Kolumne Dr. Rüschen Verzettelt sich der Marktführer?

Die Edeka liebt außer Lebensmitteln auch Betriebsformen. In vielen Subsegmenten liegen die Hamburger aber hinter den Wettbewerbern.

Mittwoch, 08. Juli 2020 - Management
Stephan Rüschen
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Bildquelle: Carsten Hoppen

Die Edeka-Gruppe ist seit Jahren die unangefochtene Nr. 1 im LEH. 2019 erzielte sie einen Umsatz von 55,7 Milliarden Euro und einen Marktanteil (MA) von ca. 28 Prozent. Wenn man den LEH-Markt jedoch in seine Subsegmente unterteilt, so ist die Edeka nur in der Betriebsform Supermärkte/ Verbrauchermärkte dominierend (ca. 50 Prozent MA). Dieses Segment steht für 56 Prozent des Umsatzes der Gruppe. Die restlichen 44 Prozent verteilen sich auf eine Vielzahl von Betriebsformen.

So ist die Edeka bei Discount, SB-Warenhaus, Cash & Carry etc. häufig nur die Nr. 3 oder 4. Diese Vertriebsformate werden in der Regel mit anderen Vertriebsmarken (wie Marktkauf, Naturkind, Netto, Budni, Bringmeister) betrieben. Teilweise gibt es sogar mehrere Marken in einem Subsegment (Netto und NP; Marktkauf und E-Center).

Ein dominanter Marktanteil und somit eine Top-Position in Marktsegmenten gelten aber als relevante Erfolgsfaktoren für die Rentabilität eines Unternehmens, vor allem gegenüber dem Wettbewerb. Denn ein überlegener Marktanteil ist häufig die Quelle für eine bessere Kostenposition, etwa bei Marketing- und Supply-Chain-Kosten.

Eine horizontale Diversifikationsstrategie – also verschiedene Handelsformate – ist für eine Unternehmensgruppe sinnvoll, um Risiken zu verteilen und Marktchancen zu nutzen. Letztere sind dann gegeben, wenn kleinere Subsegmente überdurchschnittliche Wachstumsraten erwarten lassen (wie Bio-Fachhandel, E-Food, Convenience). Es kann erfolgsversprechend sein, diese Wachstumsmärkte zu besetzen. Auch auch dort ist es anzustreben, die Nr. 1 oder 2 im Segment zu sein.

Diversifikation kann zu Komplexität und damit verbundenen Kosten führen. Es besteht die Gefahr der „Verzettelung“, wenn man Investitionen auf zu viele Felder verteilen muss und/oder jedes Vertriebsformat nur „halbherzig“ betrieben werden kann. Der schleppende Markteinstieg von Naturkind, Edeka Express und die langsame Expansion von Budni könnten ein Beleg dafür sein.

Die Rewe-Gruppe ist ähnlich diversifiziert aufgestellt, während etwa Aldi, die Schwarz-Gruppe, Globus, dm, Denns oder Metro sich auf ein bis zwei Vertriebsformate beschränken und oft die 1. oder 2. Position in ihrem Segment einnehmen.

Einer Diversifikationsstrategie folgt häufig eine Refokussierung auf profitable Segmente. Es bleibt spannend bei der Edeka.