Cosnova Aktivitäten orchestrieren

Corona hat die Entwicklung digitaler Tools für das Beauty-Marketing beschleunigt. Wie Cosnova diese auch im stationären Handel nutzen möchte, erklärt Geschäftsführerin Yvonne Wutzler.

Montag, 18. Januar 2021 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Aktivitäten orchestrieren
Bildquelle: Henri Ritter

Frau Wutzler, welche Auswirkungen hat die Pandemie auf den Markt der dekorativen Kosmetik?
Yvonne Wutzler: Die Kosmetikumsätze brachen in Deutschland zu Beginn der Pandemie bis zum Sommer um bis zu 30 Prozent ein. Der Beauty- und Kosmetikkauf ist eher ein Genusskauf: Ich möchte mir als Kunde Zeit nehmen, möchte Produkte testen und muss mich dabei wohlfühlen. All das war nicht mehr gegeben. Seit Sommer hat sich der Markt etwas erholen können. Unterm Strich sind die Kosmetikumsätze in Deutschland 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent geschrumpft.

Aus Hygienegründen fehlten die Tester im Handel. Gibt es Erkenntnisse, wie bedeutend diese für den Verkauf im stationären Handel sind?
Exakte Daten dazu, wie stark sich fehlende Tester auf die Absatzentwicklung ausgewirkt haben, liegen uns nicht vor. Das Testen von Kosmetikprodukten ist sehr wichtig, um zu sehen, ob das Produkt zum eigenen Hautton und zum Typ passt. Die Verbraucher haben sich in den vergangenen Jahren jedoch schon an neue Arten des Produkterlebnisses in der Onlinewelt gewöhnt; sie wissen, dass sie per Handy von überall aus Informationen zu den Produkten abrufen können. In den vergangenen Monaten haben wir daher unser digitales Angebot erweitert, um Konsumenten durch Videoanleitungen und Zusatzangebote in ihrer Produktwahl zu unterstützen.

Dann hat die Pandemie den Trend zur Digitalisierung in der Kosmetikbranche beschleunigt?
Definitiv. E-Commerce, digitales Marketing und Social Selling im Kosmetikbereich haben in den vergangenen Jahren langsam an Relevanz gewonnen, auch digitale Lösungen, um Produkte mithilfe von Augmented Reality am Computer oder über das Smartphone zu testen, wurden schon vor der Pandemie eingesetzt. Corona hat diese Entwicklung deutlich beschleunigt. Wir sind im Social Commerce sehr aktiv auf Instagram, TikTok und Co, haben in Deutschland mit Live Commerce Shows begonnen und testen in vielen Bereichen, wie wir digitale Technologien noch besser nutzen können – online sowie am Point of Sale.

Wo können digitale Tools auch für den stationären Handel eine Lösung sein, um Tester zu ersetzen und die Absätze anzukurbeln?
Wir halten die Verknüpfung von digitalen Angeboten mit dem Point of Sale für eine gute, langfristige Lösung. Aktuell weisen wir an den Theken unserer Handelspartner in vier Testländern, Polen, Spanien, VAE, Taiwan, über „Wobbler“ mit QR-Codes auf Virtual Try-ons und Produktinformationen hin, die digital zur Verfügung stehen. Bald folgen noch Südafrika, Kolumbien und Brasilien, um den Testlauf zu komplettieren. Die jüngeren Generationen unterscheiden nicht mehr zwischen Off- und Onlinewelt, daher sind solche Verknüpfungen auch eine Antwort auf das neue Konsumentenverhalten.

Für welche Produktgruppen funktioniert das virtuelle Testschminken besonders gut?
Derzeit testen wir unser Try-on-Tool mit Augmented-Reality-Anwendung für die Lippenkategorie unserer Marken Catrice und Essence. Die Projizierung der Lippenstiftfarbe auf das virtuelle Spiegelbild funktioniert schon gut, da sich die Lippenkonturen von der Technologie gut erkennen lassen. Wir weiten die Anwendung auf Augen-Make-up und Foundation aus.

Was tun Sie, damit sich Ihre On- und Offlineaktivitäten künftig gegenseitig noch stärker befruchten?
Wir investieren 2021 massiv in die Digitalisierung und arbeiten an einer internationalen Plattform, um Online- und Offline-Aktivitäten optimal zu orchestrieren und die Bereiche gegenseitig zu stärken. Die technischen Herausforderungen können mithilfe von Software-Lösungen wie Commerce Connector bewältigt werden. So kann man einem Online-User beispielsweise anzeigen, dass er das Produkt, über das er sich gerade informiert, beim stationären Händler ums Eck beziehen kann.