatte. Mit einer Jahresproduktion von über 40 Mio. Flaschen gehört sie zu den ganz großen Playern. Hier konnte man neben der kompletten Verarbeitung auch die Gyropallettes besichtigen: Gitterkäfige aus Metall, in denen die Flaschen heute computergesteuert gerüttelt werden.

Französische Gastfreundschaft erlebte die Gruppe dann bei Familie Goutorbe in Ay, traditionsbewussten Winzern, die ebenfalls mit modernen Maschinen arbeiten. Die Goutorbes haben zwei weitere Standbeine: Sie verschicken Pfropfreben in die ganze Welt, zudem betreiben sie ein kleines, feines Hotel. In die Welt des Marketing tauchten die Handelspraktiker dann bei Champagne Vranken-Pommery ein, dem zweitgrößten Champagnerhaus der Welt. In den altehrwürdigen Kellern des Konzerns herrschte keine andächtige Stille. Im Gegenteil: Hier wurde eine Ausstellung zum Thema „Lärmfabrik“ gezeigt.

Was die gemeinsame Reise gebracht hat? Viele unvergessliche Eindrücke, intensive Gespräche und für alle eine Auszeit von der täglichen Routine. Zitat Jürgen Mück, prämierter selbstständiger Händler: „Früher habe ich meinen Kunden gesagt, dass die Flasche gut schmeckt. Jetzt weiß ich, warum!“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Entspannt: (v. l.) Jürgen Mück (Rewe Mück), Nicole Goutorbe (Winzerin), Kerstin Fahning (Champagne Informationsbüro), Marianne Kraft (Rewe Lapp), Heidrun Mittler (LP), Wolfgang Bartsch (Kaufland Mosbach), Hermann Schröer (Edeka Minden-Hannover), Reiner Mihr (LP), René Thonhauser (Metro Hamburg)
Bild öffnen Weinberge: kostbares Land.
Bild öffnen Auf dem kopf: So sammelt sich die Hefe im Flaschenhals.
Bild öffnen Wie auf stelzen: ein spezielles Gefährt für den Weinberg.
Bild öffnen Jugendstil: Villa Demoiselle, sie gehört der Familie Vranken.
Bild öffnen Stilvoll: ein Gläschen bei Vranken, serviert aus einer Magnum-Flasche.
Bild öffnen Philosophisch: Winzer Eric Rodez vor seinem Weinberg.
Bild öffnen Handarbeit: So arbeitet man heute noch in kleinen Winzerbetrieben: Erst wird die Flasche blank geputzt, dann werden Etiketten manuell aufgeklebt.
Bild öffnen Profi: Delphine Coustheur (Verband) erklärt, wie man richtig verkostet.
Bild öffnen Schätzchen: Bei Pommery lagern uralte Flaschen – unbezahlbar.
Bild öffnen Kontrast: Bei Nicolas Feuillatte ist die Produktion hochmodern. Rund 5.000 Winzer liefern ihre Trauben an diese Genossenschaft.