Galeria Food & Gastro Mehr Platz fürs Besondere

Corona hat den Warenhäusern in Innenstädten das Geschäft gründlich verhagelt. Wie Galeria das Geschäft künftig aufstellen will, erläutert Peter Obeldobel (Foto), CEO Food und Gastronomie.

Freitag, 29. April 2022 - Management
Heidrun Mittler
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Bildquelle: Galeria

Sie haben während der Pandemie die Markthalle in Frankfurt zu einem Vorzeigeprojekt umgebaut. Wie viele Markthallen dieser Ausprägung planen Sie in Deutschland?
Peter Obeldobel:
Ganz genau kann ich es noch nicht sagen. Aber wir planen in den nächsten zehn Jahren 15 bis 20 solcher Standorte. Grundsätzlich brauchen wir an den Standorten einen relevanten Umsatz, damit wir dort unsere Alleinstellung in der Frische umsetzen können.

Das Konzept Warenhaus gilt inzwischen – einmal abgesehen von Corona – als schwierig. Funktionieren Ihre Markthallen auch ohne Warenhaus?
Ehrlich gesagt sind wir sehr gerne im Warenhaus! Aktuell sind wir dabei, auch einen Standort außerhalb anzumieten – ich sage aber nicht wo, da wir uns mitten in den Mietverhandlungen befinden. Nur so viel: Wenn wir außerhalb des Warenhauses agieren, brauchen wir einen Antritt im Erdgeschoss, damit die Frequenz stimmt.

Welche Impulse geben Markthallen grundsätzlich dem Warenhaus?
Die Markthalle ist ein wichtiger Frequenzbringer fürs Warenhaus, aber auch umgekehrt. Ganz klar: Man erledigt einfach gerne alles in einem. Zu uns kommen die Stammkunden fast wöchentlich.

Wie passen Sie das Konzept in kleineren Städten an?
Zum einen stellen wir das Branding um ebenso wie das Kommunikationskonzept. Zum anderen haben wir unser Sortiment modular neu aufgebaut, wir gehen gerade in den Trockensortimenten stärker in die Vorauswahl. Beispiel Brotaufstriche: Sieben verschiedene Marmeladenmarken sind einfach zwei bis drei zu viel. Wir brauchen mehr Platz für das Besondere.

Es heißt, Sie stellen künftig auch den Einkauf neu auf?
Wir sind Systempartner der Rewe, gerade in den Grundsortimenten arbeiten wir sehr eng zusammen. Für das Besondere haben wir ein eigenes Category-Management, da kaufen wir selbst ein. Nach Corona wollen wir wieder jede Woche regionale oder lokale Ware präsentieren, am liebsten mit dem Produzenten vor Ort im Markt. Unser Einkauf ist gefordert, solche Themenwochen zu organisieren.

Was passiert mit den Lebensmittelabteilungen in den Städten, wo noch zwei Galeria-Warenhäuser in Betrieb sind?
Wir haben nur wenige Doppelstandorte, wenn es um die Lebensmittelabteilung geht. In Berlin oder München funktioniert jeder Stadtteil für sich, da sind wir teilweise sogar Nahversorger. Auch in Frankfurt habe ich keinen Grund zu reagieren, denn der zweite Standort auf der Zeil läuft gut, trotz des neuen Geschäfts in der Hauptwache.

Die derzeitigen Krisen treiben die Inflation voran. Sie setzen auf Luxus – ist das Konzept richtig?
Auf jeden Fall! Wir haben eine gute Mischung im Sortiment. Gerade da, wo wir vergleichbar sind, haben wir zum Teil super-konkurrenzfähige Preise. Bei beratungsintensiven Produkten haben wir ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Zur Person

Peter Obeldobel (54) hat nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim bei WMF angefangen, er war fast zehn Jahre lang für die Filialen im In- und Ausland verantwortlich. Nach seinem Wechsel zu Christ Juweliere und Uhrmacher wurde er dort Vorsitzender der Geschäftsführung. 2015 hat er als neuer Chef der Valora Holding Germany unter anderem das Geschäftsfeld Lebensmittel und Sofortverzehr betreten. Seit 2019 ist er als CEO für Food und Gastronomie der Galeria zuständig.