Selbsttests Ein Muss für Kunden und Mitarbeiter

Testen, testen, testen – jedenfalls solange das Impfen noch schleppend ist. Der Einzelhandel ist deutlich schneller als die Politik bei den Selbsttests und dem Verkauf von Kunden-Kits.

Freitag, 26. März 2021 - Management
Andrea Kurtz
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Mitarbeiter zuerst: Kaum hat die Bundesregierung die bundesweite Teststrategie verkündet, legten die Unternehmen aus dem Handel los. Produzierende Hersteller und Logistikunternehmen sind schon seit den ersten Corona-Wochen mit Tests für die Mitarbeiter unterwegs; jetzt ziehen Rewe und Co. nach. So werden die Unternehmen der Rewe Group ihren über 250.000 Mitarbeitern in Deutschland kostenlos Corona-Selbsttests zur Verfügung stellen. Auch die Unternehmensgruppen Aldi Nord und Süd werden ab nächster Woche allen in Präsenzarbeit tätigen Mitarbeitern wöchentlich einen kostenlosen Selbsttest zur Verfügung stellen. Die Tests sind freiwillig; nur in Sachsen könnte es eine Testpflicht geben.

McDonald’s will seinen rund 63.000 Mitarbeitern in Deutschland zusätzlich ein Angebot für eine schnelle und unkomplizierte Impfung geben, sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht.

Eigeninteresse der Wirtschaft
Dr. Jochen Leonhardt, der Landespräsident Sachsen des Bundesverbands Mitteldeutsche Wirtschaft (BVMW), warnt dagegen vor einer weiteren Belastung der Unternehmer und spricht sich dafür aus, dass sämtliche Kosten für Schnelltests genauso wie die Impfungen vom Bundesgesundheitsministerium getragen werden. „Die Unternehmer können auf keinen Fall auch noch für die Kosten der Schnelltests in den Betrieben aufkommen“, sagt er entschieden. „Diese Aufgabe des Staates darf nicht an die Wirtschaft abgegeben werden.“

Der Handel war schnell
Auch für die Kunden soll es jetzt rasch losgehen. Für Anfang März hatten Aldi, Lidl, dm und andere angekündigt, Test-Kits für zu Hause anzubieten. Der Run war entsprechend groß; Server brachen zusammen, lange Schlangen bildeten sich. Doch jetzt beginnt es zu laufen (siehe Tabelle). „Aktuell befinden sich die Corona-Selbsttests in der Auslieferung, sodass wir sie in Kürze deutschlandweit in unseren Filialen anbieten“, heißt es beispielsweise bei Rossmann. Die Tests werden wohl auch noch im Preis sinken, sagte Rossmann-Seniorchef Dirk Roßmann. „Für die nächsten Wochen haben wir viele Zusagen von Lieferanten. Ich kann noch nicht genau sagen, ob wir wirklich all diese Ware bekommen – gehe aber davon aus, dass es reichlich sein wird.“

Der Hemdenhersteller van Laack, der in der Corona-Zeit massenhaft Stoffmasken in Umlauf gebracht hatte, steht jedenfalls parat. Allein im März will er 10 Millionen Corona-Selbsttests des Herstellers Lepu Medical aus China importieren, sagte Firmenchef Christian von Daniels. Ab April sollen es pro Monat 20 Millionen sein. Van Laack will das für die Eigenanwendung bestimmte Produkt vor allem an Firmen und an den Einzelhandel weiterverkaufen.

Keine Öffnung ohne Tests
„Wir Freien Demokraten waren schon immer dafür, Geschäfte wieder ganz zu öffnen, weil der Einkauf laut RKI kaum ansteckend ist und in Verbindung mit einer umfassenden Teststrategie und den guten, vorliegenden Hygienekonzepten schon jetzt möglich ist“, so Manfred Todtenhausen, der Berichterstatter der FDP-Bundestagsfraktion für Handwerk und Einzelhandel. Schnelltests, Nachverfolgung per Smartphone-App und andere Technologien sind für ihn der Schlüssel, um auch Kultur, Sport und Gastronomie wieder schrittweise zu öffnen.

Was tun bei Steigender Inzidenz?
Für viele mittelständische Händler ist derzeit Click & Meet ein Hoffnungsschimmer. „Über allem schwebt jedoch der sorgenvolle Blick auf den Inzidenzwert, und viele der Betroffenen fragen sich, ob sie trotz größter Anstrengungen zum Hygieneschutz am Ende doch rasch wieder schließen müssen“, so Eckhard Schwarzer, Präsident des Mittelstandsverbunds. Es liege schließlich auf der Hand, dass mit zunehmender Zahl der Testungen insbesondere mehr symptomfreie Virusträger gefunden werden, die zuvor übersehen worden wären. Dies werde zwangsläufig die Inzidenzzahlen in den kommenden Wochen nach oben treiben. Dieser Effekt müsse von den politischen Akteuren verstanden werden und dürfe nicht zu einer vorschnellen Rücknahme der Lockerungen führen. „Nur die sachgerechte Bewertung relevanter Messwerte bringt uns mittel- und langfristig weiter“, führt er aus.

FDP-Hoffnungsträger (und Generalsekretär) Volker Wissing geht in seiner Politikschelte weniger feinfühlig vor als der Mittelstandsverbund: „Während die Bundesregierung zu horrenden Preisen bestimmten Bevölkerungsgruppen kostenlose FFP2-Masken über Bezugsscheine zukommen ließ, verkauften deutsche Supermarktketten die Masken bereits für weniger als einen Euro.“ Wissing lobt dagegen den Handel ausdrücklich für seine Schnelligkeit: „Selbst die von der Bundesregierung großspurig angebotenen Schnelltests gibt es eher beim Discounter als von der Regierung.“