Bargeldversorgung Bargeld im Handel: Neu wird teurer

Alles neu macht der Mai: Die Bundesbank gibt die Bargeldversorgung in private Hände. Das verteuert Beschaffung und „Entsorgung" von Kleingeld.

Mittwoch, 20. April 2011 - Management
Silvia Schulz
Artikelbild Bargeld im Handel: Neu wird teurer
Zahlen ganz ohne Bargeld: Neue Technologien machen es möglich.
(Bildquelle: Martin Kämper)
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Für Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele ist der gesetzliche Auftrag der Bundesbank zur Bargeldversorgung mit Einführung des Normcontainers und der Abschaffung der subventionierten Stückelung des Kleingelds erfüllt. Es sei nicht die Aufgabe des Steuerzahlers, die Versorgung der Wirtschaft mit Wechselgeld zu organisieren und zu bezahlen, so der Vorstand; zudem nehme der Handel die Leistungen über Kreditinstitute und Geld- und Wertdienstunternehmen (GWU) in Anspruch, die letztlich die Detailarbeit leisten. Bernd M. Fieseler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) versichert, dass die Münzen bei den Sparkassen flächendeckend weiter rollen werden. Doch zu welchem Preis, sagt er nicht.

Seit 2009 gibt es das Zahlungsdienstaufsichtsgesetz (ZAG). Das besagt, dass GWU die Lizenz als Finanzdienstleister bei der BaFin (Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungsaufsicht) beantragen können. Haben sie diese bis zum 1. Mai 2011 nicht, werden die Bundesbankkonten geschlossen. Die Folge: Diese GWU brauchen Partner. Die finden sie bei Banken, Sparkassen und Kreditinstituten, die Lösungen nach dem Kreditwesengesetz (KWG) entwickeln. Sie können, etwa wie die Cash Logistik Security AG in Zusammenarbeit mit der DZ Bank AG, neue Gesellschaftsformen unter ihrer Beteiligung eingehen. Oder die GWU beschränken sich auf Geldtransporte und genehmigungsfreie Tätigkeiten.

Ihre Aktivität im Bargeldkreislauf bestimmen sie selbst. Theoretisch, denn vor der Zulassung müssen Hürden wie Versicherungsfragen, Eigenkapitalquote, gesellschaftsrechtliche Aufspaltung der Geschäftsbereiche und Insolvenzschutz genommen werden. Drei ordentliche Mitgliedsunternehmen des BDGW (Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V.) haben diese Lizenz beantragt. Die Genehmigungen steht aber noch aus. Ob das an den Auflagen liegt, oder ob die GWU-Branche zum Spielball zwischen Bundesbank und BaFin geworden ist, ist offen.

Harald Olschok, Geschäftsführer des BDGW, schätzt, dass „die Masse der Mitglieder mit regionalen Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken kooperiert und Lösungen unter dem Dach des KWG finden wird". Das bedürfe dann keiner Zulassung als Zahlungsinstitut.

Die Bargeldversorgung bricht nun natürlich nicht zusammen, aber Ulrich Binnebößel vom Einzelhandelsverband HDE ist sich sicher: „Das Münzgeld in den Handel zu bekommen wird schwieriger, aufwendiger und teurer."

Wer zahlt die Zeche?

Ohne Subventionierung muss der professionelle Aufwand zur individuellen Aufbereitung bezahlt werden. Auch die Bearbeitungsgebühr wird sich erhöhen. Doch ob die erhöhten Kosten nur vom Handel getragen werden, zeigt erst die Praxis. Für den Konsum Dresden zum Beispiel ist die Versorgungssituation bisher unverändert, erklärt Carsten Walther, Vorstand Konsum Dresden. Er beklagt jedoch, dass „... die vom Gesetzgeber aufgezwungene Verlagerung der Münzgeldversorgung in die Privatwirtschaft zu höheren Kosten führt, die letztlich vom Endverbraucher zu tragen sind". Im Klartext: Verbraucher zahlen dafür, dass die Bundesbank das Geld der Steuerzahler spart. Eindeutig im Vorteil sind die Händler, die ihre Geldgeschäfte aufgrund ihres Standorts Tür an Tür mit regionalen Banken, abwickeln können. So lassen sich per anno 4- bis 5-stellige Beiträge sparen.

Es geht auch ganz anders: Finnen und Niederländer haben die 1- und 2-Cent-Münzen abgeschafft. Geschäfte runden die vom Kunden zu zahlenden Beträge auf 5 Cent auf oder ab. Da sich das mittelt, zahlt niemand drauf. Für die Variante spricht sich Edeka-Kauffrau Martina Walter aus Schöneiche aus – wenn die Kunden mitmachen. 2004 votierten noch 54 Prozent der befragten Deutschen gegen die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen. Verbraucher würden aber gewiss aufs Kleingeld verzichten, wenn sie dadurch sparten.

Auch neue Technologien im Zahlungsverkehr können den Münzverkehr minimieren. „Mobile Payment" ist eine Option, denn Smartphones & Co. gehört die Zukunft. Mit einer eigenen Händler-App könnte eine solche Lösung besonders attraktiv werden. Andere Optionen sind das „Kontaktlose Bezahlen" mittels Bezahlkarte und Bezahlfunktionen auf Mobilgeräten, biometrische Technologien (lokale Anwendungen im LEH) und „Signature Pads" wie bei Ikea und Görtz.

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Bild öffnen Die Bundesbank spart Geld, die Verbraucher zahlen dafür. 
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